Vorarlberg und Tirol gelten in Deutschland als Risikogebiete – wer dort den Skiurlaub plant, riskiert, dass er bei seiner Rückkehr in Quarantäne muss oder verpflichtet ist, einen negativen Covid-19-Test vorzuzeigen. Viele Urlauber schreckt das ab. Und das, obwohl die Skigebiete in diesem Jahr wegen sehr guten Schneebedingungen teilweise schon Anfang November öffnen. Doch einige Touristen wollen aufgrund der Unsicherheit durch die Corona-Pandemie lieber innerhalb der Grenzen den Winterurlaub verbringen. Davon dürften die Skigebiete im Hochschwarzwald und dem Allgäu profitieren. Doch wie sieht es dort aus in Sachen Corona-Sicherheitskonzept?

Skilanglauf auf der Thurnerspur: Der Hochschwarzwald ist für viele Wintersportler attraktiv.
Skilanglauf auf der Thurnerspur: Der Hochschwarzwald ist für viele Wintersportler attraktiv. | Bild: Hochschwarzwald Tourismus Gmbh

Die Region Hochschwarzwald hat ein Konzept für den Winter ausgearbeitet: „Wir für Sie“ heißt der Slogan, mit der den Touristen ein Gefühl von Sicherheit vermittelt werden soll. Der Satz steht für eine Art Gütesiegel für Hotels und Gastrobetriebe, die sich an der Aktion beteiligen wollen und Corona-Hygienemaßnahmen besonders gründlich umsetzen. Das Gütesiegel soll aber allen Betrieben der Tourismusbranche offen stehen, erklärt Sprecher Herbert Kreuz. So wolle die Region Vertrauen schaffen.

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In den Freizeitbetrieben gilt demnach für die Nutzung der einzelnen Attraktionen, dass pro Station oder Kabine nur eine Familie beziehungsweise zwei Personen oder eine gemeinsame Gruppe zugelassen werden soll. Begegnungsverkehr soll durch die Einrichtung von Fußgänger-Einbahnstraßen und Bodenmarkierungen für den Mindestabstand verhindert werden.

Hotels im Hochschwarzwald bieten kostenlose Stornierung an

Eine grundsätzliche Stornoversicherung für die Region gibt es aber nicht: Der Hochschwarzwald arbeite aber daran, wie schon in der Sommer- und nun laufenden Herbstsaison, Partner für eine kostenlose Stornierung zu gewinnen, sagt Kreuz. Er sei zuversichtlich, dass eine entsprechende Regelung auch für die Wintermonate gelten könne.

Dabei sind die Auswirkungen der Verunsicherung für die Region schon jetzt deutlich spürbar: „Normalerweise ist um diese Zeit eigentlich schon alles ausgebucht für den Winter. Jetzt ist es eher so, dass wir viele Anfragen haben, die Buchungen aber noch offen bleiben“, sagt Kreuz. Die meisten Gäste kämen in diesem Jahr aus Deutschland, aus dem Ausland kommen demnach nur zehn Prozent der Gäste. Im vergangenen Jahr war es noch ein Drittel.

Nur Tagestickets auf dem Feldberg

Der Infektionsschutz auf der Piste und an den Skiliften obliegt dem Liftverbund: St. Blasiens Bürgermeister Adrian Probst ist Vorstand des Liftverbunds. Er sagt: „Wenn wir Abstandsregeln an den Liften einhalten wollen, bringt uns die Länge der Schlange logistisch und platztechnisch an Grenzen. Das hat natürlich Auswirkungen auf das Kontingent an Gästen.“

Nun steht das Konzept: Im gesamten Skigebiet, mit Ausnahme der Abfahrtspisten, gilt demnach eine Maskenpflicht. Eine höhere Fahrgeschwindigkeit der Bahnen ist vorgesehen, um größere Warteschlangen zu verhindern. Zudem werden die Kuppeln an Sesselbahnen gesperrt, um eine durchgehende Belüftung zu gewährleisten. Im Wartebereich selbst sollen Zäune, Bodenmarkierungen und Personal für Sicherheitsabstand sorgen.

Skifahren auf dem Feldberg: Wird das auch in diesem Jahr möglich sein? Oder macht uns Corona einen Strich durch die Rechnung?
Skifahren auf dem Feldberg: Wird das auch in diesem Jahr möglich sein? Oder macht uns Corona einen Strich durch die Rechnung? | Bild: Hochschwarzwald Tourismus Gmbh

Wie viele Menschen ins Skigebiet kommen, wird über den ausschließlichen Onlineticketverkauf für die Skilifte gesteuert. Zudem können so die Kontaktdaten erfasst werden, um im Zweifel Infektionsketten schnell zurückverfolgen zu können. Und: Es werden nur Tagestickets erhältlich sein. Frühbucher bekommen das Ticket zugeschickt, alle anderen können den Skipass vor Ort mithilfe eins QR-Codes an einem Automaten ziehen.

