Sind Sie gerade krank? Die Frage mag ein wenig persönlich sein, aber die Chance, dass Sie gerade schniefend auf dem Sofa liegen, ist gar nicht mal so klein. Auch wenn Sie gesund sein sollten, kennen Sie bestimmt jemanden, den es erwischt hat. Insbesondere, falls Sie schulpflichtige Kinder haben.

Letztere sind momentan besonders häufig krank. Oder wie es das Robert-Koch-Institut (RKI) wenig empathisch in seinem Wochenbericht beschreibt: „Die ARE-Aktivität bleibt auf hohem Niveau, insbesondere bei den Schulkindern ist die Krankheitslast weiter ungewöhnlich hoch.“

Hohe ARE-Inzidenz

ARE steht für akute respiratorische Erkrankungen und meint Atemwegserkrankungen wie Erkältungen, grippale Infekte oder auch COVID-19. Zuletzt hatte jedes fünfte Kind zwischen fünf und 15 Jahren eine Atemwegs-Krankheit. Genauer gesagt: Von 100.000 Kindern in besagter Altersklasse waren vergangene Woche rund 18.000 krank.

Was die Linie zeigt, ist die ARE-Inzidenz. Falls Sie den Ausdruck Inzidenz nach der Pandemie aus Ihrem Wortschatz gestrichen haben, hier eine kleine Auffrischung: Die Inzidenz beschreibt, wie oft eine bestimmte Krankheit in einer Gruppe von Menschen auftritt.

Sie wird oft pro 100.000 Menschen berechnet, um Vergleiche zu ermöglichen. Wenn die Inzidenz hoch ist, bedeutet das, dass die Krankheit häufiger vorkommt. Die Inzidenz wird verwendet, um Krankheitsausbrüche zu überwachen und die Gesundheitstrends in einer Gemeinschaft zu beobachten.

Auch Erwachsene sind betroffen

Wie eh und je unterscheiden die Viren auch in dieser Erkältungssaison nicht nach Alter. Mit Blick auf die Gesamtbevölkerung schwächt sich die Inzidenz zwar ab, betroffen ist aber weiterhin fast jeder zehnte Mensch.

Sieht bedrohlich aus, ist aber kein Grund zur Sorge, meint Johannes Liese: „Die derzeitige Häufigkeit ist nicht ungewöhnlich für diese Jahreszeit, auch wenn es wieder eine besonders aktive Saison ist.“ Liese ist habilitierter Kinderarzt und leitet den Bereich pädiatrische Infektiologie und Immunologie an der Uniklinik Würzburg.

Viele Fälle der „echten Grippe“

Verantwortlich für die hohen Infektionszahlen ist vorwiegend die Influenza, die echte Grippe. Das RKI hat in den vergangenen drei Wochen deutschlandweit knapp 125.000 Influenza-Erkrankungen registriert. Das sind ungewöhnlich viele für diese Jahreszeit. Die Häufung macht sich in den Kliniken bemerkbar.

Von Überlastung kann aber noch keine Rede sein, sagt Liese: „In den Kinderkliniken nehmen die stationären Aufnahmen wegen Atemwegsinfektionen weiter zu, die Auslastungsgrenze ist aber noch nicht erreicht. Insgesamt sieht man, dass wir in einer aktiven Wintersaison sind, aber noch deutlich unter der Situation vom November 2022/23. Damals waren die Kinderkliniken komplett überlastet, vor allem wegen Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytialvirus (RSV).“

Nachholeffekte aus der Pandemie

Liese macht Corona für die aktuelle Welle verantwortlich. Durch die minimierten Sozialkontakte seien die Kinder seltener Viren ausgesetzt gewesen und hätten dadurch keine Immunität entwickeln können. „Daher infizieren sich viele von denen, die bisher noch keinen Influenza-Kontakt hatten, jetzt im Schulalter.“