In den neuen Staufener Missbrauchsfall um den ehemaligen Betreuer einer Pfadfindergruppe und mehreren hundert sexuellen Übergriffen kommt Bewegung. Der Fall war Anfang Mai an die Öffentlichkeit gelangt. Die Staatsanwaltschaft Freiburg teilte dem SÜDKURIER auf Anfrage mit, dass „das Ermittlungsverfahren in der Sache Pfadfinder in Kürze abgeschlossen wird“. In circa zwei Wochen könnte nach Angaben der Ersten Staatsanwältin Martina Wilke Anklage erhoben werden.

Betreuer im Verdacht

Tatverdächtig ist ein heute 41-jähriger Staufener, der früher als Betreuer einer Pfadfindergruppe arbeitete. Er soll mindestens vier Jungen sexuell missbraucht worden, die zur Tatzeit zwischen acht und 14 Jahren alt waren. Mindestens zwei seiner Opfer stammen aus der evangelischen Pfadfindergruppe, teilte die Staatsanwaltschaft im Mai in einer Pressekonferenz in Freiburg mit.

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„Die Häufigkeit der Übergriffe variiert von zwei bis über 400 Übergriffen“, hatte die leitende Staatsanwältin Nikola Novak gesagt. Demnach sei es bei einzelnen Opfern zu mehreren Übergriffen pro Woche gekommen. Weitere Opfer soll der Tatverdächtige, der in Staufen zuletzt in einem Fahrradladen in der Altstadt tätig war, im privaten Umfeld kennengelernt haben. Er wurde bereits am 22. Februar festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft.

Anklage steht bevor

Unmittelbar nach der Festnahme hatte die Kriminalpolizei Freiburg die Ermittlungsgruppe „Burg“ ins Leben gerufen und bis Anfang Mai bereits mehrere hundert Befragungen durchgeführt. Über den aktuellen Stand der Ermittlungen wollte die Staatsanwaltschaft nichts sagen und verwies stattdessen auf den Zeitraum in „etwa zwei Wochen“, in dem es voraussichtlich zur Anklageerhebung kommen könnte.

Auch die Polizei hält sich auf Nachfrage des SÜDKURIER bedeckt – ob der Tatverdächtige inzwischen ausgesagt hat, wollte Sprecher Martin Lambrecht nicht sagen: „Wir haben das Verfahren an die Staatsanwaltschaft Freiburg angegeben.“

Bei der Pressekonferenz Anfang Mai hatten Staatsanwaltschaft und Polizei nicht ausgeschlossen, dass es weitere Opfer geben könnte. Die Ermittlungen angestoßen hatte ein heute 17-Jähriger, der sich als mutmaßliches Opfer seiner Mutter anvertraut hatte und daraufhin Anzeige erstattete. Er soll den Angaben zufolge bereits im Alter von neun bis elf Jahren von dem Tatverdächtigen missbraucht worden sein.

Die Ermittlungen stehen in keinem Zusammenhang zum als Staufener Missbrauchsfall bekannt gewordenen Prozess um Christian L. und Berrin T., die gemeinsam einen damals neunjährigen Jungen vergewaltigt und pädophilen Männern über das Darknet verkauften – auch wenn der aktuelle Tatverdächtige Christian L. heißt.