Nach einem tragischen Beziehungskonflikt in der Obertorstraße in Radolfzell hat die mutmaßliche Täterin, eine 44-jährige Frau, nun ihre Untersuchungshaft angetreten. Das bestätigte das Amtsgericht Konstanz dem SÜDKURIER. Die Frau war noch im Boarding-House, wo sich die Tragödie abgespielt hat, festgenommen worden. Die Tat beschäftigt die Kleinstadt noch immer.

Familie: „Er war ein Vollblutpapa“

Anwohner berichteten dem SÜDKURIER noch am Freitag von wiederkehrenden Streitigkeiten und störendem Verhalten in der Straße. Die 44-Jährige wird von einigen als liebevolle Person beschrieben, die jedoch unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen eine ganz andere Seite zeigte. Ein Bekannter der Frau sagte, sie sei lange misshandelt worden. Die Ermittlungen zur Klärung der genauen Umstände dauern indes an.

Das bestätigen auch die Angehörigen des verstorbenen Mannes, die sich an den SÜDKURIER gewandt haben. Auch sie wissen nicht, was sich im Dachgeschoss in der Obertorstraße in jener Mittwochnacht zugetragen hat. Seither kann aber keiner aus der großen Familie aus dem nördlichen Teil des Landkreises Konstanz noch schlafen. Zu groß ist die Wut über den Tod, zu viele Fragen sind offen.

Die Angehörigen wehren sich nur dagegen, dass der 50-jährige Mann vorher gewalttätig gegenüber der Frau gewesen sein könnte. Das war ein „Vollblutpapa und -opa“, nach der Trennung von seiner langjährigen Partnerin sei er aber in einen Abwärtsstrudel geraten.

„Das kann man schon Folter nennen“

Ihr Vater und Onkel sei ein sehr friedlicher Mensch gewesen, der sich gar nicht auf Streitereien eingelassen habe. Das Gegenteil sei der Fall: Der Verstorbene sei ständig durch die Frau misshandelt worden. „Das kann man schon Folter nennen“, sagt der älteste Stiefsohn, der noch den meisten Kontakt zu ihm gehalten hat. Die Beziehung zwischen dem Toten und der jetzt inhaftierten Frau sei eher locker gewesen und keine echte Partnerschaft.

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Der Stiefsohn war sogar einmal Zeuge eines Übergriffs und fragte sich, wie sein Stiefvater das ertragen konnte. Es habe viele solcher Übergriffe gegeben, obwohl der 50-Jährige die Frau höchstens ein halbes Jahr kannte. Die Verletzungen des Mannes habe man mit Fotos dokumentiert. Die Familie vermutet, dass das spätere Opfer an jenem Abend nur habe helfen wollen.

Die Kriminalpolizei ermittelt

Die Staatsanwaltschaft Konstanz ließ am Donnerstag die Wohnung in dem betroffenen Haus untersuchen. Noch im Treppenhaus entdeckten die Ermittler zahlreiche Blutspuren an Wand, Türen und Teppich. Die Polizei traf die mutmaßliche Täterin in ihrer Wohnung an, begleitet von zwei weiteren Personen.

Während die beiden Männer nach den polizeilichen Maßnahmen entlassen wurden, wurde die 44-Jährige vorläufig festgenommen. Die Staatsanwaltschaft stellte daraufhin einen Haftantrag gegen sie, am Freitag wurde die Frau einem Haftrichter vorgeführt. Die genauen Umstände und Hintergründe der Tat werden derzeit von der Kriminalpolizeidirektion Rottweil ermittelt.