Heftige Unwetter mit Blitz und Donner haben in Baden-Württemberg für zahlreiche umgestürzte Bäume gesorgt und größere Schäden angerichtet. Es gab eine Reihe von wetterbedingten Verkehrsunfällen, Straßensperrungen und auch Verletzte.
Vielerorts waren in der Nacht zum Mittwoch Feuerwehrleute damit beschäftigt, Straßen von heruntergefallenen Ästen und umgestürzten Bäumen freizuräumen. Nach Angaben der Polizei waren am Dienstagabend und in der Nacht vor allem die Regionen um Konstanz, der Schwarzwald, Freiburg sowie die Regionen um Ludwigsburg und Reutlingen betroffen.
Baum stürzt in Allensbach auf Wohnwagen
Vor allem die Region Konstanz hat es einem Polizeisprecher zufolge „ordentlich getroffen“. In Allensbach stürzte eine 70 Zentimeter dicke Eiche auf einen Wohnwagen. Die Feuerwehr wurde gegen 22.20 Uhr alarmiert, wie Einsatzleiter Florian Bottlang in der Nacht gegenüber dem SÜDKURIER sagte.
In dem Wohnwagen war eine dreiköpfige Familie, alle mussten mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden, teilte die Polizei am Morgen mit. Auch eine 30-Jährige wurde auf dem Campingplatz während des Unwetters verletzt, auch sie wurde ins Krankenhaus gebracht.
Allein in der Zeit von 21.30 Uhr bis Mitternacht gingen im Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Konstanz mehr als 370 Notrufe ein, meist unwetterbedingt.
Alles zu den Aufräum-Arbeiten auf dem Campingplatz Allensbach lesen Sie hier.
Bei der Integrierten Leitstelle des Landkreises Konstanz wurden 170 witterungsbedingte Einsätze registriert. Einsatzschwerpunkte waren in Konstanz, Allensbach, Singen und Stockach. Mehr zur Unwetterbilanz m Kreis Konstanz lesen Sie hier.
Spur der Verwüstung in Bodman-Ludwigshafen
In Bodman-Ludwigshafen richtete das Unwetter massive Schäden an. Die Uferanlagen und das Naturschutzgebiet sind gesperrt. Restaurants und das Rathaus beschädigt. Um der Zerstörung Herr zu werden, wurde ein Krisenstab kurzfristig einberufen.
In Bodman stürzte unter anderem ein entwurzelter Baum seitlich an das Dach der Sporthalle und am Torkelsteg bei den Wassersportfreunden fielen Äste sowie ein kompletter Baum auf die ankernden Boote.
Feuerwehr in Radolfzell ist stark gefordert
Auch in Radolfzell und auf der Höri wütete das Unwetter. 32 Mal musste alleine die Freiwillige Feuerwehr Radolfzell ausrücken, hinzu kamen weitere Einsätze auf der Höri. „Es waren überwiegend lose Dachziegel, umgestürzte Bäume und abgerissene Äste“, schildert Radolfzells Feuerwehrkommandant Tobias Oechsle die Einsätze.

Auf der Landesstraße 220 bei Radolfzell seien gleich mehrere Exemplare umgestürzt, ein Baum sei im Bereich der Ziegelei sogar auf ein fahrendes Auto gestürzt.
Im Hegau bleiben die großen Schäden fast aus
Ruhiger ging es indes dem Hegau zu. In Singen musste die Feuerwehr nachts einen Kran anfordern, weil zwei Bäume große Schäden in der Rielasinger Straße angerichtet hatten.
Im Hegau kam es zwar zu kleineren Einsätzen, aber die ganz großen Schäden blieben dort aus.

B33 in Konstanz gesperrt, Bahnverkehr eingestellt
Wegen vieler umgestürzter Bäume und heruntergefallener Äste kam es in Konstanz zu Verkehrsbeeinträchtigungen und Straßensperrungen.
Die B33 in Konstanz musste für mehrere Stunden bis in den frühen Morgen aufgrund von Aufräum- und Reinigungsarbeiten voll gesperrt werden, wie die Polizei am Mittwochmorgen mitteilte.
Auch der Bahnverkehr zwischen Konstanz und Radolfzell wurde wegen einer beschädigten Oberleitung eingestellt. Wie lange die Sperrung dauert, konnte die Polizei nicht sagen.
Aufgrund des Unwetters kommt es am Mittwoch noch auf einigen Strecken der DB Regio Baden-Württemberg zu großen Beeinträchtigungen. „Bitte rechnen Sie mit Verspätungen und Zugausfällen“, hieß es bei der Bahn.
Höchste Warnstufe am Bodensee
Auch im Bodenseekreis und in Sigmaringen und Ravensburg war ein schweres Gewitter aktiv. In der Bodensee-Region wurde gegen 23 Uhr vor extremem Unwetter der höchsten Warnstufe 4 gewarnt.
Gegen 24 Uhr gab es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes weitgehend Entwarnung für Baden-Württemberg und die Gewitter zogen weiter in Richtung Bayern.

