Die Festtage stehen vor der Tür. Sozialminister Manfred Lucha warnt allerdings vor allzu großer Feierlaune. „Impfungen und Testmöglichkeiten könnten nur „Sicherheitsbarrieren“ sein, eine absolute Sicherheit vor einer Ansteckung könne es aber nicht geben.
Zwar gibt es auch in diesem Jahr Regeln, allerdings deutlich weniger streng als noch 2020. Doch nicht alles, was erlaubt ist, ist auch ratsam, warnt die Freiburger Oberärztin am Institut für Virologie, Daniela Huzly. Also was tun an Weihnachten? Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten für Sie:
Ist eine Absonderung vorab sinnvoll und wenn ja, ab wann?
Eine Pauschalempfehlung gibt es nicht, sagt Expertin Huzly sagt: „Wenige Kontakte sind schon sinnvoll, aber ob drei Tage vorher noch viel bringen, ist fraglich.“ In den Schulen werde ja regelmäßig getestet. Das Angebot der freiwilligen vorweihnachtlichen Quarantäne sei nicht sinnvoll, wenn die Kinder zu Hause dann Freunde treffen.
Bei Erwachsenen rät Huzly, die Arbeit ins Homeoffice zu verlegen, sofern man dort viele Kontakte habe und nicht immer eine Maske trage. Wer ohnehin nur mit wenigen Kollegen zusammenarbeite und eine Maske trage, könne aber bedenkenlos ins Büro gehen bis kurz vor Weihnachten.
Welche Rolle spielt der Zeitpunkt der Impfung?
Der Impfschutz lässt mit der Zeit nach, bei älteren Menschen schneller als bei jüngeren. Wessen Impfung schon ein halbes Jahr zurückliegt, kann sich nicht darauf verlassen, dass der Schutz noch voll da ist. Huzly erklärt, dass Geimpfte ohne Boosterimpfung durchschnittlich zu 43 Prozent geschützt seien vor einer Infektion, Geboosterte dagegen zu 75 Prozent.
Ich bin frisch geboostert, also alles gut, oder?
So einfach ist es nicht. Die Schutzwirkung der Impfung ist in jedem Fall wieder höher. Aber ein kompletter Schutz vor einer Infektion ist das nicht. Die neue Variante Omnikron lässt sich nach ersten Erkenntnissen auch mit Boosterimpfungen nicht vollständig abwehren. In Sicherheit wiegen und alle Hygiene- und Abstandsregeln über Bord werfen sollte man also deshalb nicht.

Sollte ich mich testen lassen und wenn ja, wie oft?
„Es müssen nicht alle in ein Testzentrum gehen“, sagt Expertin Huzly. Selbsttests reichten aus, sollten aber möglichst zeitnah vor dem Treffen gemacht werden. Huzly rät, bei einem längeren Familienbesuch über die Feiertage in den ersten Tagen täglich zu testen, dann noch einmal nach der Rückkehr. Zuverlässige Tests hat das Paul-Ehrlich-Institut hier gelistet, sie sind in vielen Drogerien und Supermärkten mittlerweile günstig erhältlich.
Das Sozialministerium sagt dazu: „Sicherlich kann ein Schnelltest nicht schaden, allerdings bietet dieser keine absolute Sicherheit beziehungsweise kann eine Schein-Sicherheit vermitteln, die es so nicht gibt.“ Hintergrund ist: Gerade am Anfang einer Infektion kann der Test negativ ausfallen, weil die Viruslast noch nicht so hoch ist. Der Betroffene kann aber trotzdem bereits infiziert sein. Deshalb rät Huzly zu mehreren Tests an aufeinanderfolgenden Tagen, um das Risiko zu verringern.
Ist ein PCR-Test dann nicht besser?
PCR-Tests sind zwar aussagekräftiger, aber ihre Auswertung dauert länger (in der Regel mindestens 24 Stunden, bis das Ergebnis vorliegt). Zudem sind die Tests nicht kostenlos. Je nach Anbieter variieren die Kosten stark und können bis zu hundert Euro betragen. Bleibt man länger als einen Tag, ist das Ergebnis aber auch dann nur bedingt belastbar, weil neue Kontakte hinzukommen.
Wie viele Menschen dürfen sich an Weihnachten treffen?
In der Alarmstufe II darf bei Treffen, bei denen mindestens eine ungeimpfte Person teilnimmt, nur ein Haushalt mit jetzt zwei weiteren Personen zusammenkommen. Nicht zur Personenzahl hinzu zählen aber nur noch Kinder und Jugendliche bis einschließlich 13 Jahre (anstatt bislang bis 17 Jahre). Wenn also alle geimpft sind, darf die Familie auch im größeren Kreis zusammenkommen, maximal erlaubt sind im Innenraum in der Alarmstufe II 10 Menschen, im Freien 50 Menschen.
Virologin Huzly rät aber davon ab: „Weihnachten im größeren Kreis zu feiern und in wechselnden Konstellationen, halte ich nicht für sinnvoll“, sagt sie. Mit jedem Treffen potenziere sich eine mögliche Ansteckung, deshalb sollte man besser im kleinen Kreis bleiben, empfiehlt sie.
Was empfiehlt die Landesregierung?
„Alle nicht zwingend notwendigen Kontakte sollten angesichts der dramatischen Lage auf den Intensivstationen und aufgrund des Infektionsgeschehens derzeit möglichst eingeschränkt werden“, heißt es auf Anfrage aus dem Sozialministerium. Es empfehle sich daher, „auch in diesem Jahr Weihnachten im kleineren Kreis zu verbringen und auf weite Reisen und Kontakte mit vielen unterschiedlichen Personen zu verzichten.“

Kann ich meine betagte Großmutter besuchen?
Wenn sie im Heim lebt, braucht es dafür bei Ungeimpften einen PCR-Test, für Geimpfte und Genesene reicht ein Schnelltest. Expertin Huzly rät von solchen Besuchen aber ab, gerade wenn man zuvor viele Kontakte hatte und die Großmutter besonders gefährdet ist. Ungeimpfte sollten von solchen Besuchen gänzlich absehen. Ist die Großmutter selbst nicht geimpft, gilt das Gleiche.
Gilt die Ausgangssperre in besonders belasteten Kreisen auch an Weihnachten?
Ja. Das Land hat die entsprechende Regelung übergangsweise bis zum 19. März 2022 verlängert. Das heißt also, dass in Kreisen mit besonders hohen Inzidenzen über 500. Hier gilt für Ungeimpfte nach wie vor die Ausgangssperre zwischen 21 Uhr und 5 Uhr morgens.
Was ist mit Gottesdiensten?
„Ungeimpfte sollten nirgends sein, wo sich viele Menschen aufhalten“, betont Huzly. Nach den Landesregeln dürfen auch Ungeimpfte zum Gottesdienst, Huzly rät davon allerdings dringend ab. Ungeimpfte, die nicht darauf verzichten wollen, sollten sich aber unbedingt testen lassen. Für Geimpfte und Genesene spreche mit dem Tragen einer FFP2-Maske im Gottesdienst aber nichts gegen einen Besuch.