Es ist der zweite bewaffnete Raubüberfall auf einen Discounter in der Region innerhalb von fünf Tagen. Auffällig ist, dass der Täter in beiden Fällen nach einem ähnlichen Muster vorgegangen ist, wobei auch für die Polizei noch unklar ist, ob es sich tatsächlich um den selben Räuber handelt.
Der erste Überfall ereignete sich am vergangenen Freitag, 3. Juni, in Spaichingen. Kurz vor Ladenschluss marschierte ein dunkel gekleideter Mann gegen 20.40 Uhr in die Norma-Filiale in der Europastraße.
Messer Kassiererin an Hals gesetzt
In der Hand trug er ein Messer. Damit forderte er die Kassiererin auf, die Kasse zu öffnen und ihm das darin aufbewahrte Bargeld zu übergeben. Die Frau dürfte sich zunächst geweigert haben. Erst als der etwa 170 bis 175 große Mann der Mitarbeiterin sein Messer an den Hals setzte, übergab sie ihm das Geld. Daraufhin ergriff er die Flucht.
Der zweite Raubüberfall auf einen Lebensmittelmarkt fand am Mittwochabend im Hegau-Städtchen Aach statt – etwa 30 Autominuten südlich von Spaichingen. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Taten oder gar den Beginn einer Serie?
Viele Parallelen bei beiden Überfällen
Auffällig ist jedenfalls, dass der Täter erneut einen Discounter auswählte, diesmal eine Netto-Filiale in der Singener Straße – der einzige Supermarkt in der Stadt Aach. Wie in Spaichingen wählte er den Zeitpunkt knapp vor Ladenschluss gegen 21 Uhr, wenn am wenigsten Kundenbetrieb herrscht und auch nur noch vereinzelt Mitarbeiter vor Ort sind, die Gegenwehr leisten könnten.

Auch die Kleidung des Räubers sowie seine Tatwaffe stimmen an beiden Orten überein: Er war laut Polizei dunkel gekleidet und bedrohte jeweils eine Mitarbeiterin mit einem Messer.
Raubopfer ist „seelisch verwundet“
Sollte es sich um den selben Täter handeln, dann wählte er in Aach jedoch ein anderes Vorgehen als in Spaichingen: Durch eine unversperrte Tür gelangte er in den Bürobereich der Netto-Filiale. Dort drängte der bewaffnete Räuber laut Polizei eine Mitarbeiterin dazu, ihm Bargeld aus dem Tresor auszuhändigen. Anschließend sperrte er die Mitarbeiterin im Büro ein und flüchtete vermutlich in Richtung Ortszentrum.
Laut Arbeitskollegen, mit denen der SÜDKURIER sprechen konnte, blieb die Frau unverletzt. „Aber sie ist seelisch verwundet und hat einen Schock erlitten“, sagt eine Mitarbeiterin. Anders als in Spaichingen, habe der Täter dem Raubopfer das Messer nicht an den Hals gesetzt, aber damit in ihre Richtung gedroht.
Jüngerer Täter in Aach?
Auf die Frage des SÜDKURIER, ob es einen Zusammenhang zwischen beiden Taten gibt, für die jeweils das Polizeipräsidium Konstanz zuständig ist, wirkt eine Sprecherin zunächst überrascht. Nachdem sie bei den unterschiedlichen Ermittlern in beiden Fällen nachfragt, heißt es, diese würden miteinander in Kontakt stehen. Ein Zusammenhang könne weder bestätigt noch ausgeschlossen werden.

Gegen den selben Täter bei beiden Raubüberfällen spricht, dass jener in Aach etwa zehn bis 20 Jahre jünger gewesen sein dürfte, wobei Alterseinschätzungen durch Opfer aufgrund des Schocks auch ungenau sein können. Zudem trug der Räuber am Mittwochabend anders als am vergangenen Freitag eine schwarze Kappe.
Sicherheitsmann bei Kassen postiert
Zur Höhe des geraubten Bargelds in Aach und Spaichingen will die Polizeisprecherin mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen keine Angaben machen. In beiden Fällen brachte eine Schnellfahndung nach dem Täter vorerst keinen Erfolg. Er ist weiterhin auf der Flucht.
Im Netto-Discounter in Aach ist am Tag nach dem Überfall wieder Ruhe eingekehrt, auch wenn die Verunsicherung unter den Mitarbeitern zu spüren ist. Als Sofortmaßnahme steht seit Tag eins nach dem Raub ein dunkel gekleideter Mann mit dunkelgrauer Kappe vor den Kassen, welcher erst auf den zweiten Blick als Sicherheitsmann zu erkennen ist. Er soll in den nächsten zwei Wochen für mehr Sicherheit im einzigen Supermarkt von Aach sorgen.