Es ist einer der kleinsten und reichsten Staaten Europas und liegt in der Vierländer-Region Bodensee: das Fürstentum Liechtenstein.
Mit 160 Quadratkilometern ist es etwas größer als die Stadtgemeinden Stockach und Engen zusammen und zählt mit 40.000 Einwohnern auch etwas mehr Bewohner als die beiden Hegau-Städte. Ein weiteres Kuriosum: Neben Luxemburg ist Liechtenstein die letzte verbliebene Monarchie im deutschsprachigen Raum.
Nun wird eine Änderung der Staatsgrenze mit jenem Nachbarland angepeilt, aus denen die Landesfürsten von und zu Liechtenstein ursprünglich stammen: Österreich.
Der ursprüngliche Grenzgraben ging unter
Die 35 Kilometer lange Staatsgrenze zwischen Liechtenstein und Österreich beginnt am Dreiländereck mit der Schweiz im Rhein bei Bangs und endet am Naafkopf im Rätikon, wo sie wieder mit der Grenze zur Schweiz zusammentrifft.
Im Feldkircher Ortsteil Tosters verläuft die Staatsgrenze entlang des Grenzbaches Esche. Doch zwischen 2011 und 2013 wurde dort der Rückhalteweiher Egelsee angelegt, um der Bevölkerung im Falle eines Hochwassers mehr Schutz zu bieten. Aus diesem Grund verläuft die Staatsgrenze bis heute im Zick-Zack-Kurs durch den kleinen See – entlang des ursprünglichen Grenzgrabens, der als solcher längst nicht mehr erkennbar ist.
Deshalb soll es nun zu einer Begradigung der Staatsgrenze kommen. Dadurch werden aus bisher 20 Grenzpunkten drei. Zudem sollen je 239 Quadratmeter Staatsgebiet die Seite wechseln. Liechtenstein erhält von Österreich vor allem Flächen im Egelsee.
Im Gegenzug bekommt die Alpenrepublik dafür Landstreifen nordwestlich und südöstlich davon. Unter anderem wird dadurch die Fußgänger- und Radbrücke, die über den Grenzbach nach Liechtenstein führt, überwiegend Österreich zugeschlagen.

„Grenzziehungen in Mitteleuropa waren lange Zeit nicht unspektakulär“
Das Parlament in Wien hat den gemeinsamen Staatsvertrag mit Liechtenstein über den Verlauf der Staatsgrenze vor kurzem einstimmig geändert. Ein Abgeordneter betonte, dass es nicht selbstverständlich sei, einhellige Beschlüsse über Grenzverläufe zu fassen.
„Wir sollten froh sein, dass Diskussionen über Grenzziehungen in Mitteleuropa unspektakulär sind – das waren sie nämlich lange Zeit nicht“, sagte Jörg Leichtfried von den Sozialdemokraten (SPÖ) und sprach damit die Grenzwirren nach den beiden Weltkriegen an.
Der Vorarlberger Landtag in Bregenz hatte für die begradigte Staatsgrenze bereits 2024 die Landesverfassung geändert. Die Zustimmung des Liechtensteiner Landtags in Vaduz steht allerdings noch aus, dürfte aber reine Formsache sein.
Deutschland wuchs und tauschte Gebiete ab
Auch zwischen Baden-Württemberg und der Schweiz gab es in der jüngeren Vergangenheit Änderungen beim Grenzverlauf: 2023 wurde die Staatsgrenze im Rhein bei Bad Säckingen neu vermessen, wodurch Deutschland größer wurden und die Schweiz kleiner, wie der SÜDKURIER berichtete.
Und 1967 kam es ebenso per Staatsvertrag zu einem Gebietsabtausch: Die damals 24 Bewohnerinnen und Bewohner der 0,43 Quadratkilometer kleinen südbadischen Exklave Verenahof wurden offiziell Schweizerinnen und Schweizer. Deutschland erhielt im Gegenzug eine gleich große Fläche im unbesiedelten und stark bewaldeten Beisental.
Bei der letzten verbliebenen baden-württembergischen Exklave Büsingen scheiterten bisher alle schweizerischen Anläufe zu einem Gebietsabtausch.