Kreuzlingen: Wachsame Augen an der grünen Grenze

Die ersten Kreuzlinger nutzten schon am Freitagabend die Gunst der Stunde für einen Grenzübertritt nach Konstanz. Von dem Getümmel während der Entfernung des Grenzzaunes auf Klein Venedig hielt sich die Grenzwache noch bewusst fern. Am Samstagmorgen markierten die Grenzschützer auf beiden Seiten dann aktiv Präsenz. Am direkten Weg zum Einkaufszentrum Lago an der Wiesenstraße steht nun zwar kein Gitter mehr, aber zwei deutsche Zollbeamte warten in ihrem Kleinbus auf Passanten. „Übertritte für touristische oder Einkaufszwecke sind nicht erlaubt“, sagt der Mann mit Mundschutz und Handschuhen. Abgewiesen wird ein junger St. Galler, der dringend ein Paket in Konstanz abholen wollte.
Konstanz: Da könnte mancher leichtsinnig werden

Großer Andrang herrscht nach dem Abbau der Grenzzäune zwischen den Nachbarstädten Konstanz und Kreuzlingen nicht, so ist die Sicht auf deutscher Seite in Konstanz. Die Kunstgrenze ist wieder offen. Mehr Medienvertreter als Passanten sind unterwegs, Beamte halten sich an diesem Tag zurück. Ungehindert kann man über die wieder „unsichtbare“ Grenze laufen, ohne sofort angehalten zu werden. Da könnte so mancher leichtsinnig werden und vergessen, dass es eines triftigen Grundes bedarf, die Grenze überschreiten zu dürfen. Mal kurz auf der anderen Seite spazieren gehen, ist nicht empfehlenswert; das ist nicht erlaubt und kann empfindlich geahndet werden. Denn wer weiß, ob nicht hinter der nächsten Ecke ein Grenzhüter steht.
Stein am Rhein: Selbstdeklaration ist allerdings zwingend

Für Schweizer, die am Grenzübergang Öhningen nach Deutschland wollen, gibt es am ersten Tag nach dem teilweisen Ende der Beschränkungen wenig Betrieb. Zwei Autos stehen dort, Fußgänger oder Velofahrer sind keine auszumachen. Zwei Zöllnerinnen, beide mit Mundschutz, beraten den Fahrer im vorderen Wagen beim Ausfüllen der Selbstdeklaration. Danach wird er durchgewunken. Beide Zollbeamtinnen sind sehr zufrieden, wie der Samstag – es ist kurz vor 10 Uhr – verlief: „80 Prozent der Fahrerinnen und Fahrer haben die Selbstdeklaration bereits ausgefüllt und alle sind sehr höflich“, bemerkt eine. Und wer sie nicht zeigen kann? „Da geht gar nix“, erklärt eine der beiden Beamtinnen.
Öhningen: Öffnung bringt viele Erleichterungen

Aus deutscher Sicht wird die Steiner Straße vor dem Grenzübergang nach Stein am Rhein am Tag der Eröffnung zu einem Treffpunkt. Ein Arzt, der auf der anderen Seite direkt in seine Praxis will, eine Öhningerin, die ihren zweijährigen Enkel in der Schweiz besuchen möchte – beiden gelingt der Grenzübertritt unbeanstandet. Und dann ist da noch ein Achtzigjähriger, der zu seinen Verwandten in die Eidgenossenschaft will. Dazu müsste er eine im Internet erhältliche Selbstdeklaration ausfüllen und beim Grenzübertritt mit sich führen. Der ältere Mann hat aber weder einen Computer, noch einen Internetanschluss oder gar Drucker. Ohne die Hilfe von Nachbarn, so sagt er, könne er jetzt seine Verwandten nicht besuchen.
Klettgau: Wenige Schweizer passieren die Grenze
Lang ersehnt war die Wiedereröffnung des Grenzüberganges in Bühl, der vor allem, für Grenzgänger, die im Raum Zürich arbeiten, benutzt wird. Am Samstag war es endlich soweit: Die Betonsperren waren beiseite geräumt, ebenso die Verbotsschilder sowie die Schranken. Trotzdem herrscht kaum Verkehr, vereinzelt fahren Personenwagen mit Schweizer Kennzeichen äußerst langsam, so als würden sie nicht so recht daran glauben, dass sie völlig unbehelligt wieder ins Ausland fahren können. Ohnehin muss man in Bühl nicht mit Grenzbeamten rechnen, der Posten ist unbesetzt. Dagegen ist von deutschen Autofahrern nichts zu sehen. Das wird sich wohl an diesem Montag, wenn die Arbeitswoche beginnt, ändern.
Hohentengen: Grenzübergänge wieder geöffnet

