Durch den verheerenden Großbrand am 23. Juli am Betriebsgelände der Firma Reifen Göggel in Gammertingen kam über das Firmenareal hinaus, auch in umliegenden Gemeinden, zu mehrfachen Rußablagerungen. An Stellen, an denen sich die schwarzen Partikel besonders zeigten, hatte die Umweltbehörde des Landratsamts Sigmaringen Bodenproben entnommen.

Neben dem Brandort selbst waren dies mehrere Stellen auf der Gemarkung Gammertingen – vom angrenzenden Wohngebiet bis zu einzelnen Teilorten – sowie in den angrenzenden Kommunen Neufra und Hettingen. Nun liegt das Ergebnis vor.

Adrian Schiefer ist Dezernent für Umwelt und Bauen im Landratsamt Sigmaringen.
Adrian Schiefer ist Dezernent für Umwelt und Bauen im Landratsamt Sigmaringen. | Bild: Landratsamt Sigmaringen

„Die Analyseergebnisse außerhalb des Firmenareals zeigen keine Auffälligkeiten. Die Werte liegen im Bereich einer Grundbelastung, die grundsätzlich besteht und regelmäßig auch ohne Brandgeschehen feststellbar ist“, teilte Adrian Schiefer, Leiter des Dezernats Bau und Umwelt, mit. Er betonte, dass die Proben auf ihre sensibelsten Auswirkungen hin, beispielsweise einer Kinderspielfläche, geprüft wurden und die Ergebnisse weit unter den Grenzwerten, teils sogar unter der Nachweisgrenze liegen.

„Keine bedeutsame Schadstoffaustragung über Brandort hinaus“

„Bei den Probenentnahmen außerhalb des Brandortes lassen sich keine Unterschiede feststellen. Dies deutet darauf hin, dass es zu keiner bedeutsamen Schadstoffaustragung über den Brandort hinaus kam“, so Schiefer. Auch die Analysen auf Dioxine und Furane liegen mit maximal 4 ng/kg (Nanogramm pro Kilogramm, Anm.) weit weg vom Grenzwert, der bei 100 ng/kg liege. Vergleichbare Ergebnisse würden sich auch für alle anderen gemessenen Schadstoffe ergeben, so der Umweltdezernent.

Einsatzkräfte der Feuerwehr stehen während eines Großbrandes auf dem Gelände eines Reifengroßhändlers und löschen das Feuer.
Einsatzkräfte der Feuerwehr stehen während eines Großbrandes auf dem Gelände eines Reifengroßhändlers und löschen das Feuer. | Bild: DPA/Thomas Warnack

Untersucht wurde auf besondere Schadstoffe, die sich bei Verbrennungsvorgängen wie Großbränden bilden können. Dazu gehören besondere Kohlenwasserstoffverbindungen, Dioxine und Furane sowie Schwermetalle.

Firmenareal erwartungsgemäß belastet

Unabhängig von diesen Messungen hat das Landratsamt Sigmaringen vorsichtshalber auch Löschwasser- und Trinkwasseruntersuchungen vorgenommen. Auch hier seien keine Auffälligkeiten entdeckt worden. Ausgehend von den Analyseergebnissen kann somit eine Beeinträchtigung von Mensch, Tier und Pflanzenwelt ausgeschlossen werden.

Der Brandort selbst auf dem Firmenareal der Firma Reifen Göggel sei dagegen erwartungsgemäß mit einzelnen Schadstoffen belastet. Diese dort gebundenen Schadstoffe werden mit dem Brandschutt fachgerecht entsorgt, so die Umweltbehörde.

Handlungsempfehlungen von Gesundheitsamt

Auch die Leiterin des Gesundheitsamtes, Susanne Haag-Milz, zeigte sich ein Stück weit erleichtert: „Es war richtig, bis zur Abklärung einer eventuellen Gesundheitsgefährdung durch die Rußpartikel Vorsichtsmaßnahmen zu empfehlen. Mit den nun vorliegenden Ergebnissen können wir die Empfehlungen konkretisieren“, so Haag-Milz.

Dr. Susanne Haag-Milz, Leiterin des Gesundheitsamtes im Landratsamt Sigmaringen
Dr. Susanne Haag-Milz, Leiterin des Gesundheitsamtes im Landratsamt Sigmaringen | Bild: Tobias Kolbeck

Sie empfiehlt im Sinne des vorbeugenden Gesundheitsschutzes und in Abstimmung mit dem Verbraucherschutz für mit Ruß behaftete Flächen weiter folgende Maßnahmen:

Gartengemüse und -obst kann nach üblicher Vorbehandlung – also gründlich mit Warmwasser waschen bzw. schälen – verzehrt werden. Schlecht abwaschbare Pflanzen, wie zum Beispiel Kräuter, mit deutlichen Rußablagerungen sollten vorsorgehalber über den Restmüll entsorgt werden.

Besondere Vorsicht bei Spielplätzen

Kinderspielflächen und –spielgeräte sollen von abgelagerten Rußpartikeln gesäubert werden. Glatte Oberflächen können mit haushaltsüblichen Reinigungsmitteln abgewischt werden. Sichtbar verunreinigte Spielsandschichten sollten vorsichtshalber ausgetauscht werden.

Der Hintergrund ist, dass bei der Nutzung von Spiel- und Sportflächen und hier insbesondere bei Sandkästen davon auszugehen ist, dass Kleinkindern Gegenstände und Sand in den Mund genommen werden könnten. Daher ist hier grundsätzlich besondere Vorsicht angebracht. Zu einer ähnlichen Einschätzung gelangte auch die baden-württembergische Umwelttoxikologin Beate Escher, mit der der SÜDKURIER sprach.

Die Wissenschaftlerin Beate Escher stammt aus der Nähe von Tübingen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Umwelttoxikologin ...
Die Wissenschaftlerin Beate Escher stammt aus der Nähe von Tübingen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Umwelttoxikologin 2021 erneut für drei weitere Jahre in den Wissenschaftsrat berufen. | Bild: Helmholtz Zentrum für Umweltforschung

Bei Fragen über die genannten Hinweise hinaus, können sich Bürgerinnen und Bürger mit dem Betreff „Brandfall Göggel“ an folgende Mailadresse wenden: umweltmeldung@lrasig.de

Außerdem brachte der Dienstag im komplexen Fall Gammertingen noch in einem weiteren Punkt Gewissheit: Wie von vielen Feuerwehrleuten und Hochzeitsgästen vermutet, hat das große Feuerwerk, das als Höhepunkt der Vermählungsfeier von Bruno und Corinna Göggel gedacht war, nach bisherigen Erkenntnissen das Brandinferno am Betriebsgelände des Reifenhändlers ausgelöst. Das teilten das Polizeipräsidium Ravensburg und die Staatsanwaltschaft Hechingen mit.