Silke Weidmann

318 Mal wurde laut Deutscher Stiftung Organtransplantation hierzulande im Jahr 2018 ein Herz verpflanzt. Da mehr Organe benötigt als gespendet werden, gibt es eine Warteliste mit Patienten, die ein Spenderherz brauchen. Florian Fritsche stand auf dieser Liste. Der 21-Jährige lebt seit dreieinhalb Jahren mit einem neuen Herzen in seinem Körper. Nun ist er aus dem 600 Kilometer entfernten Bitterfeld nach Tannheim gekommen, um an einer vierwöchigen Behandlung in der Jungen Reha in der Nachsorgeklinik Tannheim bei Villingen-Schwenningen teilzunehmen.

Die häufigste Diagnose, die eine Herztransplantation erfordert, ist die zumeist genetisch bedingte Kardiomyopathie, bei der es zu einer Vergrößerung und fortschreitenden Schwächung des Herzmuskels kommt. Da bereits Florians Mutter daran litt und an der Abstoßung eines Spenderherzens starb, hat man bei ihm genauere Untersuchungen durchgeführt. Zunächst wurde bei ihm keine Herzkrankheit festgestellt. Vier Jahre später wurde bei dem damals 15-Jährigen dann aber eine starke Herzschwäche und Herzvergrößerung diagnostiziert. Er wurde medikamentös eingestellt, sein Zustand verschlechterte sich allerdings schnell. Ende 2015 wurde er auf die Hochdringlichkeitsliste für eine Herztransplantation gesetzt.

Es folgten fünf lange Monate des Wartens im Herzzentrum Leipzig. Diese Zeit ohne einen Alltag mit Schule, Familie und Freizeit, ohne jegliche Privatsphäre, „das war schwer auszuhalten“, erinnert sich Florian. Sein Freundeskreis sei geschrumpft, aber ein paar wenige sehr gute Freunde seien oft vorbeigekommen. An einen besonders schönen Tag erinnert sich Florian gerne: Kurz vor seiner Transplantation hat ihn fast die ganze Schulklasse besucht. Auch seine Oma, bei der Florian seit dem Tod der Mutter lebt, war regelmäßig bei ihm auf der Herzstation.

Im Mai 2016 ist es dann so weit, ein Herz wird für Florian gefunden, alle Werte passen und die Transplantation verläuft erfolgreich. Nach der OP lag er zunächst auf der Intensivstation, kämpfte mit Nieren- und Lungenproblemen, musste wieder mobil werden. Nach vier Wochen ging es aufwärts. „Es war schon schön, als das alles besser wurde“, erinnert sich Florian. Nach einer anschließenden Reha und einiger Zeit zu Hause konnte er wieder zur Schule gehen und seinen Realschulabschluss machen. Bei der Ausbildung zum Fachinformatiker, die er danach begann, muss er jetzt pausieren. Seine Gesundheit lässt momentan keinen Arbeitsalltag zu.

Eines seiner wichtigsten Ziele der Therapie in Tannheim ist daher auch zu klären, wie es beruflich für ihn weitergehen kann. Belastbarer zu werden, ist Florians größtes Anliegen. Die Physio- und Sporttherapie und die therapeutischen Gruppengespräche in der Reha seien ihm dabei eine große Hilfe, erzählt er. Aber auch die Gespräche unter Gleichaltrigen jenseits der Therapien bedeuten ihm sehr viel. Die Teilnehmer der Jungen Reha haben zwar unterschiedliche Erkrankungen, aber sie alle haben die gleichen Zukunftsfragen: Beruf, Freundschaft, Partnerschaft, Selbstständigkeit, damit müssen sie sich wie alle Gleichaltrigen auseinandersetzen. Mit einigen seiner Gruppe will Florian nach der Reha auf jeden Fall weiterin in Kontakt bleiben.