Geahnt hatten es alle, der Beginn der Corona-Pandemie hat es sichtbar gemacht: Die Defizite an unseren Schulen in Sachen Digitalisierung sind haarsträubend. Es mangelt an Ausstattung, an systematischer Lehrer-Fortbildung und, ja, auch an der Bereitschaft in manchem Kollegium. Das brachte eine Umfrage der baden-württembergischen Tageszeitungen im Oktober 2020 ans Licht. Und jetzt, eineinhalb Jahre später? Sind wir nicht viel weiter.

Dieses niederschmetternde Ergebnis ergab eine weitere Umfrage. Eltern sind im Januar 2022 zutiefst frustriert über die Fortschritte an unseren Schulen, und manche Mutter und mancher Vater hofft nur noch, dass ihr Kind halbwegs unfallfrei durch die Schulzeit kommt.

Die Bewertung der Bildungspolitik rauscht in den Keller

Fast die Hälfte aller Eltern hält die digitale Ausstattung an unseren Schulen für unbefriedigend, und 60 Prozent finden, dass es in den vergangenen zwei Jahren keine nennenswerte Verbesserung gab. Das wird auch dadurch nicht besser, dass von offizieller Seite beteuert wird, es habe sich viel getan.

68 Prozent der Eltern sind mit der Schulpolitik im Umfeld der Coronakrise unzufrieden. Das ergab der „BaWü-Check“, eine ...
68 Prozent der Eltern sind mit der Schulpolitik im Umfeld der Coronakrise unzufrieden. Das ergab der „BaWü-Check“, eine Umfrage der baden-württembergischen Tageszeitungen, die vom Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführt wird. | Bild: Philipp von Ditfurth, dpa

Tatsache ist und das zeigt sich auch in der aktuellen Pandemie-Phase wieder: Wenn ein Kind in Quarantäne muss, ist es reiner Zufall, ob es vom Lehrer digital ins Klassenzimmer zugeschaltet wird oder die Unterrichtsmaterialen elektronisch erhält. Es ist reiner Zufall, ob die technischen Voraussetzungen im Klassenzimmer überhaupt gegeben sind, und es ist reiner Zufall, ob eine Lehrerin oder ein Lehrer sie auch einsetzt. Wer ist hier eigentlich für die Entwicklung an den Schulen zuständig? Der Zufall?

Die Bewertung der Bildungspolitik des Landes in der Corona-Krise rauscht in den Keller, 68 Prozent der Eltern halten sie für weniger oder gar nicht gut.

Theresa Schopper muss etwas Spürbares bewegen

Es interessiert sie auch nicht, wer für den langsamen Fortschritt die Verantwortung trägt – das Land, kommunale Schulträger oder ein Schuldirektor. Sie wollen, dass es besser wird. Denn sie sehen, dass die Lernrückstände ihrer Kinder größer werden und nicht kleiner.

Nachdem die Grünen das Bildungsressort übernommen haben, sollte sich vieles ändern – Eltern erkennen davon nicht viel. Für Theresa Schopper ist das – rund acht Monate nach Amtsantritt – ein schlechtes Zeugnis. Theresa wer? Theresa Schopper. Sie ist unsere Bildungsministerin. 47 Prozent der Bevölkerung in Baden-Württemberg kennen sie nicht. Wird Zeit, dass sie etwas Spürbares bewegt.