Es war ein grausames Verbrechen, dass bei vielen Menschen in Deutschland und darüber hinaus Erschütterung und Bestürzung ausgelöst hat: Am 16. Januar wurde ein 46-jähriger Mann gegen 12.30 Uhr auf seinem Firmengelände im Hohenfelser Teilort Liggersdorf brutal umgebracht und seine beiden neun- und zwölf Jahre alten Söhne schwer verletzt. Seither war es still um den Fall geworden. Viele Fragen, unter anderem nach dem Motiv des 35-jährigen Tatverdächtigen, der seither eisern schwieg, blieben offen.
Wie der SÜDKURIER am Mittwoch erfahren konnte, hat die Staatsanwaltschaft Konstanz nun entschieden, Anklage gegen den 35-jährigen Rumänen wegen Mordes und versuchten Mordes mit schwerer Körperverletzung zu erheben. Als Motiv für die unfassbare Tat nennt Andreas Mathy, Sprecher der Konstanzer Staatsanwaltschaft, „Habgier“ bei den Angriffen auf den 46-jährigen Vater und den zwölfjährigen Sohn, „der zuerst attackiert“ worden war.
Vor Attacke mit Vornamen angesprochen
Der neunjährige Sohn dürfte Augenzeuge der Attacken auf seinen Bruder und Vater geworden sein und soll sich nach SÜDKURIER-Informationen im Wohnhaus der Familie erfolglos vor dem Angreifer versteckt haben. Nach Ansicht der Staatanwaltschaft wollte der mutmaßliche Täter mit seinem Angriff auf den Neunjährigen die „vorangegangenen Straftaten verdecken“.
Der Tatverdächtige habe „sein Ziel weiterverfolgt, die Opfer auszuschalten, um an das im Haus vermutete Geld zu gelangen und sich nötigenfalls dieses mit Gewalt anzueignen“, sagt Staatsanwalt Mathy. Der mutmaßliche Täter hat in der Vergangenheit für den Betrieb des 46-jährigen Ermordeten gearbeitet, soll aber bereits vor Jahren gekündigt worden sein. Der 35-Jährige habe das Mordopfer mit seinem Vornamen angesprochen, bevor er ihn attackierte.
Ein wichtiger Zeuge dürfte auch der Vater des 46-jährigen Ermordeten sein. Er wurde auf das Geschehen aufmerksam und hielt Nachschau. Damit dürfte er den mutmaßlichen Täter aus dem Konzept gebracht haben, der sich daraufhin im Wohnhaus der Familie verbarrikadiert haben soll, wie der SÜDKURIER erfahren konnte. Möglicherweise konnte sein Einschreiten noch Schlimmeres verhindern.
Der Beschuldigte wurde nach der Tat, ebenso wie die schwerverletzten Kinder, in ein Krankenhaus gebracht und auf der Intensivstation versorgt. Wie eine mit den Vorgängen vertraute Person dem SÜDKURIER berichtete, soll der mutmaßliche Täter sich nach der Tat teilweise selbst schwere Verletzungen zugefügt haben. Er war lange im Justizvollzugkrankenhaus Hohenasperg im Landkreis Ludwigsburg in Behandlung. Seit kurzem befindet sich der 35-Jährige in einer Justizvollzugsanstalt im Süden Baden-Württembergs – wo genau, ist nicht bekannt.
Zur Tat hat sich der Beschuldigte laut Staatsanwalt Mathy bislang nur während seiner eigenen ärztlichen Erstversorgung geäußert. Gegenüber den Ermittlungsbehörden schweigt er sich über die Geschehnisse jedoch aus, was die Ermittlungen von Anfang an erschwerte.
Prozess möglicherweise Mitte Oktober
Eine gute Nachricht gibt es allerdings: Der ältere, inzwischen 13-jährige Sohn hat laut Staatsanwaltschaft Konstanz die körperlichen Folgen des Angriffs „gut weggesteckt“. Auch sein neunjähriger Bruder ist auf dem Weg der Besserung. Doch ob er sein Leben lang von bleibenden Schäden betroffen sein könnte, lasse sich noch nicht mit Sicherheit sagen.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Konstanz, Andreas Mathy, rechnet damit, dass der Prozess gegen den Angeklagten Mitte Oktober über die Bühne gehen könnte. Es gelte nach wie vor die Unschuldsvermutung, wie Mathy betont.