Am Dienstag wurde es endgültig bizarr. Wer die digitale DB-Fahrplanauskunft fragte, wie er mittags von Friedrichshafen nach Radolfzell kommen sollte, erhielt einen einzigartigen Vorschlag. Denn die direkte Bahnverbindung war ja – wie die DB nach einigem Hin-und-Her einräumte – doch noch gesperrt.
Also, Vorschlag der Auskunft: Am Bahnhof in Friedrichshafen den Bus nehmen. Zum Hafen fahren. Dort in den Katamaran, Bodensee überqueren, nach Konstanz. Von da nach Radolfzell. Mit dem Schienenersatzverkehr, versteht sich – denn auch die Seehas-Strecke ist ja seit Tagen unterbrochen. Geplante Dauer der besonderen Reise: Knapp zweieinhalb Stunden für die rund 60 Kilometer. Das schafft man dann auch mit dem Rad.
Immerhin das war dann zum Schmunzeln. Ansonsten ist es blamabel, wie es um den Bahnverkehr in der Region bestellt ist. Denn es ist eben kein Zufall, dass diese Strecken so lange gesperrt sind. Es ist im Winter Schnee gefallen – ja, Wahnsinn! Zum Problem wird das, weil die Infrastruktur der Bahn generell kaputtgespart ist. Wie passend, dass am Hochrhein gleich noch eine Weiche kaputt geht.
Und zu allem Überfluss biegt auf der Baar am gleichen Tag ein Zug komplett falsch ab.
Was sich bei der Lage am Bodensee zeigt: Die Strecken hier unten, ganz im Süden, stehen in der Priorität offenbar ganz weit unten. Kann man sich zumindest so denken – die Bahn selbst kommuniziert dazu ja kaum, auch nicht mit Medien.
Auskunftsanspruch wird nicht eingelöst
Ohne Frage: Tauschen möchte mit deren Öffentlichkeitsarbeitern wirklich niemand. Doch dem Auskunftsanspruch der Öffentlichkeit, der Kunden, der Steuerzahler kommt das Unternehmen schlichtweg nicht ausreichend nach. Richtig also, dass Verkehrsminister Winfried Hermann das auch zum politischen Thema macht. Vor allem, weil die Schweiz schon wieder zeigt, wie viel besser es laufen kann.
Und gerade jetzt zeigt sich doch, wie wichtig die Bahn im Bodensee-Raum ist. Die Straßen sind überlastet, da sind Seehas, Schwarzwaldbahn, Bodenseegürtelbahn an sich attraktive Alternativen. Nie wurde das deutlicher als in diesen Tagen, wo sich im Berufsverkehr ein einziger Stau zwischen Radolfzell und Konstanz bildet – es muss ja jeder das Auto nutzen, wo kein Zug fährt. In der Blamage für die Bahn liegt also eigentlich die klare Botschaft: Ihr seid wichtig! Macht da endlich was draus!