Wenn Chefkoch Hubert Neidhart den Termin des traditionellen Küchenfestes in seinem Grünen Baum in Moos bekannt gibt, geht es um Schnelligkeit: In der Regel dauert es wenige Tage und alle 120 Karten sind ausverkauft. In diesem Jahr mussten die Freunde der Kulinarik sogar noch schneller sein – erstmals gab es nur ein Küchenfest anstatt der sonst üblichen zwei. Dadurch bekam die Veranstaltung eine noch exklusivere Note. Die Gäste gehen dabei Gang für Gang in die Küche, die Köche servieren ihnen Komponente für Komponente direkt auf den Teller.

Die Schlegele Kings sorgten wie schon seit 40 Jahren für die musikalische Unterhaltung. Sie wandern mit ihren Instrumenten von Gastraum zu Gastraum sowie in die Küche und begeistern die freudetrunkenen Menschen mit bekannten Hits zum Mitsingen.
Hubert Neidhart führte die Gäste am Mikrofon durch neun Gänge inklusive Amuse Guelue, also dem mit dem schönen Wort Gaumenfreude übersetzten kleinen Auftakt eines anspruchsvollen Menüs, das von neun Köchen kredenzt wurde.

Den Auftakt machte SÜDKURIER-Redakteur Andreas Schuler mit dem Amuse Guelue – er backte bretonische Galettes, eine Art Pfannkuchen aus Buchweizenmehl, mit einer herbstlichen Pilz-Kürbis-Höri-Bülle-Schmand-Füllung und Spritzern einer Balsamico-Creme. Der 55-Jährige nimmt als Hincooker die kulinarische Szene der Region für das SÜDKURIER-Medienhaus unter die Lupe (www.hincooker.de). Hier sein Appetithappen zum Start des Menüs:
Es folgte der Gang von Maciej Steinke vom Grünen Baum mit Petersilien-Rosmarin-Frittata mit Rote-Bete-Carpaccio und Ziegenkäse.
Das Küchenfest 2024 stand auch ein wenig unter dem Motto Wiedersehen – Mit Karlheinz Bölli und Christian Zipfel standen zwei Männer am Herd, die in den 1980er-Jahren im Grünen Baum unter Hubert Neidhart ihre Koch-Ausbildung absolvierten. „Das macht wirklich Spaß und ist eine tolle Geschichte, dass wir uns hier wieder treffen“, sagte Christian Zipfel. „Ich stehe seit vielen, vielen Jahren mal wieder in der Küche.“

Er hat die Kochmütze längst an den Nagel gehängt und ist erfolgreicher Unternehmer – von seinem kulinarischen Können hat der 53-Jährige jedoch nichts verlernt: Er war mit seiner Fischterrine an gehopftem Kräuterschaum, b‘soffener Bülle, Rösti-Taler und einem von ihm selbst gebrauten Craft-Beer zwei Tage beschäftigt.
Karlheinz Bölli, der sich nach seiner Lehre als Wirt in Radolfzell selbstständig machte und mittlerweile in der Maggi-Kantine arbeitet, setzte voll auf Bodenseefisch: Von ihm gab es gebratenen Bodenseekretzer auf Tabouleh mit Grüner Soße.
Weiter ging es mit Adrian Kubala vom Grünen Baum, der eine Kürbis-Ingwer Ramen, also eine japanische Suppe, mit Champagnerkraut, Buttermais, Hokkaido und einem frittierten Ei zubereitete.
Ein Gastgeber-Duo übernahm den nächsten Gang, der den Appetit anregen sollte: Junior-Chefin und Neidhart-Tochter Elena Bianchi kredenzte zusammen mit Maciej Steinke ein Grapefruit-Tomatensorbet mit Mango-Mousse und Gurken-Vodka-Jelly.

Marcin Jocz vom Grünen Baum servierte den Gästen eine perfekt zubereitete bayerische Spezialität: knusprig gebackene Schweinshaxe in Bier-Jus mit Kümmel-Krautsalat.
Gastkoch Frederik Bücheler vom Adler Leitishofen in Meßkirch beeindruckte wie jedes Jahr mit seiner Finesse: Sein Rücken vom Sikahirsch im Ciabattamantel mit Preiselbeer-Pfeffer-Soße, Rosenkohl und Sellerie-Kartoffelpüree war der nächste kulinarische Hochgenuss.
Den krönenden Abschluss bereitete Sven Stottmeier vor – ein weiterer ehemaliger Auszubildender im Grünen Baum: Er brachte von einem Urlaub in Nordspanien ein iberisches Duett mit: baskischer Käsekuchen mit Portwein-Birne.