Thomas Zwibel sitzt gerade mit einem Mandanten im Besprechungszimmer, als plötzlich zwei maskierte Männer in die Kanzlei in der Hegaustraße stürmen – und Reizgas versprühen. Der Anwalt zögert nicht lange, versperrt die Tür und rief die Polizei.
Das war am vergangenen Donnerstagvormittag. Zwei Stunden später befand sich Singen im Ausnahmezustand, nachdem in einer Tiefgarage in der Ekkehardstraße, die nur wenige hundert Meter entfernt liegt, Gasgeruch festgestellt wurde. „Unklare Gefahrenlage“, hieß es. Hunderte Polizisten, Feuerwehrler, Rettungskräfte und Behördenmitarbeiter waren im Einsatz, in der Stadt gab es Dekontaminationszelte.

Auch am Dienstag kann man sich in der Kanzlei der Anwälte Zimmermann und Zwibel nicht erklären, warum sie zum Ziel dieser Reizgas-Attacke geworden sind. Zwei Mitarbeiter hätten Gas abbekommen, andere flüchteten aus dem Fenster oder sperrten sich ein, sagt Zwibel. Weitere Informationen über die Täter oder ihr Motiv habe er bisher nicht erhalten.
Hängen die Fälle überhaupt zusammen?
Das Polizeipräsidium Konstanz kann am Dienstag nur so viel sagen: Es wird nach wie vor mit Hochdruck ermittelt, die Untersuchungen laufen. Dazu gehört auch herauszufinden, ob es zwischen der Attacke in der Kanzlei und dem Vorfall in der Tiefgarage einen Zusammenhang gibt, erklärt Sprecher Marcel Ferraro auf Nachfrage.

Ein mögliches Motiv sei Gegenstand der Ermittlungen. Die beiden Tatverdächtigen seien wegen des Vorfalls in der Kanzlei am Morgen festgenommen worden. Die Männer im Alter von 21 und 36 Jahren sind noch am Donnerstagabend auf freien Fuß gesetzt worden. Weitere Informationen zu den beiden gibt man noch nicht bekannt.
Welcher Reizstoff war es?
Der Reizstoff, der in der Ekkehardstraße entdeckt wurde, hat keinen allgemein bekannten Namen, sagt Ferraro. Es sei eine chemische Verbindung, die zwar in Reizgas vorkomme, aber auch in Reinigungs- oder Kühlmitteln. Daher hat man auch überprüft, ob ein Auto vor Ort ein Leck hat. Wie berichtet, verursacht der ermittelte Stoff Haut- und Schleimhautreizungen, die jedoch wieder abklingen. Sechs Personen sind davon betroffen gewesen, weitere sind der Polizei bisher nicht bekannt.