Wie das Polizeipräsidium Ravensburg am Mittwochmorgen berichtet, waren zahlreiche Straßen in den Landkreisen Sigmaringen, Ravensburg sowie dem Bodenseekreis durch umgestürzte Bäume blockiert.
„Sie sorgten für Beschädigungen und Unfälle, bei denen teils hoher Sachschaden entstanden ist“, heißt es im Polizeibericht. In einigen Orten sei es in Folge des Sturms zu Stromausfällen gekommen.

Auch am Tag danach gehen die Arbeiten im Zusammenhang mit dem Sturm weiter. „Viele Blockaden und Schäden wurden erst am Mittwoch bei Tageslicht entdeckt, sodass die Einsatzkräfte nach wie vor stark gefordert sind“, heißt es weiter im Polizeibericht.
Zwei Verletzte auf Campingplatz Illmensee
Auch im Landkreis Sigmaringen hinterließ der Sturm seine Spuren: Zahlreiche Bäume wurden durch die starken Winde umgeworfen und Äste brachen ab. Zwei Menschen wurden auf dem Campingplatz in Illmensee durch umstürzende Bäume leicht verletzt, wie der Kreisfeuerwehrverband Sigmaringen vermeldet.
Hinzu kam eine Vielzahl von Stromausfällen im gesamten Kreisgebiet, heißt es im Bericht der Feuerwehr weiter.
Honbergsommer-Konzert wird abgebrochen
In Tuttlingen musste das Konzert der Band Alle Achtung auf dem Honbergsommer kurz nach Beginn abgebrochen werden. 300 Besucher waren laut Polizei betroffen.
In Villingen-Schwenningen beschädigte ein sich lösendes Dach ein Auto. In Furtwangen bestand kurzzeitig Sorge um eine etwa 70-köpfige Schülergruppe, die ihr Zeltlager mitten im Wald aufgeschlagen hatte und zunächst nicht mehr erreichbar war.
Im Laufe des Abends konnte die Gruppe wieder erreicht werden. Alle waren wohlauf, lediglich ein Zelt fiel dem Sturm zum Opfer, teilte die Polizei mit. Die gesamte Bilanz zum Sturm im Schwarzwald-Baar-Kreis lesen Sie hier.

Keine Züge auf der Hochrheinstrecke
Auch am Hochrhein gab es schwere Gewitter. Am Tag danach fiel die Bilanz gemischt aus. Während Waldshut wohl vergleichsweise glimpflich davonkam, traf es den westlichen Hochrhein heftig. Basel verzeichnet schwere Schäden. Das Gewitter führte zu einer Vielzahl umgestürzter Bäume und abgebrochener Äste, informiert die Kantonspolizei.
Auswirkungen hatte der Sturm noch am Mittwoch auf den ÖPNV: So wurde auf der Hochrheinstrecke zwischenzeitlich ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Weitere Informationen zur Lage am Hochrhein lesen Sie hier.
„Bei uns geht es wirklich rund“, berichtete ein Polizist in Reutlingen am Abend. Es gebe wegen des schweren Sturms mehrere Verkehrsunfälle mit Verletzten.
Im Kreis Ludwigsburg schlug ein Blitz in das Dach eines Wohnhauses ein und löste einen Brand aus, der einen Schaden von geschätzt rund 250.000 Euro verursachte und das Haus unbewohnbar machte. Verletzt wurde niemand.
Zehntausende Blitze in der Schweiz
Auch über die Schweiz zog eine schwere Sturm- und Gewitterfront gezogen. Wetterdienste meldeten bis zum Mittwochmorgen Zehntausende Blitze. SRF Meteo sprach von mehr als 70.000 Blitzen im ganzen Land, Meteonews Schweiz von mehr als 50.000.
Im Kanton Freiburg wurde eine Frau vom Blitz getroffen und schwer verletzt. Nähere Umstände nannte die Polizei nicht.
Teils wurden Orkanböen von mehr als 140 Kilometern in der Stunde gemeldet. Mancherorts hagelte es heftig. Am Flughafen Zürich wurde am Dienstagabend aus Sicherheitsgründen die Abfertigung für rund eine Stunde unterbrochen. Chur im Kanton Graubünden meldete am Dienstag die höchste Temperatur des Jahres in der Schweiz: 37,6 Grad.
Wetterradar auf dem Feldberg defekt
Wer in diesen Tagen über die gängigen Apps nach Unwettern Ausschau hält, dürfte über Südbaden keinen Radarfilm angezeigt bekommen haben. Denn die Radaranlage des Deutschen Wetterdienstes auf dem Feldberg im Schwarzwald ist defekt. Sie war am 7. Juli ausgefallen und liefert seitdem keine Daten mehr, die beispielsweise für Niederschlags-Radarfilme wichtig sind, wie der Deutsche Wetterdienst auf Anfrage mitteilte.
Grund für den Ausfall am vergangenen Freitag ist ein spezielles Bauteil namens Pluto SPS, das kaputt ging, wie es weiter hieß. Bis für dieses Ersatz beschafft sei, falle der Radar aus. (dpa/sk)