Es ist schon richtig, dass sich auch die Narren an die Corona-Regeln halten. Polizei und Landräte reden den Vereinen ins Gewissen und dürfen das auch. Doch lässt der Streit der vergangenen Tage tief in die Gemütslage der Obrigkeit blicken: Sie traut den Vertretern des Brauchtums offenbar nicht viel Vernunft zu.
Die Ämter vermuten im Vorfeld wildes Zechen und verbotene Gruppenbildung. Diese Annahme ist ziemlich absurd, wenn nicht sogar herabsetzend. Insgeheim gehen Behördenvertreter davon aus, dass Narren nicht einsichtig genug sind, um sich an die Beschränkungen zu halten.
Hier liegt der Denkfehler. Wer sich verkleidet, ist höchstens alefänzig, albern oder traditionsbewusst. Ein Querdenker muss der Maskenträger nicht sein, vielmehr schleicht er unterm Jahr als braver Staatsbürger durch den Alltag. Wie unsinnig die amtliche Kontrollsucht sein kann, zeigt der Vergleich: Im vergangenen Advent wurden über die Straßen Lichterketten gespannt, ohne dass dahinter eine wüste Glühweinparty vermutet wurde. Zehn Wochen später müssen die Zünfte harmlose Bändel entfernen, die über derselben Straße flattern. Wer versteht das noch?