Was 1946 mit drei Näherinnen in einem Keller in Murg begann, ist heute ein weltweit operierendes Unternehmen mit Produktionsstätten und Partnerunternehmen in Europa, Asien und Nordafrika – die Maryan Beachwear Group.
Das 1946 von Paul und Pia Döbele gegründete Unternehmen für Miederwaren liefert Bademode für Damen in 45 Länder weltweit, betreibt Fachgeschäfte in Deutschland, Resort-Shops in Luxushotels und gleich drei Onlineshops. Aus kleinen Anfängen ist also etwas Großes entstanden – und das soll auch in Zukunft so bleiben.
Dafür will Maya Mehlhorn sorgen. Sie führt das Familienunternehmen in dritter Generation und betrachtet das Lebenswerk ihrer Vorfahren als Verpflichtung betrachtet. Daher blickt sie gerne zurück: Mit einem Patent für flexible Corsagen legte Paul Döbele einen Grundstein für den Erfolg – auf der Weltausstellung 1958 in Brüssel stand seine Innovation für die Befreiung der Frau von einengender Bekleidung.
Bekleidungstechnik-Studium in England
Für seine Enkelin ist sie Symbol einer modernen Unternehmensphilosophie. „Aus der Fertigung von Miederwaren erbten wir die DNA für die Herstellung von Bademoden – aus der Lebensgeschichte meiner Großeltern die Bereitschaft, über Grenzen hinweg frei zu denken und zu handeln“, sagt Mehlhorn.
Sie selbst ist nach einem Studium der Bekleidungstechnik in England und einer Berufstätigkeit in Hongkong 2007 zurückgekehrt. „Der Hochrhein bedeutet für mich Heimat, es war eine Rückkehr zu meinen Wurzeln. Mir hätte das Herz geblutet, wenn meine Eltern das Unternehmen hätten verkaufen müssen, denn es geht mir auch um Verantwortung“, erläutert die Unternehmerin.
Untergegangene Textilindustrie
Seit 2012 ist sie als Geschäftsführerin in Murg und Laufenburg für rund 140 Mitarbeiter verantwortlich, seit 2018 ist sie Vorsitzende der Geschäftsführung. Eine Aufgabe, die sie mit einem besonderen Ethos wahrnimmt: „Ich blicke mit vielen Mitarbeitern auf eine jahrzehntelange Zusammenarbeit zurück, die aus unserer Belegschaft eine große Familie macht“, erklärt sie und erinnert dabei auch an die untergegangene Textilindustrie am Hochrhein.
„Wir haben hierdurch viel Erfahrung und Know-how in der Region verloren“, erklärt Mehlhorn und verweist auf ihren Großvater: „Sein Ideal eines international tätigen Unternehmens lebt auch dadurch fort, dass unsere Fachkräfte aus 17 Ländern kommen.“
Eine halbe Million Teile in der Hauptsaison
Ganz in seinem Sinne entwickelt die vielfach ausgezeichnete Unternehmerin daraus eine Vision, die der Maryan Beachwear Group einen Weg in die Zukunft weist: „Nur durch die Fachkräfte aus diesen Ländern sind wir zukunftsfähig und dies bedeutet für mich einen Auftrag“, bekennt Mehlhorn.
Europa bedeutet ihr etwas, sie denkt nicht in Grenzen. Maryan Beachwear liefert in der Hauptsaison über eine halbe Million Teile in die ganze Welt, bei einer Exportquote von 70 Prozent. Mehlhorn wendet sich gegen jene Stimmen, die Ausgrenzung an die Stelle von Gemeinsamkeit stellen.
Beispielhaft nennt sie die Sprachkurse, die alle Mitarbeiter während der Arbeitszeit besuchen können. „Es ist für mich undenkbar, nicht gemeinschaftlich zu denken und es wäre für meine Großeltern ein Unglück, zu erleben, wie stark das Denken in nationalen Schablonen wieder geworden ist“, führt sie aus.
„Nur wenn wir weltoffen sind und die Herausforderungen der Digitalisierung und nachhaltigen Produktion meistern, können wir zukunftsfähig sein“, ergänzt Mehlhorn. Das Herz der Firma schlage dabei immer in Murg. „Und das wird auch so bleiben.“