Seit Beginn der Ukraine-Krise explodieren nicht nur die Preise für Benzin und Diesel an den Tankstellen, sondern auch für Heizöl: Lag in Baden-Württemberg die durchschnittliche Notierung für 100 Liter Heizöl am 8. März noch bei rund 168,70 Euro, waren es nach Daten der Plattform Fast-Energy am Tag darauf bereits rund 205,80 Euro.
Hausbesitzer – und damit am Ende auch Mieter – aus dem Südwesten trifft die Preissteigerung besonders hart. Denn 34 Prozent der Häuser und Wohnungen wurden 2018 überwiegend mit Öl befeuert, wie das baden-württembergische Umweltministerium auf SÜDKURIER-Anfrage mitteilt. Im Bundesschnitt lag dieser Anteil bei nur 23 Prozent.
Der SÜDKURIER hat mit dem Geschäftsführer der Singener Rundel Mineralölvertrieb GmbH, Thomas Rundel, darüber gesprochen, wie abhängig Baden-Württemberg speziell von russischem Öl ist und ob der Heizöltank jetzt gefüllt werden sollte. Rundel ist auch Vorstandsvorsitzender des Verbands für Energiehandel Südwest-Mitte (VEH).
Heizt Baden-Württemberg vorwiegend mit russischem Öl?
Zumindest ist die Abhängigkeit von russischem Öl nicht so groß wie in anderen Regionen Deutschlands, folgt man dem VEH-Vorsitzenden Rundel. Das Heizöl für Baden-Württemberg stamme von der Raffinerie Miro in Karlsruhe, der größten Raffinerie Deutschlands. Das dort verarbeitete Öl gelange vor allem durch die transalpine Pipeline von Triest in Italien sowie von Amsterdam aus nach Baden-Württemberg.

Allerdings ist das deutsche Tochterunternehmen des russischen Staatskonzerns Rosneft als Gesellschafterin mit einem Anteil von 24 Prozent an der Miro beteiligt. Die Raffinerie selbst gibt als Herkunftsregion des von ihr verarbeiteten Rohöls Osteuropa, Zentralasien und Afrika an.
Wäre es also kein Problem, wenn russisches Öl versiegen würde?
„Doch“, sagt Rundel. Denn andere Raffinerien im Norden und Osten Deutschlands würden ihr Öl direkt über Pipelines aus Russland beziehen. Werde dort der Hahn zugedreht, steige die Nachfrage nach Öl von anderen Standorten. „Dann ist das auch wieder beim Preis spürbar“, so der VEH-Vorsitzende.
Was sollen Hausbesitzer jetzt machen: Heizöltank noch auffüllen oder zuwarten?
Bei der aktuellen Preislage sei man gut beraten, die Füße still zu halten, betont Rundel. „Wir befinden uns am Ende der Heizsaison und bis zum nächsten Winter geht es noch fast ein Jahr.“ Für einen durchschnittlichen Vier-Personenhaushalt reiche über den Sommer für Warmwasser eine Tankfüllung von 500 Liter aus.
Wie geht es mit den Heizölpreisen weiter?
Rundel sieht derzeit das Top des Ölpreises fast erreicht, der unter anderem vor allem aufgrund des Risikozuschlags durch die Importeure infolge des Ukraine-Kriegs derzeit so hoch sei. Seine Einschätzung gelte aber nur, solange „es zu keiner weiteren Eskalationsstufe“ im Ukraine-Konflikt komme, so der VEH-Vorsitzende.
Zudem weist Rundel darauf hin, dass die Organisation erdölexportierender Länder Opec an ihrer erst vorige Woche bestätigten Strategie weiterhin festhält, die Ölförderung nur leicht anzuheben. „Zurzeit ist die Nachfrage immer noch höher als die geförderte Ölmenge. Fällt Russland ganz weg und kommt es tatsächlich zu einer Verknappung, rutschen wir in eine wirklich kritische Situation beim Preis“, so der VEH-Vorsitzende.
Aber Rundel beruhigt zugleich: In den vergangenen 40 Jahren habe er immer wieder kritische Situationen erlebt, die man am Ende gut überstanden habe. „Man sollte jetzt wirklich keine Panik auslösen.“ Denn wie gesagt: Die Heizsaison ist bald vorbei und der nächste Winter lässt erst einmal auf sich warten.