Mehr Züge auf der Gäubahn, bessere Verbindungen auf den Zulaufstrecken in der Region wie Seehas, Donau- und Schwarzwaldbahn – das gehört zu einem Elf-Punkte-Programm, mit dem das Land Baden-Württemberg die Folgen der Gäubahn-Kappung für die Fahrgäste abmildern will.
Im Zuge des Milliardenprojekts Stuttgart 21 soll die Schienenstrecke zwischen Stuttgart und Singen voraussichtlich ab Sommer 2026 für mindestens sechs Jahre in Stuttgart-Vaihingen unterbrochen werden.
Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) stellte das vom Land geplante Kompensationspaket am Freitag in Rottweil vor. „Als Ausgleich werden die Fahrgäste deutlich bessere Angebote auf der Strecke zwischen Stuttgart und Singen bekommen“, sagte Hermann und appellierte zugleich an Bund und Bahn, die Planung und den Bau des Pfaffensteigtunnels zügig voranzutreiben und die Finanzierung abzusichern.
Neben Verbesserungen in der Region Stuttgart sowie am Neckar bei Horb, Sulz und Oberndorf soll vor allem auch der Süden der Gäubahn in der Region profitieren.
So sollen zwei zusätzliche Expresszugpaare das Fahrtenangebot zwischen Stuttgart und Singen am Morgen und am Abend verbessern – und auch diverse andere Verbindungen profitieren.
Die Pläne für die Region für die Unterbrechungszeit im Einzelnen:
Singen-Stuttgart
Die Ankunft der letzten umsteigefreien Fahrt von Singen in Stuttgart wird statt bisher 20.35 Uhr um 22.30 Uhr sein. Die erste umsteigefreie Abfahrt ab Stuttgart nach Singen ging ab 6.16 Uhr mit Ankunft 8:30 Uhr. Künftig soll der erste umsteigefreie Zug aus Stuttgart in Singen bereits um 5.30 Uhr ankommen.
Schwarzwaldbahn
Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2027 soll ein zusätzliches Zugpaar Offenburg – Konstanz fahren. Das soll eine Beschleunigung der morgendlichen Verbindung nach Konstanz bringen und eine bessere Anbindung an den Norden, zudem frühere Ankunft aus Richtung Offenburg und spätere Abfahrt in Richtung Offenburg. Die Neuordnung im Abschnitt Singen-Konstanz erfolgt erst ab der Elektrifizierung der Hochrheinstrecke (Ende 2027).
Seehas
Der 30-Minuten-Takt zwischen Konstanz und Singen soll auf den Abend ausgeweitet werden. Im aktuellen Fahrplan endet diese Taktung gegen 21 Uhr, danach fährt der Seehas unregelmäßiger.
Hochrhein-Bodensee-Express Konstanz – Basel
Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2027 werden zusammen mit der Schweiz neue Zugverbindungen auf der Hochrheinstrecke angeboten: die zusätzliche Direktverbindung St. Gallen – Konstanz – Singen – Schaffhausen – Basel mit zunächst neun Zügen pro Tag und Richtung ab Fertigstellung der Elektrifizierung der Hochrheinstrecke.
Ringzug Rottweil-Tuttlingen
Aktuell verkehrt der Ringzug zwischen Rottweil und Tuttlingen im Stundentakt bis 22 Uhr, am Sonntag zweistündlich. Zukünftig gibt es von Montag bis Freitag Abfahrten um 22:17 Uhr und 23:17 Uhr mit Ankunft um 22:41 Uhr und 23:41 Uhr sowie ganztägig ein stündliches Angebot an Sonn- und Feiertagen mit Halt an allen Stationen.
Engen/Singen-Tuttlingen
Die schlechte Erreichbarkeit nach Singen von Tuttlingen aus am frühen Morgen und zurück nach Tuttlingen am späten Abend wird verbessert. Künftig soll ein zusätzlicher Zug jeweils am Morgen von Tuttlingen nach Engen/Singen und am Abend von Singen/Engen nach Tuttlingen fahren.
Donaubahn
Ab Fahrplanwechsel Dezember 2026 gibt es auf der Donaubahn ein neues RE-Konzept mit Umsteigemöglichkeiten in Tuttlingen. Die Bedienung erfolgt einmal in der Stunde, zunächst noch mit Taktlücken (die anderen Trassen sind durch Güterzüge belegt). Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2029 können mit dem Bau des neuen Kreuzungsbahnhofs in Inzigkofen bei Sigmaringen die letzten Taktlücken geschlossen werden.
Freudenstadt/Rottweil – Stuttgart
Die Verbindungen von Freudenstadt und von Rottweil sollen künftig ohne Verflechtung separat nach Stuttgart geführt werden. Weil das bisherige Trennen und Kuppeln von Zügen in Eutingen wegfällt, wird eine größere Fahrplanstabilität erwartet. Die Fahrzeit zwischen Rottweil und Böblingen verkürzt sich damit um 12 Minuten. Zusätzlich verkehrt der MEX Stuttgart – Horb in der Hauptverkehrszeit bis nach Rottweil.
Mit den Einzelmaßnahmen gebe es künftig über eine Million mehr Zugkilometer pro Jahr auf der Gäubahn, 50 Prozent mehr Expressverkehr und insgesamt 70 Prozent mehr Regionalverkehr, bilanziert der Verkehrsminister.
Guido Wolf, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn, und Tuttlinger CDU-Landtagsabgeordneter, lobte das Paket. „Seitens des Interessenverbandes bedauern wir die Kappung der Gäubahn bis zur Fertigstellung des Pfaffensteigtunnels. Die vom Land heute vorgestellten Verbesserungen in der Taktdichte, aber auch auf den Zulaufstrecken begrüßt der Interessenverband.“
Gäubahn-Kappung
Im Zug der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 wird die Schienenverbindung der Gäubahn von und nach Singen sowie Zürich im Stuttgarter Stadtgebiet unterbrochen. Nach aktuellem Stand wird dies Mitte 2026 der Fall sein. Bis zur Inbetriebnahme des geplanten Pfaffensteigtunnels zur Verbindung der Gäubahn mit dem Flughafen und dem neuen Hauptbahnhof werden die Züge in Stuttgart-Vaihingen enden und starten. Die Bauzeit dauerst mindestens sechs, Kritiker rechnen mit bis zu zehn Jahren. Solange müssen die Fahrgäste zum Stuttgarter Hauptbahnhof auf die Stadtbahn und die S-Bahn umsteigen.