Nach den Ausschreitungen in Stuttgart laufen die Ermittlungen auf vollen Touren. Im Zentrum stehen Fragen wie: Wer waren die Täter? Und was trieb sie an? Ein Überblick über den Stand der Ermittlungen.
Was weiß man über die Täter?
„Es sieht danach aus, dass vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund vorn bei den Randalen mit dabei waren“, sagte Hans-Jürgen Kirstein, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei. Wie der Vizepräsident der Stuttgarter Polizei, Thomas Berger, klarstellte, sind die Täter jedoch bunt gemischt. Unter den 25 Festgenommenen sind zwölf Deutsche, drei mit Migrationshintergrund. Die übrigen 13 stammen aus Bosnien, Portugal, Iran, Irak, Afghanistan und anderen Ländern. Sie seien „aus der Partyszene“, die sich seit Wochen in sozialen Medien mit aggressivem Verhalten gegen die Polizei brüste. 14 der Festgenommenen sind unter 21 Jahre alt.
Was war der Anlass der Randale?
Entzündet hatten sich die Ausschreitungen an einer Drogenkontrolle eines Jugendlichen in der Innenstadt. „Diese Person ist ein 17-jähriger deutscher Staatsbürger mit weißer Hautfarbe“, sagte Berger, um Gerüchten vorzubeugen, es habe sich bei den Randalierern ausschließlich um Migranten gehandelt.
Gibt es politische oder religiöse Motive?
Den Ermittlungen der Polizei zufolge deutet derzeit nichts darauf hin, wie die Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz sagte. Es seien vielmehr junge Menschen aus der „Party- und Eventszene“ gewesen, die sich in den vergangenen Wochen immer wieder in der Öffentlichkeit getroffen und sich auf Internet-Kanälen mit ihrem Handeln inszeniert hätten. Auf einem Video ist allerdings zu sehen, wie vereinzelte Randalierer in der Innenstadt „Allahu Akbar!“ rufen – dies gilt als Schlachtruf von Islamisten.
Welche Rolle spielen Alkohol und Drogen?
Es handle sich um eine Szene, so Innenminister Thomas Strobl, „die Drogen nimmt, wo viel Alkohol im Spiel ist“. Viele Randalierer stammen Berichten zufolge nicht aus Stuttgart, sondern aus umliegenden Gemeinden. Der katholische Stadtdekan Christian Hermes sagte, es sei seit Jahren bekannt, dass junge Leute, auch aus dem Umland, die Stuttgarter Innenstadt aufsuchen „um die Sau rauszulassen“. Jetzt sei dies eskaliert. Der niedersächsische Kriminologe Christian Pfeiffer sieht in den Coronavirus-Beschränkungen eine zusätzliche Ursache für die Krawalle. „Da ist viel aufgestauter Ärger vorhanden“, sagte Pfeiffer, „Menschen, die eingesperrt waren, sind aggressiver.“
Wie groß ist der Schaden?
Der Stuttgarter Polizeivizepräsident Thomas Berger bezifferte die Schadenssumme auf einen sechs- bis siebenstelligen Betrag. 40 Läden wurden beschädigt und zum Teil geplündert, zudem wurde rund ein Dutzend Polizeiwagen demoliert. Durch die fünfstündigen Ausschreitungen wurden 19 Polizisten verletzt – einer davon ist dienstunfähig. Insgesamt waren in der Nacht 280 Polizisten im Einsatz. Etwa 100 Beamte wurden aus der Region hinzugezogen, um die Lage unter Kontrolle zu bekommen.