Seit 1993 ist das Schloss Seeburg in Kreuzlingen am Konstanzer Trichter Restaurant und Event-Location in einem. Erbaut wurde es 1598 von einem Konstanzer – und bald wieder in Konstanzer Hand. Timo Leibbrand, 36 Jahre alt, übernimmt das altehrwürdige Haus zum 1. Januar. Zunächst führt der gelernte Koch das Schloss gemeinsam mit Jacqueline und Klemenz Somm.

Das Kreuzlinger Ehepaar betreibt außerdem einen Bauernhof und beliefert einen Hofladen und Gastronomen in der Nordostschweiz. „Die Vorfreude auf die kommende Zeit ist groß – und das neue Team brennt darauf, gemeinsam mit den Gästen unvergessliche Moment zu schaffen“, sagt Timo Leibbrand, der Stück für Stück das Schloss Seeburg in Eigenregie übernehmen wird.

Das Schloss Seeburg in Kreuzlingen benötigt erhebliche Investitionen

Seit dem 1. Januar 2024 beschränken sich die aktuellen Pächter, Matias und Jacqueline Bolliger, auf den Eventbetrieb – bis zu 120 Hochzeiten werden pro Jahr auf der Seeburg gefeiert. Das bis dahin laufende À-la-carte-Restaurant sei defizitär gewesen. Die mangelhafte Parkplatzsituation, die schlechte Erreichbarkeit des Hauses wegen des umliegenden Parks oder der Fachkräftemangel hätten zu dieser Maßnahme geführt.

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Es kam zu Spannungen zwischen den Pächtern und Räten der Stadt Kreuzlingen, die das Schloss besitzt. „Ich werde beobachten, ob die Stadträte, die so für das À-la-carte-Restaurant waren, in Zukunft regelmäßig hierher zum Essen kommen werden“, schickte Matias Bolliger schmunzelnd noch eine kleine Spitze an die Lokalpolitik.

Nun versucht sich also Timo Leibbrand, der mit 100.000 Franken im Schloss Seeburg einsteigt. Jacqueline und Klemenz Somm investieren 200.000 Franken, möchten das jedoch als eine Art Starthilfe sehen: „Timo und wir ticken auf einer Wellenlänge in punkto Qualität. Timo mag ebenfalls Menschen und ich bin überzeugt davon, dass es in Kreuzlingen bald heißen wird: ‚Ich gehe nochmal zu Timo‘“, zeigt sich Klemenz Somm optimistisch.

Timo Leibbrand mit Jacqueline und Klemenz Somm. Die drei übernehmen das Schloss Seeburg.
Timo Leibbrand mit Jacqueline und Klemenz Somm. Die drei übernehmen das Schloss Seeburg. | Bild: Andreas Schuler

Doch im Objekt herrscht seit 30 Jahren ein Investitionsstau. „Dabei appelliere ich an den Gemeinderat. Die Seeburg als Kraftort benötigt eine erfolgreiche Zukunft und die Unterstützung der Stadt“, so Somm. Laut der Liegenschaftenverwalterin Franziska Zschill ist Kreuzlingen bereits mitten in Planungen, was Neuerungen in der Energetik sowie im Brandschutz angeht, in beiden Bereichen werden die Kosten auf jeweils rund 750.000 Franken geschätzt.

Neben dem Eventbetrieb wird Schloss Seeburg künftig auch wieder à-la-carte-Gäste empfangen. Timo Leibbrand ist sich des Risikos aufgrund der fehlenden Parkplätze bewusst, geht es jedoch mit Zuversicht ein. „Ich glaube daran, dass das Tagesrestaurant laufen kann. Mit einer unkomplizierten, herzlichen Atmosphäre möchten wir das Restaurant Seeburg zu einem Ort machen, an dem sich unsere Gäste willkommen fühlen und den Alltag für eine Weile hinter sich lassen können.“

Schon jetzt arbeitet der Konstanzer Koch Timo Leibbrand in der Seeburg mit

Geplant sei eine mediterran inspirierte Küche. Dabei werde viel Wert auf Qualität gelegt – zu fairen Preisen: „Wir möchten gehobene Küche anbieten, die auch für Normalverdiener erschwinglich bleibt. Regionalität und Saisonalität stehen für uns im Zentrum – passend zur Umgebung und zum Charakter von Schloss Seeburg.“ Genaue Preise und Gerichte können noch nicht genannt werden, das wird frühestens im Herbst der Fall sein.

Der Übergang wird durch eine bereits begonnene Einarbeitungsphase unterstützt, wie Timo Leibbrand erklärt: „Ich darf jetzt schon im Betrieb mitarbeiten und die Abläufe sowie das Team kennenlernen – das ist ein großer Vorteil. Für diese Möglichkeit und das herzliche Willkommen danken wir der Familie Bolliger ausdrücklich. Das ist nicht selbstverständlich.“

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Sein Handwerk gelernt hat Leibbrand im Kreuz auf der Reichenau, zwölf Jahre arbeitete er als Küchenchef im Il Boccone in Konstanz. Anschließend war er drei Jahre lang Geschäftsführer im Constanzer Wirtshaus und zuletzt Betriebsleiter des Restaurants Attica in Frauenfeld.

Ob der Betreiber in Zukunft mehr im Hintergrund, im Service am Gast oder primär in der Küche anzutreffen sein wird, hat Timo Leibbrand noch nicht entschieden. Das Restaurant, so viel steht heute bereits fest, wird zwischen April und Herbst von Donnerstag bis Sonntag mittags und abends geöffnet sein. Der Vertrag zwischen der Stadt Kreuzlingen und den neuen Pächtern läuft über zwei Jahre mit Option auf drei weitere.