Wutach – In der Gemeinde Wutach im Landkreis Waldshut flimmert die Hitze bei Temperaturen weit über 30 Grad. Im Inneren des Gebäudes Finkenweg 2 ist es dagegen angenehm kühl. Und dort, in der Rettungswache der Bergwacht Wutach, wird in diesen Minuten ein kleines Stück baden-württembergische Rettungsdienstgeschichte geschrieben.
Zwei schwierige Jahre
Beide Temperatur-Extreme passen auch auf die letzten zwei Jahre der Bergwacht Schwarzwald, wie bei dem Treffen mit Tourismusminister Guido Wolf und Staatssekretär Wilfried Klenk vom Innenministerium deutlich wird. 2016 war für die Bergwacht Schwarzwald ein schwieriges Jahr. "Da stand die Zahlungsunfähigkeit im Raum", weil die Mittel für Einsätze und Sachkosten nicht ausreichten, schilderte der Landesvorsitzende Adrian Probst, Bürgermeister der Tourismusgemeinde St. Blasien, die dramatische Situation.

Seither hätten sie einen wichtigen Schritt nach vorne getan. Die Investitionsmittel des Landes seien von 70 000 Euro im Jahr 2016 auf 350 000 Euro für dieses und das kommende Jahr erhöht worden. Doch der Investitionsstau betrage 4,5 Millionen Euro, für dieses Jahr habe das Land zusätzliche 600 000 Euro zugesagt Geld, das sie für die Sanierung der Wachen in Menzenschwand, Wieden, Muggenbrunn und Waldkirch (Kandel) dringend benötigen. Für das kommende Jahr sind die Wachen von Hinterzarten, Baiersbronn-Obertal, Istein und Schönau vorgesehen, für das Jahr 2021 die Landesgeschäftsstelle.
Wichtig war auch die Erhöhung der Pauschale für Rettungseinsätze durch die Krankenkassen von 332 Euro pro Einsatz (Stand 2015) auf inzwischen 650 Euro seit dem Jahresbeginn. Die Pauschale gibt es für Material und Unterhalt, sie reichen aber noch nicht aus. Staatsskretär Klenk riet dem Landesvorsitzenden Probst, bei den nächsten Verhandlungen mit den Kassen auch den Bereich Personal miteinzubeziehen.
Mehr Fördermittel gewünscht
Zudem wünscht die Bergwacht die Erhöhung der Fördermittel für die Verwaltung und fordert dazu auf, das Ehrenamt zu pflegen und attraktiver zu machen. Etwa durch die 2017 erfolgte Änderung des Feuerwehrgesetzes, wonach nun auch Kommandanten die Bergwacht zu Einsätzen für ihre Aufgaben anfordern können, und die Kommune diesen Einsatz bezahlt.
Da die Wutachschlucht bisher keine Mobilfunkversorgung hat, soll bei Bonndorf-Gündelwangen eine Mobilfunkanbindungsstation installiert werden, versprach Staatssekretär Klenk bei dem Treffen. Die Station decke aber nur die Schlucht ab, nicht die angrenzenden Gemeinden. Zudem hätten sie in einen Polizeihubschrauber eine Winde eingebaut, falls die Schweizer Rega ausfallen würde. Dieser Hubschrauber hatte seinen ersten Einsatz bereits am 1. Juli.
Die immer wieder geforderte Gleichstellung von Feuerwehr und Bergwacht habe aber auch Schattenseiten, meinte Klenk. Die Arbeitgeber-Verbände hätten dies in einem Gespräch abgelehnt, weil der Unternehmer dann verpflichtet werden könnte, Beschäftigte während der Arbeit freizustellen. Zudem müsse man dann auch andere Rettungsdienste wie DRK, DLRG, Johanniter oder Malteser im Blick haben. Minister Guido Wolf war mit dem Treffen zufrieden. Das Ehrenamt in Ausübung der Rettungsdienste zu unterstützen habe auch "einen Mehrwert für das Land."
Die Bergwacht
- Die Bergwacht Schwarzwald zählt einschließlich der Jugendlichen und Anwärter 1400 Mitglieder, darunter sind 650 Aktive. Die Einsätze nahmen in den letzten 20 Jahren kontinuierlich zu: Im Jahr 1997 waren es 539 Einsätze, sagt Geschäftsführer Lutz Scherer, jetzt seien es 1500 Einsätze im Jahr, davon 1000 originäre Rettungseinsätze mit Transport.
- Gerettet würden Wanderer, Wintersportler aller Art, Gleitschirmflieger, Kletterer und Mountainbiker, deren Zahl wegen der E-Bikes extrem zunehme.
- Das Einzugsgebiet reicht von Karlsruhe über Pforzheim und Calw bis nach Lörrach, Waldshut und Blumberg. Das Schwerpunkt-Einsatzgebiet sei der Hochschwarzwald mit dem Belchen, Notschrei, der Wutachschlucht und dem Feld, weil auf dem Feldberg auch die wichtigsten Mittelgebirgs-Liftanlagen in Deutschland sind. In diesem Bereich zählte die Bergwacht mehr als die Hälfte ihrer Einsätze. Das Ganze dürfte sich aber ändern durch Bauvorhaben etwa im Nationalpark Schwarzwald, wo derzeit drei Hängebrücken geplant sind, was in der Folge auch viele Touristen anziehen wird. (blu)