„Es war hell ohne Ende – und ein Knall, dass ich dachte, eine Bombe schlägt direkt neben mir ein.“ So schilderte kürzlich die Überlingerin Waltraud Döring den Blitzeinschlag in ihren Dachstuhl.
Mit Urgewalt sausen Blitze nieder, bevorzugt im Süden Deutschlands – durch aufsteigende feuchtwarme Luftmassen baut sich eine große Gewitterwolke (Cumulonimbus) bis in die höhere, kältere Troposphäre auf, um sich dann zu entladen. Im vergangenen Jahr hat es in Deutschland häufiger geblitzt als 2020. Die höchste Blitzdichte gab es im bayerischen Landkreis Starnberg und in Baden-Württemberg.
Vor allem der wohlhabende Kreis südlich von München fällt im Siemens-Blitzatlas 2021 als Hotspot auf: Mit 7,6 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer lässt er den zweitplatzierten Stadtkreis Augsburg deutlich hinter sich, der auf 5,9 Blitze pro Quadratkilometer kommt. Auf dem dritten Rang der Blitz-Hotspots liegt der Bodenseekreis (ebenfalls 5,9). Er ist der einzige nicht-bayerische unter den zwölf blitzreichsten Kreisen und Städten.
Auf Länderebene liegt Baden-Württemberg dennoch mit einer Blitzdichte von 2,61 an der Spitze vor Bayern, das mit 2,18 Blitzen pro Quadratkilometer auf Rang zwei kommt. Dahinter folgen Schleswig-Holstein und Hamburg mit 1,67 und 1,66. Bundesweiter Durchschnitt waren 1,4 Blitze pro Quadratkilometer.

Deutschlandweit stieg die Zahl der Blitze vergangenes Jahr um knapp ein Viertel auf 491.000. Jeder elfte davon schlug am 29. Juni ein, dem blitzreichsten Tag in Deutschland. Damals hatten Unwetter in Teilen der Bundesrepublik zu schweren Schäden geführt. Mehr als die Hälfte aller Blitze schlugen im Juni 2021 ein.
„2021 war gegenüber den Vorjahren wieder deutlich niederschlagsreicher bei dennoch hohen Temperaturen vor allem im Juni“, erklärt der Leiter des Blitz-Informationsdienstes von Siemens, Stephan Thern. „Damit waren die Grundvoraussetzungen für Gewitter – Feuchtigkeit und heiße Temperaturen – vorhanden, um ein doch deutlich blitzintensiveres Jahr zu registrieren.“ Dennoch lag die Blitzdichte 2021 in etwa im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.
Im Blitz-Hotspot Starnberg habe es 43 Gewittertage gegeben, sagt Thern. Dass die höchsten Blitzdichten im Süden gemessen wurden, überrascht ihn nicht: „Bei den vorwiegend bayerischen Stadt- und Landkreisen unter den Top Ten spielt sicherlich – wie nahezu jedes Jahr – die Nähe zum Alpenrand eine große Rolle.“
Wer Angst vor Blitzen hat, war vergangenes Jahr in Solingen am besten aufgehoben. Mit 0,18 Blitzen pro Quadratkilometer gab es hier im Verhältnis die wenigsten Einschläge. Auch Brandenburg an der Havel mit 0,20 und der Stadtkreis Bremen mit 0,26 waren 2021 ausgesprochen blitzarm. Auf Bundesland-Ebene traf es Bremen, Sachsen-Anhalt und das Saarland im Verhältnis zu ihrer Größe am seltensten.

Und wer vergangenes Jahr zu viele Blitze gesehen hat, kann immerhin auf Veränderung hoffen: Die kreisfreie Stadt Wolfsburg, der Spitzenreiter des Jahres 2020, lag im Folgejahr nur noch im unteren Mittelfeld – mit einem Achtel der Blitze.
Und in Schweinfurt, das 2018 noch ein Hotspot war, gab es 2021 nur elf Einschläge – 0,31 pro Quadratkilometer. Die höchsten Blitzdichten gab es in Bosnien-Herzegowina, Slowenien und Montenegro.