„Hurra, hurra die Schule brennt“. Gejubelt, wie im gleichnamigen Film und Song, haben die wenigsten, als Rauch aus Fenstern der Grundschule Bermatingen drang und die Sirene ertönte. Es war zwar kein Ernstfall, aber ernst war es der Freiwilligen Feuerwehr Bermatingen schon, denn sie hatte dort ihre Hauptübung angesetzt, zu der sehr viele Interessierte und Schaulustige kamen, darunter Bürgermeister Martin Rupp und Ortsvorsteher Karl Hafen.

Angenommen wurde folgendes Szenario: Im Flur des Obergeschosses der Grundschule bricht durch unachtsame Entsorgung eines leicht entzündlichen Stoffes in einem Mülleimer ein Feuer aus, das rasch auf die Garderobe übergreift. Schnell entwickelt sich starker Rauch im gesamten Flurbereich.

Die vermeintlich ohnmächtige Person, hier ein Dummy, wird von zwei Feuerwehrmännern auf die Trage gelegt und vom oberen Stockwerk nach ...
Die vermeintlich ohnmächtige Person, hier ein Dummy, wird von zwei Feuerwehrmännern auf die Trage gelegt und vom oberen Stockwerk nach unten gelassen. | Bild: Christiane Keutner

Es ist zwar Samstag, dennoch befindet sich eine Schülergruppe im Altbau, Hausmeister und Reinigungskräfte im Neubau. Ihnen ist der Fluchtweg übers Treppenhaus durch Rauch und Feuer abgeschnitten. Der Löschversuch einer Reinigungskraft misslingt, sie kann sich aber ins angrenzende Klassenzimmer zu ihrer Kollegin retten und bricht dort bewusstlos zusammen. Als die alarmierten Feuerwehrleute eintreffen, sehen sie Flammen, starken Rauch, aus den Fenstern am Alt- und Neubau winken Personen und rufen um Hilfe.

„Bei normalem Schulbetrieb kann die Schulleiterin oder eine Lehrerin Auskunft über die Situation und die Personenzahl geben. Diesmal, da wir auch von einem Samstag ausgehen, muss die Wehr alles absuchen und schauen, wo Personen sind. Ein bisschen Unschärfe hat man immer“, führte der, den gesamten Ablauf begleitende Kommandant Jürgen Fassott über Lautsprecher die Zuschauer ein. Benötige man eine Drehleiter, wie in diesem Fall, schaue man, welche verfügbar ist, Markdorf, Meersburg oder Salem. In diesem Fall waren es die Salemer, die anrückten und die Personen aus dem Eckzimmer im Obergeschoss retteten. Üblicherweise haben, je nach Anstellwinkel, im bis zu 500 Kilo belastbaren Korb der Drehleiter mehrere Personen Platz; um der Schau willen wurde einer nach dem anderen „gerettet“.

Nicht zimperlich durfte Jannik sein, als er die Leiter hinuntergeleitet wurde.
Nicht zimperlich durfte Jannik sein, als er die Leiter hinuntergeleitet wurde. | Bild: Christiane Keutner

Etwas schwieriger gestaltete sich die Rettung zweier Menschen auf der Seite Richtung Bahnhof. Hier zeigten sich Schwierigkeiten, mit denen die Feuerwehrmitglieder unter anderem zu kämpfen haben: Sich mit schwerer Atemschutzausrüstung durch eine Wand aus Rauch zu kämpfen, mit Handschuhen Knoten in Seile zu binden, mit denen man die zu Rettenden absichert, diese gleichzeitig zu beruhigen und den Funkverkehr zu bedienen. Spektakulär war die Rettung der vermeintlich Ohnmächtigen aus dem Obergeschoss auf einer auf einer Leiter befestigten sogenannten Schleifkorbtrage, mit dem sie sicher und behutsam nach draußen und auf den Schulhof befördert wurde.

Üblicherweise wären die durch Rauch und Psyche Beeinträchtigten in Ersthilfe vom DRK versorgt und betreut worden; doch weil viele Wehren in der Region ihre Übungen angesetzt hatten, musste auf diesen Teil verzichtet werden. Eingebunden war jedoch die Jugendfeuerwehr, die das Gebäude an zwei Seiten löschte.

Dass Übungen nicht nur dafür gut sind, dass die Freiwillige Feuerwehr die Situation vor Ort kennenlernt, sondern auch mögliche Schwachstellen aufdecken, zeigte sich auch diesmal: Bei einem Feuer schlagen die Brandmelder an, der Strom schaltet ab, die Brandschutztüren in den Fluren fallen automatisch zu und verhindern so die Ausbreitung von Rauch, der schnell zu einer Vergiftung führen kann. Allerdings nur, wenn sie nicht durch einen achtlos hingestellten Stuhl oder hingeworfenen Schulranzen verstellt sind. „Die Brandschutztüren müssen immer frei bleiben“, sagten Fassott und Rupp auf Nachfrage von Rektorin Helen Steiner, die sich nach eventuellen Problemen und deren Beseitigung erkundigt hatte. Beruhigend für alle, dass der jährlich überprüfte Brandschutz auf dem Stand der Technik und abgenommen ist, wie Rupp versicherte.

Oskar, hier mit Ulla Sterk, feierte am Samstag seinen dritten Geburtstag.
Oskar, hier mit Ulla Sterk, feierte am Samstag seinen dritten Geburtstag. | Bild: Christiane Keutner

Riesigen Spaß hatte der mit seiner Familie zuschauende Oskar aus Bermatingen: Der feuerwehraffine Knirps feierte im Feuerwehranzügle mit Helm und Spielauto am Samstag seinen dritten Geburtstag; die Party hätte für ihn nicht toller sein können. Grund zum Feiern hatte auch die Feuerwehr, verlief die Übung ja relativ geschmeidig und mit Erreichen der Ziele, was bei der Schlussbesprechung im Feuerwehrgerätehaus deutlich wurde.