Wenn ein Kind krankheitsbedingt nicht zur Schule gehen kann, müssen die Eltern eine Entschuldigung einreichen. Doch was ist, wenn ein Schüler mal fehlen muss, obwohl er gar nicht krank ist? Etwa, weil die Abreise in den Urlaub außerhalb der gesetzten Ferienzeit einfach günstiger ist, ein Verwandtenbesuch ansteht oder aus anderen Gründen?

Laut FDP-Politiker Patrick Konopka ist das „eine echte Krux“ für Eltern. Deshalb fordert der FDP-Politiker und Allensbacher Gemeinderat jetzt zwei Jokertage an Schulen – also ein Recht für Eltern, ihr Kind ohne Begründung an zwei Tagen pro Schuljahr nicht in die Schule zu schicken.

Zwei Jokertage – für die Schwänzer?

Patrick Konopka, der selbst Gymnasiallehrer ist, hat dafür einen Antrag ausformuliert, den er auf dem Landesparteitag am kommenden Sonntag in Fellbach einreichen will. In dem schreibt er, dass durch die Jokertage an Schulen „voraussehbare Fehlzeiten zum Beispiel aufgrund einer früheren Abreise in den Urlaub unbürokratisch und eigenverantwortlich vermieden werden könnten“.

Die Schwänzer will er mit dem Antrag aber nicht erfreuen, sagt Konopka im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Der Schule fernbleiben geht eigentlich nur mit einer Krankmeldung der Eltern. Der FDP-Politiker aus Konstanz, Patrick Konopka, fordert ...
Der Schule fernbleiben geht eigentlich nur mit einer Krankmeldung der Eltern. Der FDP-Politiker aus Konstanz, Patrick Konopka, fordert aber zwei Jokertage für Schüler. | Bild: Marijan Murat/dpa

Einwände gegen seinen Vorstoß seien ihm bekannt, das große Stichwort laute hier Unterrichtsausfall. Kritik kommt dazu etwa von der FDP-Landesgeneralsekretärin Judith Skudelny, die nichts von dem Vorschlag hält. „Ich finde es schwierig“, sagt sie, weil man sich bemühe, dass bis zum Ferienbeginn kein Unterricht entfalle. Sie verstehe den emotionalen Hintergrund des Antrags, sehe aber jeden Antrag auf Schulausfall kritisch.

Auch die FDP-Parteiführung reagierte skeptisch, Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke sagte, dass er noch keine abschließende Meinung zu Konopkes Vorstoß habe.

Die Schweiz hat die Jokertage bereits eingeführt, sagt Konopka. Der Kanton Thurgau beispielsweise hat 2016 die Einführung von Jokertagen per Volksschul-Gesetz beschlossen. Laut dem Amt für Volksschule können Thurgauer Schüler an zwei Tagen im Schuljahr ohne Begründung fehlen.

Genauso wird es auch im Kanton Zürich gehandhabt, „für eine solche Absenz müssen die Eltern kein Gesuch stellen, es genügt eine Information der Lehrperson oder der Schulleitung“, heißt es dazu auf der Internetseite des Kantons zu Abwesenheiten, Jokertagen und Entschuldigungen.

Jokertage sollen Lehrer Arbeit ersparen

Konopka erklärt das normale Prozedere: Will ein Elternteil sein Kind vom Unterricht freistellen, suche die Mutter oder der Vater zunächst den Kontakt zur Lehrperson. Der Klassenlehrer werde den Elternteil dann an die Schulleitung weiterleiten, denn solche Entscheidungen seien immer eine Einzelfallbetrachtung und Klassenlehrer allein könnten das nicht entscheiden.

Ein Arbeitsaufwand, der durch die Jokertage etwa vermieden werden könnte, findet Konopka und auch logistisch sieht er kein Hindernis für seinen Vorstoß. Ob man die Fehlzeit des Schülers nun als Krankheitstag oder Jokertag ins Klassenbuch schreibt, sei laut ihm „gehüpft wie gesprungen.“

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Die Schulen müssten dabei selbst entscheiden können, welche Bedürfnisse für sie wichtig sind und eigene Regularien für die Jokertage finden können, erklärt der Liberale. So könnten die Schulen beispielsweise festlegen, dass das Beziehen eines Jokertags am Tag eines Klausur-Termins untersagt ist oder andere, eigene, Regelungen zu den Jokertagen finden.

Falsche Krankmeldungen findet er „unehrlich“

Durch das System soll Schule fairer werden, schreibt Konopka in seinem Antrag – und vor allem ehrlicher, denn die Krankmeldung eines Schülers, obwohl er gar nicht krank ist, findet Konopka „einfach unehrlich“, sagt er im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

„Wenn das Southside-Festival stattfindet, fehlen die Schüler am Montag und am Dienstag kommt die Krankmeldung“, sagt der Gymnasiallehrer, „dabei weiß ich eigentlich genau, dass die Schüler nicht krank sind – und würde viel lieber fragen, wie es beim Festival war!“

Außerdem sollen Schüler durch die Jokertage ein gewisses Verantwortungsgefühl erlernen und nicht einfach von den Eltern krankgeschrieben werden, wenn mal ein freier Tag gebraucht wird – schließlich müssen sie später ihre Urlaubstage auch selbst managen. „Das finde ich einfach liberal“, sagt Konopka.