Leonardo da Vinci war – soviel man weiß – nie in Südbaden. Er lebte und arbeitete in Italien und wurde dann vom französischen König abgeworben. Dieser Aristokrat hatte eine feine Nase für gute Bilder und erwarb vom Genie Leonardo jenes Bild, das heute sein berühmtestes werden sollte: die Mona Lisa.

Hohentwiel und Hohenkrähen deutlich erkennbar

Völlig überraschend ist nun eine qualitativ hochwertige Kopie dieses Porträts aufgetaucht, die den Betrachter stutzig macht: Im Hintergrund erkennt man deutlich zwei Hegauberge, die jeder Autobahnnutzer kennt: den Hohentwiel bei Singen und den Hohenkrähen.

Die Kopie: Im Hintergrund sind deutlich die Hegauberge Hohentwiel (rechts) und Hohenkrähen zu erkennen.
Die Kopie: Im Hintergrund sind deutlich die Hegauberge Hohentwiel (rechts) und Hohenkrähen zu erkennen. | Bild: Ulrich Fricker

Eine große Ausstellung in München brachte diese „Baden-Variante“ der Mona Lisa ans Tageslicht. Seit vielen Jahren schon ist das Ölgemälde in den Depots der Alten Pinakothek untergebracht – ein Schicksal, das es mit vielen Kunstwerken teilt.

Für die Ausstellung „Florenz und seine Maler“ holte man die Mona Lisa heraus und hängte sie neben andere Meisterwerke der Renaissance.

Hegauberge erst später auf Bild gesetzt

Soweit wäre der Vorgang unspektakulär. Doch ergaben Untersuchungen der Ölschichten, dass die Hegauberge erst später auf das Bild gesetzt wurden. Der Besitzer des Bildes, wahrscheinlich der Zweitbesitzer, ließ die Flusslandschaft Leonardos durch die markanten Vulkane im Hegau übermalen. Das wiederum legt nahe, dass er aus Südbaden stammt, sei es als Adliger oder vermögender Bürger.

Doch wer war dieser Eigentümer des Frauenbilds mit dem eigentümlichen Lächeln – irgendwo zwischen Sphinx und Dorfschönheit?

Die Gutachter und Kuratoren der Ausstellung wissen in diesem Punkt nicht weiter. Sie loben zwar die „qualitätvolle Münchner Kopie“, können deren Herkunft aber nicht aufhellen. Der Besitzer hat schlichtweg keine Spur, kein Monogramm an Leinwand oder Rahmen hinterlassen, wie das andere Besitzer taten. Auch der Aufsatz im Katalog weist hier nur eine Leerstelle aus. Genaues weiß man nicht. Die Kopie behält ihr Geheimnis für sich, was vermutlich ihren größten Reiz ausmacht.

Eigener Sicherheitsdienst wacht über Mona Lisa

Den Weg des Originals kennt man besser. Leonardos bekanntestes Werk, gemalt wohl um 1502, war durchgängig in französischem Besitz. Erst erwarb es der König für seine privaten Gemächer. Später kam es in den Louvre und ist seitdem öffentlich zu besichtigen. Napoleon I. war so begeistert vom Fräulein mit dem leichten Silberblick, dass er sie in seinen Gemächern in den Tuilerien aufhängen ließ. Später wanderte sie wieder in den Louvre, wo das Bild bis heute hängt.

Für viele Besucher ist La Gioconda, wie sie im Italienischen heißt, die Hauptattraktion in diesem riesigen Museum. Lange Schlangen bilden sich vor dem kleinen Bild, ein eigener Sicherheitsdienst wacht über das Wohl der Mona Lisa.

Die früh Berühmte und Vollendete wurde häufig kopiert oder gefälscht. Doch selten geriet das Abbild so fein und detailgetreu wie bei dieser Variante mit der Hegau im Hintergrund. Sie dürfte um 1600 entstanden sein und erst später am Bodensee angekommen sein.

1792 erwirbt der bayerische Kurfürst das Porträt. Seitdem gehört diese Mona Lisa nach Bayern, wo sie vor einigen Wochen im Depot ausgegraben wurde. Nur ist ihr Lächeln öffentlich; über ihre Herkunft und ihren Mäzen wird sie weiterhin schweigen.