Es ist eines der größten Bauvorhaben der Bahn und soll den Verkehr auf Deutschlands wichtigster Zugstrecke zwischen Frankfurt/Main und Mannheim schneller sowie zuverlässiger machen: die Generalsanierung der Riedbahn. Bis Dezember sind die Bauarbeiten angesetzt, während dieser fünf Monate sind die Regional- und S-Bahnen und Fernverkehrs- und Güterzüge stark beeinträchtigt.

Der Fernverkehr der DB über die Gleise zwischen Frankfurt und Mannheim wird während der Sperrung zu rund zwei Drittel der ICE- und IC-Züge westlich und östlich der Riedbahn über Mainz und Worms (Ludwigsbahn) beziehungsweise über Darmstadt und Heidelberg (Main-Neckar-Bahn) nach Mannheim umgeleitet. Für Fahrgäste verlängert sich damit die Reisezeit um rund eine halbe Stunde. Das übrige Drittel der Züge fällt aus oder fährt andere Ziele an.

Stress für die Fahrgäste

Im Regionalverkehr fallen alle Züge aus, stattdessen gibt es einen Ersatzverkehr mit Bussen. Gesteuert werden diese von Fahrpersonal, das im Ausland rekrutiert wurde. Bei einem Testlauf im Januar wurden die Fahrtrouten der einzelnen Linien auf einem Navigationsgerät angezeigt, für ausländisches Fahrpersonal wurden Deutschkurse angeboten, die häufigsten Fahrgastfragen zudem in 14 Sprachen übersetzt.

Für die Fahrgäste bedeutet das Stress. Der Unions-Verkehrsexperte Ulrich Lange geht davon aus, dass der sich weit über Weihnachten hinausziehen dürfte. Er habe „arge Zweifel an der Einhaltung der Zeitpläne bei den Streckensanierungen“, sagte der CSU-Politiker unserer Redaktion.

Ziel der Generalsanierung ist es nach Konzernangaben, „mehr Verkehr auf die klimafreundliche Schiene zu verlagern“. In Wahrheit steckt aber mehr dahinter: Die Arbeiten lösen einen milliardenschweren Investitionsstau auf, der sich über Jahre aufgebaut hat.

Darüber hinaus erhofft sich der Konzern eine Imageverbesserung: Es gibt Verspätungen bei fast jedem zweiten Fernzug. Die Riedbahn spielt dabei eine wichtige Rolle. Hier verkehren nach Konzernangaben mehr als 300 Züge, die Strecke zählt zu den Verbindungen mit dem höchsten Verkehrsaufkommen in Deutschland. Die Verkehrsmenge steigt.

Für Verkehrsminister Wissing steht viel auf dem Spiel

Unions-Fraktionsvize Ulrich Lange weist den Anspruch der Generalsanierung zurück, er argwöhnt, dass es „bei der Riedbahn nur eine Schummel-Sanierung“ gebe: „Wenn von den 106 Brücken auf der Strecke keine einzige saniert wird, hat das mit einer echten Generalsanierung nichts zu tun.“ Es werde so kommen, dass die Strecke „in ein paar Jahren wieder angefasst werden“ müsse. „Der aktuelle Vorstand und Verkehrsminister Wissing können die Menschen jetzt hinters Licht führen, denn dann werden sie nicht mehr im Amt sein“, erklärte Lange.

Für Volker Wissing steht viel auf dem Spiel. Im September hatte der FDP-Politiker beim „Schienengipfel 2023“ den Start des „größten Infrastrukturprogramms in der Geschichte der Deutschen Bahn“ verkündet, für das die Bundesregierung bis 2027 rund 40 Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung stelle. Danach musste Wissing ums Geld kämpfen.

Das Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene legte am Montag in Berlin Zahlen vor, wonach der Bund 2023 nur geringfügig mehr in seine Schienen-Infrastruktur investierte. Das Geld habe nicht einmal ausgereicht, um gestiegene Baukosten auszugleichen. Das Verkehrsbündnis mahnte, den Investitionsstau im Schienennetz langfristig anzugehen. „Wir schieben bei der Sanierung der Schienen-Infrastruktur inzwischen eine Bugwelle von 92 Milliarden Euro vor uns her“, erklärte der Leiter Verkehrspolitik der Allianz pro Schiene, Andreas Geißler.