Verschleiß-Problem auf der Schwarzwaldbahn, umfangreiche Bauarbeiten auf der Gäubahn: Bahnreisende müssen im südlichen Baden-Württemberg jetzt ganz starke Nerven beweisen – und viel Zeit mitbringen.
Schienenersatzverkehr heißt es auf den Hauptstrecken Richtung Karlsruhe und Stuttgart. Doch wo passiert was, wie lange dauert es und welche Alternativen gibt es? Ein Überblick.
Gäubahn
Auf der Gäubahn beginnen die Bauarbeiten am Samstag, 30. Juli und sollen nach Bahnangaben bis Sonntag, 11. September, dauern – also exakt bis zum Ende der Sommerferien. Betroffen ist in verschiedenen Bauabschnitten die Strecke zwischen Rottweil und Eutingen im Gäu. Zwischen Singen und Rottweil verkehren also noch Züge.
Zeitlich bedeutet das: Statt wie in normalen Zeiten rund zwei Stunden dauert die Fahrt von Singen nach Stuttgart Hbf in den Sommerferien nahezu drei Stunden. Fast die gleichen zeitlichen Folgen hat es für Bahnfahrer, die von Villingen via Rottweil in die Landeshauptstadt fahren möchten.
Ab Rottweil verkehrt hierbei ein Direktbus ohne Zwischenhalt nach Herrenberg, von dort fährt eine S-Bahn nach Stuttgart Hbf. Zudem verkehren ab Rottweil Ersatzbusse, die die entfallenden Halte Oberndorf, Sulz, Horb und Eutingen anfahren. Die Bahn macht aber klar: Eine Fahrradmitnahme ist in den Bussen in der Regel nicht möglich.
Tatsächliche Alternativen gibt es für Reisende Richtung Stuttgart kaum. Die Route über Friedrichshafen und Ulm nach Stuttgart dauert von Singen aus 3:45 Stunden, wird aber attraktiver, je weiter östlich man am Bodenseeufer startet.
Reisende aus dem Schwarzwald rund um Villingen-Schwenningen könnten per Schwarzwaldbahn über Karlsruhe nach Stuttgart fahren, was im Vergleich zum Ersatzbus ab Rottweil aber in vielen Fällen immer noch einen Zeitverlust bedeutet. Und dazu müsste die Schwarzwaldbahn ja erst einmal richtig fahren...
Schwarzwaldbahn
Wer auf die digitale Fahrplan-Auskunft der Bahn schaut, mag bei Verbindungen ab Mittwoch, 3. August, in Jubel ausbrechen: Hier wird wieder die ganz normale, unterbrechungsfreie Regionalexpress-Fahrt von Konstanz nach Karlsruhe in gut drei Stunden Fahrtzeit ausgewiesen.
Nur: So wird es sehr wahrscheinlich nicht kommen. Ein Bahn-Sprecherin erklärt, dass diese Angaben vermutlich noch angepasst werden – und ein Ende der Unterbrechung zwischen Hornberg und St. Georgen weiterhin nicht klar zu terminieren ist.
Erneut finden derzeit Schleifarbeiten auf dem Abschnitt statt, erneut soll danach ein Messzug testen, ob sich das Problem verkleinert hat. Ein genaues Datum, wann neue Resultate vorliegen sollen, gibt es laut der Bahn-Sprecherin derzeit aber nicht.
Damit bleibt es bis auf Weiteres dabei, dass Reisende auf dieser Passage rund eine Stunde Zeit verlieren. Von Konstanz bis Karlsruhe benötigt man mit dem Schienenersatzverkehr zwischen Hornberg und St. Georgen mehr als vier Stunden. Von Villingen-Schwenningen nach Karlsruhe sind es drei statt zwei Stunden.
Unterbieten kann man diese Fahrtzeiten nur, wenn man auf die raren Verbindung der SBB nach Offenburg setzt, die die Schwarzwaldbahn noch unterbrechungsfrei befährt. Sie fährt ausschließlich an Samstagen und Sonntagen bis Ende der Sommerferien um 16.09 Uhr in Konstanz ab, mit Umstieg in Offenburg dauert die Fahrt nach Karlsruhe dann 3:20 Stunden. In die Gegenrichtung verkehrt dieser Direktzug ebenfalls nur je einmal am Samstag und Sonntag, Abfahrt um 8.30 Uhr in Offenburg.
Alle anderen Alternativen, etwa die Route über Donaueschingen und die Breisgau-S-Bahn nach Freiburg und von dort nach Karlsruhe, lohnen sich zeitlich nur in Einzelfällen und je nach Wohnort. Oft sind hierbei jedoch Fernzüge nötig, um Zeitgewinne zu erzielen, das Neun-Euro-Ticket gilt somit nicht – die Reise wird teurer.