Ja, die Rheinbrücke ist wieder passierbar, von beiden Seiten. Noch in der Nacht zum Samstag verschwand auch der Zaun auf der deutschen Brückenseite. Der Weg in die Schweizer Nachbarschaft ist frei – fast, denn die Kontakteinschränkungen sind weiter einzuhalten. Einfach über die Grenze, geht das? Ja, aber nur, um paar Fotos zu machen, dann geht es wieder zurück nach Deutschland. Mit dem Fahrrad radelt unser Mitarbeiter zum Kraftwerk bei Herdern, auch hier keine Absperrung mehr, das gleiche Bild beim Grenzübergang Günzgen – Wasterkingen. Nur die mit Baumstämmen errichtete Sperrung der grünen Grenze östlich von Herdern besteht noch. Die Aussicht auf Normalität zeichnet sich ab.
Bad Säckingen: Wie es ist, über eine wiedereröffnete Grenze zu gehen
Seit Samstag ist auch der kleine Grenzübertritt auf der historischen Holzbrücke, die Bad Säckingen mit Stein im Aargau verbindet, unter Beachtung der geltenden Regeln wieder möglich. Unsere Mitarbeiterin Maria Schlageter schildert ihre Eindrücke so: „Maria, du bist dabei, wenn Geschichte geschrieben wird, hatte mein Arbeitskollege mir einen Tag zuvor noch gesagt. Als ich endlich den Schritt aller Schritte getan hatte und den tiefdunklen Boden der Holzbrücke betrat, musste ich wieder an die Worte meines Kollegen denken. Keine fünf Minuten später war ich in der Schweiz. Menschen habe ich nur wenige getroffen, Grenzbeamte gar keine. Ich bin dankbar, wieder frei über diese Grenze gehen zu dürfen.“
Neuhaus: Erleichterung für die Berufspendler

Die Grenze am Übergang Neuhaus-Bargen wurde in der Nacht zum Samstag um 0 Uhr für den Personenverkehr wieder freigegeben, die massiven Barrieren und Absperrungen vor der Bargener Grenzstelle wurden weggeräumt. Von der Öffnung profitieren vor allem Berufspendler. Dass die Grenze wieder offen ist, wird Autofahrern schon Kilometer vor dem Grenzübergang deutlich, wenn sie bei der Anfahrt auf der B 27 auf durchgestrichene Schilder treffen, die den bislang gesperrten Bargener Grenzdurchlass ankündigen. Scharf kontrolliert wird allerdings weiterhin, jetzt aber nur noch „risikobasiert“ und „stichprobenartig“. Touristische Ausflüge oder reine Einkaufstouren in die Schweiz sind nach wie vor verboten.
Laufenburg: Nur vereinzelt gehen Passanten hinüber
Nur die an der Seite abgestellten Barriereteile deuten noch darauf hin, dass die Grenze auf der Laufenbrücke zur Schwesternstadt in der Schweiz kürzlich noch nicht passierbar war. Die Bundespolizei hat die Abriegelungen entfernt und die Grenze damit geöffnet. Wer nun zu Fuß oder auf dem Rad in die Schweiz gelangen möchte, kann dies an diesem Grenzübergang unter Vorweis eines triftigen Grundes tun. Personenkontrollen finden stichprobenartig statt. Noch ist diese Nachricht nicht allzu weit verbreitet, wie es scheint, denn nur vereinzelte Passanten und Passantinnen überquerten die Grenze am Samstagmittag. Irgendwie fühlt es sich komisch an, plötzlich wieder über die Grenze zu schlendern.
Bietingen: Wer einkaufen will, zahlt 100 Franken

Ruhig geht es bei der Ein- und Ausreise am deutsch-schweizerischen Grenzübergang in Bietingen am Samstagvormittag zu. Die Lage wirkt entspannt. Langsam rollt der mäßige Verkehr an den Beamten der Bundespolizei vorbei. Nur etwa jedes zehnte Auto wird stichprobenartig angehalten. Die Bundespolizisten fragen freundlich nach dem Grund der Einreise in die Bundesrepublik. Gegenüber dem Personalaufgebot auf Schweizer Seite wirkt die deutsche Besetzung dünn. Etwa zehn Schweizer Zöllner stehen für die Kontrollen bereit. Die Einreise in die Schweiz wird niemandem verwehrt. Wer die Grenze nach Deutschland übertritt, weiß, dass er nicht einkaufen darf. „Das kostet 100 Franken“, so Oliver Kowahl.