Eine 39-jährige Mutter von drei Kindern wurde am vergangenen Donnerstag in ihrer Wohnung in der Schramberger Straße in Schwenningen tot aufgefunden. Die Polizei geht davon aus, dass ihr Ex-Freund sie umgebracht hat. Er sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Recherchen des SÜDKURIER ergeben, dass die Familie nicht zum ersten Mal in den Fokus der Polizei rückte.

Notarzt stellt fest: Es war kein Unfall

Doch was war geschehen? Wie die Polizei in einer Pressemitteilung bekannt gab, wurde ein Rettungswagen am vergangenen Donnertsagmorgen gegen 10.30 Uhr in die Schramberger Straße in Schwenningen gerufen. Dort stießen die Sanitäter auf eine tote Frau mit schweren Kopfverletzungen.

In der Schramberger Straße in Schwenningen stehen ausschließlich Mehrparteienhäuser.
In der Schramberger Straße in Schwenningen stehen ausschließlich Mehrparteienhäuser. | Bild: Küster, Sebastian

Die Notärztin konnte nur noch den Tod feststellen, schaltete aber gleichzeitig die Polizei ein. Denn: Sie glaubte nicht an einen natürlichen Tod. Kurz darauf kommt die Polizei dem Ex-Freund auf die Schliche. Er soll die 39-Jährige mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen haben. Die Ermittler führen ihn dem Haftrichter vor. Der veranlasst die Untersuchungshaft.

Die Haustür der mutmaßlich getöteten 39-jährigen Dreifachmutter wurde von der Polizei versiegelt.
Die Haustür der mutmaßlich getöteten 39-jährigen Dreifachmutter wurde von der Polizei versiegelt. | Bild: Küster, Sebastian

Einige Nachbarn des Mehrparteienhauses in der Schramberger Straße bekommen den Einsatz mit und werden hellhörig. Dem SÜDKURIER schildert einer von ihnen: „Ich will nicht sagen, dass es absehbar war. Aber die Polizei war schon häufiger wegen dieser Familie hier.“ Die Getötete sei schon mehrmals von ihrem Ex-Freund geschlagen worden. Deshalb sei sie vor etwa drei Monaten in ein Frauenhaus gezogen.

Um Kleidung und andere persönliche Dinge abzuholen, sei die Dreifachmutter in den vergangenen Wochen aber immer wieder in ihre ehemalige Wohnung zurückgekehrt. Der dringend Tatverdächtige sei zu dieser Zeit häufig in der Wohnung gewesen und soll auf diese Weise versucht haben, die 39-Jährige aufzuhalten. Eine Woche vor dem mutmaßlichen Tötungsdelikt sei die Situation „wieder einmal“ eskaliert, schildert ein Nachbar. Die Frau rief die Polizei. „Und trotzdem ist sie jetzt tot“, schildert der Mann, der unerkannt bleiben möchte.

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Generell wirken die Anwohner in der unmittelbaren Umgebung des Tatorts sehr verschlossen. Die meisten wollen nicht mit dem SÜDKURIER über den blutigen Morgen sprechen. Dass der Schock immer noch tief sitzt, bezeugen Kerzen und ein beschriftetes Schild vor dem Haus: „Warum? Ruhe in Frieden.“

Dieses Schild klebt an der Haustür der 39-Jährigen.
Dieses Schild klebt an der Haustür der 39-Jährigen. | Bild: Küster, Sebastian

Einige redselige Anwohner gibt es dennoch. Ein Mann mit grauem Haar und Poloshirt zum Beispiel. Er hat eine Theorie, was sich am Donnerstag abgespielt hat: Seiner Frau fiel der Verdächtige am Tatmorgen besonders auf, weil er mit einer roten Tasche die Straße entlang gerannt ist. „Sie wusste gleich, dass da irgendwas nicht stimmt“, erzählt der Mann mit Schweißperlen auf der Stirn. Ein Zufall? Wahrscheinlich nicht. Die Polizei sucht in diesem Fall nämlich händeringend eine rote Tasche. Aus Ermittlerkreisen ist zu hören, dass der Ex-Freund darin wahrscheinlich die Tatwaffe transportierte und verschwinden ließ.

Wurde ein Kind der Getöteten für ein Alibi benutzt?

Kurze Zeit später soll der Verdächtige ohne rote Tasche, dafür aber mit einem Kind der Getöteten zur Wohnung zurückgekommen sein. Zu diesem Zeitpunkt soll die Frau bereits tot auf dem Boden gelegen haben, berichtet der Mann. Fakt ist: Am Freitagnachmittag suchte eine Hundertschaft die Tasche und deren Inhalt. Unter anderem wurden Tonnen, Gebüsche, Gullydeckel und Hecken unter die Lupe genommen. Ermittler setzten auch einen Spürhund und eine Drohne ein – ohne Erfolg.

Wo sich die Kinder der 39-Jährigen jetzt befinden und wie sie betreut werden, konnte die Polizei auf Anfrage nicht sagen.

Polizei sucht Zeugen

Die Polizei sucht immer noch Zeugen, die den Tatverdächtigen mit der roten Tasche im besagten Zeitraum gesehen haben. Wer etwas verdächtiges gesehen hat, oder etwas zum Erfolg der Ermittlungen beitragen kann, soll sich bei der Polizei unter 07731/88 83 33 oder 07721/60 13 00 melden.