Das „Laufhaus“ in Villingen wurde gestern durchsucht.
Das „Laufhaus“ in Villingen wurde gestern durchsucht. | Bild: cm

Die Großrazzia gehört zu einem Ermittlungsverfahren von Polizei und Staatsanwaltschaft gegen führende Köpfe der örtlichen Rotlichtszene.

Laut Staatsanwaltschaft wurden „eine Vielzahl von Beweismitteln gesichert und erhebliche Vermögenswerte beschlagnahmt“. Konkret, so berichtet der zuständige Staatsanwalt Egon Kiefer aus Konstanz, sicherte die Polizei rund 100.000 Euro Bargeld, pfändete Bankkonten und beschlagnahmte 13 „hochwertige Fahrzeuge“, darunter auch zwei Nobelkarossen vom Typ „Hummer“. Ziel ist es, die Gewinne aus den Straftaten abzuschöpfen.

An den Durchsuchungsmaßnahmen waren über 250 Einsatzkräfte der Kriminalpolizei, der Steuerfahndung Rottweil sowie Spezialkräfte der Bereitschaftspolizei und des Spezialeinsatzkommandos (SEK) beteiligt.

Betroffen von den Durchsuchungen waren neben Villingen-Schwenningen auch Städte in den Landkreisen Tuttlingen, Rottweil, Freudenstadt, Aalen, Stuttgart und Pirmasens.

Gegen fünf Männer im Alter von 26 bis 36 Jahren wurden Haftbefehle des Amtsgerichts Konstanz vollzogen, heißt es in der Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft.

Die Männer wurden festgenommen und dem Haftrichter vorgeführt. Die Tatverdächtigen seien deutscher, bosnischer und türkischer Nationalität. Sieben weitere Personen stehen im Verdacht, die Hauptbeschuldigten unterstützt zu haben.

Frauen „gebrandmarkt“
Den Beschuldigten wird vorgeworfen, als gut organisierte Bande in den letzten Jahren über 30 Frauen, darunter mehrere Frauen unter 21 Jahren, der Prostitution zugeführt und diese systematisch ausgebeutet zu haben. „Mit Drohungen und Gewalt wurden die Frauen psychisch und physisch massiv unter Druck gesetzt, um letztlich jeden selbstbestimmten Willen zu brechen“, berichtet der Staatsanwalt.

Ein teures Motorrad wird von Beamten am Schwenninger Edelbordell „La Notte“ beschlagnahmt.
Ein teures Motorrad wird von Beamten am Schwenninger Edelbordell „La Notte“ beschlagnahmt. | Bild: Wittmann
Den Frauen seien sämtliche Einnahmen aus ihrer Tätigkeit abgenommen worden, sie seien ferner teils regelmäßig geschlagen und in einem Fall auch vergewaltigt worden. „Sie wurden mit den Namen ihrer jeweiligen Zuhälter tätowiert und so regelrecht gebrandmarkt“, heißt es weiter. Die Täter betrieben insbesondere zwei Bordelle in Villingen-Schwenningen und verfügten darüber hinaus über einen gemeinsamen Fuhrpark mit hochwertigen Kraftfahrzeugen.

Bis zum endgültigen Abschluss des Ermittlungsverfahrens werden noch umfangreiche länger andauernde Ermittlungen notwendig sein, kündigt die Staatsanwaltschaft an.

Die Verhafteten, die bei ihrer Festnahme keinen nennenswerten Widerstand geleistet haben, sollen nach Aussage von Staatsanwalt Kiefer zur so genannten „Türsteher-Szene“ gehören. Sie seien hierarchisch strukturiert und straff organisiert.

Die betroffenen Prostituierten werden von Sozialeinrichtungen betreut, damit sie nach der Zerschlagung der Zuhälterstruktur „nicht ins Bodenlose fallen“, sagte Staatsanwalt Kiefer. „Wir unterstützen sie, wo wir können.“ (sk/est)