Wie kommt ein in der biblischen Sintflut Ertrunkener nach Wangen? Warum ist eine unscheinbare Kirche Pilgerziel für Kunstreisende und was stand vor 6000 Jahren auf der Speisekarte? Die Antworten finden Sie auf einer kurzen Rundwanderung von Wangen über die herrlich romantische Hintere Höri nach Öhningen.

Rund 100 verschiedene Touren durch die Region inklusive druckbarer Wanderkarten finden Sie bei SÜDKURIER Wanderlust!

Wer Glück hat, ergattert einen der wenigen Parkplätze am Museum Fischerhaus, direkt am Ausgangspunkt der Wanderung. Das schmucke, über 500 Jahre alte Fachwerkgebäude stand einst im Ortskern von Wangen. 1986 an seinen heutigen Platz am Seeufer umgesetzt, bietet es eine sehenswerte Ausstellung zum Weltkulturerbe Pfahlbauten. Vor 4000 bis 6000 Jahren standen hier, wie an anderen Stellen rund um den Bodensee Pfahldörfer am Seeufer.

Die Snacks unserer Vorfahren

Das Besondere an Wangen ist die lange Erforschungsgeschichte. Die jungsteinzeitliche Siedlung war zur Mitte des 19. Jahrhunderts der erste Fund seiner Art. Bei den Ausgrabungen im Seeboden fand man neben Keramik und Werkzeugen auch Apfelschnitze, Nüsse und Getreide. Dank des Luftabschlusses blieben die Snacks unserer Vorfahren bestens erhalten. Die Replik eines ihrer Pfahlhäuser steht unter der geschwungenen Pappelallee am Seeufer.

Weit älter sind die Fossilien aus den Öhninger Steinbrüchen. Neben zahlreichen Einschlüssen der Flora und Fauna vor 12-13 Millionen Jahren fand dort der Züricher Arzt und Forscher Johann Jakob Scheuchzer Anfang des 18. Jahrhunderts auch die Überreste eines "in der Sintflut ertrunkenen armen Sünders". Das dachte er zumindest. Wie zu erwarten, wurde das versteinerte Skelett schon einige Jahre später vom französischen Paläontologen Georges Cuvier als Riesensalamander entzaubert. Aber immerhin, er hat seinem Kollegen mit der wissenschaftlichen Bezeichnung "Andrias scheuchzeri" ein Denkmal gesetzt.

Versteckte Kunstschätze

Der Auftakt der Wanderung führt ins benachbarte Kattenhorn, wo sich ein Kunstschatz von Weltruf versteckt – ja sich fast vor seinen Besuchern ziert. Die unscheinbare Petruskirche mit ihrem schlanken Turm würde wohl unbeachtet am Ortsrand stehen, hätte nicht der Künstler Otto Dix (1891-1969) während seiner Zeit auf der Höri die großflächigen Kirchenfenster der Ende der 50er-Jahre gebauten kleinen Kirche gestaltet.

Steht die Sonne richtig, flutet zartblaues Licht durch die drei Szenen aus den Erzählungen des Apostels Petrus in den schlichten, zweckmäßigen Innenraum und nimmt den faszinierenden Glasarbeiten ihre Strenge. Dix erzählt in der ältesten reformierten Kirche der Höri drei Begebenheiten aus dem Leben des Fischers Simon Petrus.

Imposante Stiftskirche über dem Untersee

Wieder vor der Tür, setzt man die Wanderung auf dem Uferweg nach Öhningen fort. Unübersehbar thront dort die Stiftskirche St. Hippolyt und Verena über dem Untersee. Das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift mit seinen mittelalterlichen Konventsgebäuden geht bis in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts zurück. Es wäre nun allzu leicht, in Öhningen in den Höribus oder im nahen Oberstaad aufs Schiff zu steigen und in fünf Minuten nach Wangen zurückzufahren.

Viel schöner ist es, an den Seeufer-Kulturbummel einen Naturspaziergang durch die Klingenbachschlucht anzuschließen. Der Pfad schlängelt sich über Brückchen durch das Tal und führt durch Felder und ein kleines Wäldchen zum steil abfallenden Molassehang am Kattenhorner Bühl. Auf einem Schmalspurweg geht es zur Liebeshalde – zu einem verzauberten Plätzchen zum nochmals Innehalten.

Jetzt Wanderkarte herunterladen

Dateiname : Höri-Wanderung
Datum : 29.04.2019
Download : Jetzt herunterladen
Bild :

Infos zur Tour:

  • Distanz: 10,5 km (ca. 150 Höhenmeter)
  • Dauer: 3 Stunden
  • Kondition: leicht

Auf vielen Wanderrouten kann es wetterbedingt auch kurzfristig zu Sperrungen kommen. Bitte informieren Sie sich deshalb vor Beginn Ihrer Wanderung darüber, ob es Hinweise auf Sperrungen oder Umleitungen gibt – zum Beispiel auf der Website der jeweiligen Gemeinde.