Von Dieter Wacker

Mit dem 6. Januar begann im schwäbisch-alemannischen Raum die Fastnachtszeit. Während die Sternsinger am Dreikönigstag von Haus zu Haus ziehen und ihre Botschaft verkünden, stauben die Narren nach langen Monaten des Wartens ihre Masken oder Schemen ab. Eng mit der Fastnachts- oder Fasnetzeit verbunden ist ein gewisser Hang zur Völlerei.

Üppige Gelage

"Fastnacht war ursprünglich ein rein ökonomisch begründetes Fest, das sich um den Konsum bestimmter von den Nahrungstabus der Fastenzeit betroffener Speisen und Getränke drehte", schreibt der bekannte Volkskundler und einer der besten Kenner der südwestdeutschen und europäischen Fastnachts-Traditionen, Werner Mezger, Professor für Europäische Ethnologie an der Universität Freiburg, in dem Buch "masquera - Die Historische Villinger Fasnet". Werner Mezger: "Fastnacht ist ein ganz und gar heute aus dem christlichen Jahresverlauf erwachsener Brauchkomplex."

Darüber herrsche national und international wissenschaftlich völlige Einigkeit. Als so genanntes Schwellenfest vor der Osterfastenzeit werde sie (die Fastnacht) ab dem 13. Jahrhundert in Form von üppigen Gelagen greifbar, bei der neben viel Alkohol nochmals große Mengen Fleisch konsumiert und mit der Darreichung spezieller Fastnachtsküchlein weitere Nahrungsmittel wie Eier, Schmalz, Fett und Milch aufgebraucht worden seien. Nach Aschermittwoch sei deren Genuss untersagt gewesen. Das Wort "Fastnacht" steht laut Werner Mezger für die Nacht vor dem Fasten. Der Begriff "Karneval" kommt, so der Freiburger Professor, vom lateinischen "carniselevamen" - örtlich übersetzt: "Wegnehmen des Fleisches".

Nahrhafte Küchlein

Auch im 21. Jahrhundert wissen viele Narren in der Fasnetzeit durchaus einen guten Schluck und deftige Speisen zu schätzen. Die "Fastnachtküchlein" sind heute im schwäbisch-alemannischen Raum noch weit verbreitet und zahlreiche Gerichte gibt es fast ausschließlich in diesen närrischen Tagen. Typische Fastnachtsspeisen für unsere Gegend sind sauere Leberle oder Nierle, Kutteln in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen oder gebrannte Mehlsuppe.

In vielen Gegenden gibt es die Fastnachts- oder Fasnetküchle vor allem am "Schmotzigen Donnerstag", bedeutet das Wort "Schmotz" doch Schmalz oder Fett. In jenem werden die nahrhaften Küchlein gebacken. Mehlsuppe eignet sich für all jene Narren, die an den Fastnachtstagen ins Häs, Kleidle oder Narrengewand gehen. Gerade am frühen Morgen stärkt die Mehlsuppe und füllt den Magen. Und zudem, so wird ihr nachgesagt, "stopfe" sie, sodass die Fastnachter nach solch einem Mahl unbesorgt die kommenden Stunden angehen können.