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Probst erklärt, was dahinter steckt: „Wir müssen uns vorbehalten, dass es Kontingentierungen gibt.“ An einem gut besuchten Tag hielten sich bis zu 8000 Wintersportler im Skigebiet auf. Über die Onlinetickets lassen sich maximale Besucherzahlen festlegen, sollte es notwendig werden. Saisontickets wird es in diesem Jahr nicht geben, weil dann die Gesamtzahl der Besucher pro Tag nicht mehr zuverlässig zu kontrollieren wäre.

Probst rechnet mit mehreren Hunderttausend Euro an Zusatzkosten, damit die Skisaison in diesem Jahr überhaupt möglich ist. Auf der anderen Seite befürchtet Probst, dass weniger Menschen kommen oder kommen dürfen aufgrund der Kontigentierung. Sollten die Kosten die Einkünfte aber übersteigen, könne eine verkürzte Skisaison drohen, warnt Probst. Ein konkreter Starttag für die Inbetriebnahme der Skilifte steht derzeit noch nicht fest. Probst rechnet aber wie im vergangenen Jahr mit einem Start um den 6. Dezember, je nach Witterungslage.

Der Sonnenaufgang am Feldberg ist im Winter spektakulär.
Der Sonnenaufgang am Feldberg ist im Winter spektakulär. | Bild: Hochschwarzwald Tourismus Gmbh

Keine eigene Corona-Strategie im Allgäu

Auch das Allgäu ist im Winter ein beliebtes Ziel für Wintersportler. Erik Siemen ist Projektmanager Winter bei der Allgäu GmbH. Er sagt: Eine detaillierte Winterstrategie für die Region, wie sie Vorarlberg in Österreich aufstellte, wird es im Allgäu nicht geben. Hier entscheidet Bayern als Bundesland über etwaige Infektionsschutzmaßnahmen.

Wintersportler auf dem Fellhorn bei Oberstdorf fahren neben einer Schneekanone den Abhang hinunter. Eine Corona-Wintersport-Konzept wie ...
Wintersportler auf dem Fellhorn bei Oberstdorf fahren neben einer Schneekanone den Abhang hinunter. Eine Corona-Wintersport-Konzept wie in Vorarlberg oder Tirol gibt es im Allgäu nicht, die Regeln bestimmt Bayern als Bundesland. Saisonstart soll, je nach Schneelage, am 12. Dezember sein. | Bild: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

Auch für eine Stornoversicherung sieht er schwarz. Zu unterschiedlich seien die Anbieter im Allgäu, wo viele kleine und mittelständische Betriebe, oft Inhaber-geführt, ansässig sind. In einigen Gebieten kämen vornehmlich geschäftliche Gäste, nicht überall lebe die Hotellerie von Touristen. Eine Initiative der Region, an der sich Betriebe beteiligten könnten, sei deshalb gar nicht erst gestartet worden, erklärt Siemen.

Simone Zehnpfennig von der Allgäu GmbH erklärt, wie das Sicherheitskonzept auf den Pisten aussieht: „Maskenpflicht gilt für alle Betriebsbereiche wie Kasse, Serviceräume, Kabinen und andere Räumlichkeiten – außer auf den Pisten.“ Skischulen böten zudem vermehrt zeitversetzte Kurse an, um den Auflauf zu entzerren. Beim Skiverleih werde um Online-Buchung gebeten, um zu vermeiden, dass zu viele Menschen gleichzeitig zum Verleih kommen. Dort gelten die üblichen Beschränkungen für maximale Besucherzahlen wie in Geschäften.

Plexiglasscheiben in den Kabinen

Die Skilifte sollen im Allgäu am 12. Dezember anlaufen – wenn bis dahin schon genug Schnee liegt. Um genügend Abstand zwischen den Fahrgästen zu gewährleisten, sollen die Skilifte nicht voll ausgelastet werden: Die Bergbahnen in Oberstorf und Kleinwalsertal etwa wollen nur 80 Prozent ihrer Kabinen und Sessellifte anbieten. In Füssen wurden Plexiglasscheiben in den Bahnen angebracht. Zehnpfennig gibt aber zu bedenken: „Wie letztlich im laufenden Winterbetrieb vorgegangen werden muss, entscheidet sich nach den behördlichen Vorgaben, die oftmals sehr kurzfristig kommuniziert werden.“