Meßkirch ist eine Kleinstadt mit gerade einmal 8600 Einwohnern. Sein Schloss hingegen besitzt Ausmaße, die man viel eher in einer Großstadt vermuten würde.
Die imposante Anlage aus der Rennaissance-Epoche mit ihren vier Flügeln und den vier wuchtigen Türmen kann niemand übersehen, der sich Meßkirch von Süden her nähert. Ein Städtchen mit einem Schloss? Nein. Eher ein Schloss mit einem Städtchen, könnte man denken.
Armin Heim (62) ist Kulturwissenschaftler und Meßkircher. Keiner kann so gut wie er erklären, warum seine Stadt ein so riesiges Schloss besitzt, wer für den Bau das Geld gab, wer der Architekt war und wer alles darin residierte, wohnte und arbeitete.
Selbermachen statt Konsum
Aber Heim ist kein Schlossführer, sondern er ist als Vorsitzender der nicht musealen, sondern sehr aktiven Meßkircher Museumsgesellschaft ein Schloss-Bewahrer und Kulturförderer. Als solcher packt er im Ehrenamt mit an. Motto: Kultur muss auch auf dem Land ankommen.

„Kultur bezeichnet ja nicht nur eine Konsumhaltung, sondern in erster Linie die Möglichkeiten zum Selbermachen“, sagt Heim über das, was ihn anleitet. „Nur wer seine Umgebung aktiv mitformen kann, entwickelt so etwas wie Heimatbindung“, lautet sein Credo.
Das zu erreichen, sei in größeren Städten sehr viel schwieriger. Denn Anonymität und Distanz erschweren die Bindung kommunale und lokalkulturelle Anliegen.
Schlosskeller gilt als Geheimtipp
Der Schlosskeller gilt als Geheimtipp für Kulturinteressierte aus der ganzen Region. Die Museumsgesellschaft, der 60 Meßkircher angehören, hat ihn von der Stadt als Eigentümerin gemietet und bringt die Kultur ins das fast 500 Jahre alte Gewölbe: Kabarett, Tanz, Kino, Matineen, A-cappella-Konzerte, Theater, Lesungen oder Poetri Slam.
Das hört sich nach reiner Organisationsarbeit, ist aber viel komplizierter oder kann sogar zu einem finanziellen und emotionalen Kraftakt werden.
Keller musste technisch modernisiert werden
Für 150.000 Euro musste der Schlosskeller saniert und für die Veranstaltungen technisch modernisiert werden. So viel Geld aufzutreiben, ist ein dickes Brett. Aus dem Förderprogramm LEADER der Europäischen Union und Baden-Württembergs konnte der Verein 61.000 Euro abzapfen.
Nicht alle Kosten kann man dort einreichen. So muss der große Rest aus Eigenmitteln und über Darlehen gestemmt werden.
Wasserschaden zerstörte die Theke
Zahlreiche Spenden und tatkräftige Unterstützung mit Rat und Tat durch zahlreiche Fans des Schlosskellers helfen zusätzlich bei der Finanzierung und Realisierung des Projekts. Leider stellte ein schwerer Wasserschaden, bei dem auch die Theke zerstört wurde, den Aktiven im Frühjahr 2024 ein Bein – kurz vor Ende der Sanierungsarbeiten.
Beim Kulturverein krempelte man erneut die Ärmel hoch. Handwerker wurden organisiert, Aufräum- und Reinigungsarbeiten selbst übernommen. Das Team der Meßkircher Kellergeister hielt zusammen.
„Meßkirch ist der Mittelpunkt der Welt“
Es kam nicht infrage, sich entmutigen zu lassen, zu stark brennt die Begeisterung für das Schloss, das von einer fürstlichen Residenz zu einem Mittelpunkt bürgerlichen Engagements geworden ist.
„Dafür hat Meßkirch die ideale Größe“, sagt Armin Heim. Hier könne jeder entsprechend seiner Interessen und Fähigkeiten ein Betätigungsfeld finden, um gestaltend auf seinen Lebensraum einzuwirken. Die Vorteile einer Kleinstadt kommen voll zum Tragen. „Darum ist für mich Meßkirch der Mittelpunkt der Welt“, so Heims Bekenntnis.