Sebastian Küster und Andreas Schuler

Habe ich nun eine echte FFP2-Maske, die mich wirklich vor dem Coronavirus schützt – ja oder nein? Diese Frage stellen sich viele Leser nach dem regionalen Maskentest, den der SÜDKURIER vergangene Woche vornahm. Acht von neun Masken erfüllten die Norm nicht. Auch im Konstanzer Landratsamt ist die Unruhe seitdem groß.

Warum? Alle Mitarbeiter wurden zwar mit FFP2 deklarierten Masken ausgestattet – intern munkelte man, dass der Mundschutz aber untauglich oder gar gefälscht sein soll, also den Träger gar nicht vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützt. Der SÜDKURIER nahm Kontakt auf, will der Sache auf den Grund gehen.

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Zwei Mitarbeiter des Landratsamtes sind bereit zu reden. Allerdings nur hinter vorgehaltener Hand. Die Angst vor Ärger mit dem Vorgesetzten, wenn man mit der Presse spricht, ist zu groß.

Einer berichtet, dass es schon seit Wochen intern heftig rumort, weil angeblich schlechte Masken eingekauft worden seien. Gleichzeitig hätte die Leitung damit geworben, dass der Schutz der eigenen Mitarbeiter an erster Stelle stehe und die Belegschaft mit diesen Masken besonders sicher sei.

Bei erster Betrachtung der Maske fallen Ungereimtheiten auf. Sie ist mit einem CE-Zeichen versehen, es fehlt jedoch die vierstellige Prüfziffer. Die Zahlen geben eigentlich an, welches Zertifizierungsinstitut das Produkt unter die Lupe nahm und für verkehrsfähig erachtet: „Eine Prüfung ohne Prüfziffer – die gibt es eigentlich gar nicht“, sagt Roland Ballier, öffentlich bestellter Gutachter für Medizinprodukte .

Und das ist nicht alles: Auf der Maske befindet sich auch noch das KN-95-Symbol. Eigentlich steht es für die chinesische Variante des europäischen CE-Zeichens. Und eigentlich sind die Prüfkriterien der chinesischen Norm ähnlich hoch wie in Europa. Doch entweder wird eine Maske innerhalb der EU, oder in China geprüft. Beides gleichzeitig ist nicht möglich. Laufen die Mitarbeiter des Kreis Konstanz also wirklich mit gefälschten Masken durchs Haus – auch durchs Gesundheitsamt?

Nein. Diese Maske wurde in einem kurzen Zeitfenster im März zugelassen, als die Prüfkriterien herabgesetzt wurden. Der Engpass an Masken war zu groß. Damals musste nicht einmal die Prüfziffer des Zertifizierungsinstituts auf den Mundschutz gedruckt werden, weiß Roland Ballier. „Dass die Maske aber große Verwirrung auslöst, kann ich verstehen“, so der Gutachter.

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Seit April haben Kreismitarbeiter laut Landratsamt Zugriff auf zertifizierte Masken. Auf Nachfrage erklärt die Pressesprecherin des Landkreises, Marlene Pellhammer, dass die Zentralapotheke des Gesundheitsverbundes im März eine große Lieferung in Auftrag gegeben habe, weil man sicher sein wollte, nicht ohne Mundschutz da zu stehen. „Diese Masken sind zertifiziert. Die Mitarbeiter dort sind Profis. Die wissen, worauf sie achten müssen“, sagt die Pressesprecherin.

Dennoch gab es Probleme. Denn zuvor verließ man sich auf als FFP2 deklarierte Masken, die das Land stellte, so Pellhammer. Zwischen April und August erhielt das Landratsamt Konstanz in mehreren Lieferungen tausende Masken. Sie wurden alle an Mitarbeiter verteilt – und hatten teilweise Mängel.

Sprecherin: Das Land verschickte falsche FFP2-Masken

„Hinweise auf Qualitätsmängel bei Masken kamen im Oktober auf“, sagt die Pressesprecherin. Damals wurde öffentlich bekannt, dass viele Produkte auf dem deutschen Markt gefälscht sind oder minderwertigen Schutz bieten. Das galt laut Pellhammer auch für viele Masken, die das Land nach Konstanz geschickt hatte.

„Wir haben unseren Mitarbeitern dann einen Link geschickt. Darin wurde erklärt, an welchen Merkmalen man eine gute Maske erkennt“, sagt sie. Diejenigen, die die Kriterien nicht erfüllen, sollten von Mitarbeitern eigenständig entsorgt werden.

Milliarden Fake-Masken im Umlauf

Die Aufregung und die Unruhe bei Angestellten im Landratsamt ist also nachvollziehbar. Denn bei vielen Produkten, die etwa Kennzeichnungsfehler aufweisen, will der Maskenhersteller den Käufer vorsätzlich in die Irre führen. Er täuscht geprüfte Qualität vor, die es so nie gegeben hat.

Experten gehen davon aus, dass Milliarden Fake-Masken – auch in Deutschland – im Umlauf sind. Die Marktüberwachung des Regierungspräsidiums Tübingen hat sich der Problematik angenommen. Die Behörde prüft FFP2-Masken stichprobenartig und nimmt Fakes vom Markt. Von 1300 Masken wiesen bisher 380 Mängel auf.