Man muss lange zurückdenken in der Geschichte der Südwest-CDU, dass ein Wechsel an der Spitze der Partei und damit auch die Diskussion um die mutmaßliche Spitzenkandidatur harmonisch ablief. Dass es nun wohl erstmals so kommen wird, ist beiden Protagonisten gleichermaßen zu verdanken: Einerseits Thomas Strobl, der beiseite tritt und dem damit erneut und wohl letztmals die Chance verwehrt bleibt, als CDU-Spitzenkandidat nach dem Amt des baden-württembergischen Regierungschefs zu greifen.

Andererseits Manuel Hagel, der im Hintergrund alles daran setzte, um einen öffentlichen Streit und eine erneute Polarisierung der Partei zu vermeiden. Aber auch daran, nicht persönlich mit seinem Förderer brechen zu müssen. Ein für alle Seiten gesichtswahrender Wechsel, der nach innen und außen die so lange vermisste Geschlossenheit ausstrahlt.

Die erste Hürde von vielen

Damit ist allerdings erst die erste Hürde auf dem langen Weg genommen, die CDU im Land zurück an die Macht zu führen. Denn unabhängig davon, ob Thomas Strobl tatsächlich bis zum Ende der Legislaturperiode Innenminister und Vize-Regierungschef bleibt: Ab sofort steht Landtags-Fraktionschef Manuel Hagel im Blickpunkt und in der Verantwortung – und er muss liefern. Das ist kein Selbstläufer.

Bislang bot es sich an, Strobl, der den Grünen und Regierungschef Winfried Kretschmann als Garant einer stabilen grün-schwarzen Koalition gilt, für die Schwäche der CDU im Südwesten verantwortlich zu machen. Die Gewichte in der Regierungskoalition verschieben sich nun. Künftig wird Hagel erklären müssen, wie er die CDU im Land an den Grünen vorbeiführen und das Profil der Partei gegenüber den politischen Mitbewerbern schärfen will.

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Gleichzeitig muss er aber auch als Fraktionschef im Landtag weiter die Regierungskoalition mittragen und womöglich auch in der CDU unpopuläre Entscheidungen rechtfertigen. Der Spagat dürfte schmerzhaft werden. Zweieinhalb Jahre sind es noch bis zu nächsten Landtagswahl. Zeit genug, sich zu beweisen. Oder auch zu scheitern.