Der Keller des Kulturkessels ist verwüstet: Putz liegt auf dem Boden, die Stahltheke ist von Staub überzogen, an den Wänden klaffen Löcher. Alles Absicht! „Wir haben die Corona-Situation genutzt und renovieren den Keller grundlegend“, sagt Reinhold Hug, Mitglied des gleichberechtigten Vorstands, und holt beherzt aus, um den bröckeligen Putz von den Wänden zu schlagen.

Veranstaltungen mussten alle abgesagt werden

Im Klavierzimmer, das zunehmend für Veranstaltungen genutzt wird, liegen noch die Flyer mit den Veranstaltungen, die alle abgesagt werden mussten: Ostermarkt, Kunsthandwerkermarkt, Musik- und kabarettistische Programme. „Alle Akteure hatten Verständnis und waren kulant, die meisten müssen nicht von ihren Auftritten leben, auch der ‚Kessel‘ nicht als ehrenamtlicher Verein – im Gegensatz zum Theaterstadel in Markdorf“, sagt Reinhold Hug.

Für 2022 bislang nur ein Termin fest vereinbart

Mittlerweile planten sie gar nichts mehr, nur den Termin mit Kabarettist Sebastian Schnoy haben sie für 2022 vereinbart. Die Hälfte der Gage wurde vorgestreckt, um ihn zu unterstützen. Die Termine im Dorfgemeinschaftshaus für die Kunsthandwerkermärkte und das Open-Air-Kino mit der Gemeinde wurden vorsichtshalber reserviert, aber werden nur in Absprache mit der Gemeinde freigegeben.

Ob die stählerne Bar zum Fliesenlegen auseinandergeflext werden muss, ist noch nicht sicher. Sie ist tonnenschwer und war seinerzeit im ...
Ob die stählerne Bar zum Fliesenlegen auseinandergeflext werden muss, ist noch nicht sicher. Sie ist tonnenschwer und war seinerzeit im Keller zusammengeschweißt worden, berichtet Reinhold Hug. | Bild: Christiane Keutner

Chance auf Open-Air-Kino gut

Wie sehen die Chancen für den Freiluft-Termin aus? Gut – wenn die Auflagen für die Gemeinde als Veranstalter mach- und umsetzbar seien. Bei Regen müsse man allerdings in die Halle und sich auch dort Auflagen überlegen, die sich täglich änderten. Der Film sei jedenfalls reserviert und wenn es nur irgendwie möglich sei, werde es umgesetzt. „Aber wir wollen uns und das Publikum nicht ins Risiko stürzen.“

Verständnis für die Situation haben auch die Mitglieder. Der Vorstand hat den Jahresmitgliedsbeitrag reduziert, daraufhin schrieb jemand, sie müssten ihn doch eher anheben, um fehlende Einnahmen auszugleichen. Viele Mitglieder sehen den Beitrag mehr als Unterstützung regionaler Kleinkunst, weniger wegen der damit verbundenen Eintrittsvergünstigung.

Für Online-Kulturveranstaltungen fehlt technische Ausrüstung

„Wir hatten uns schon ein Online-Konzert oder Kabarettisten-Auftritt überlegt, aber uns fehlt die technische Ausrüstung, es müssten mehr als zwei Menschen vor Ort sein und ob das mit dem Internet klappt, ist auch ungewiss“, sagt Reinhold Hug. Nun wurde die Zeit eben genutzt, um seit Dezember grundlegend zu renovieren. Bisher wurde nur ab und zu der Putz erneuert, mit Licht und Strom aufgerüstet. Im Klavierzimmer sind nur Kleinigkeiten zu reparieren, für die Küche wird nach einer Gastro-Schnellspülmaschine gesucht. Vielleicht könne jemand eine gebrauchte Maschine anbieten.

Hinter der Holzwand entdeckt: Spuren von der Aktion Freizeit Bermatingen (AFB).
Hinter der Holzwand entdeckt: Spuren von der Aktion Freizeit Bermatingen (AFB). | Bild: Christiane Keutner

Ursprüngliches Mauerwerk soll sichtbar gemacht werden

Coronakonform sind jeweils nur maximal zwei Mitglieder zugange, mit Abstand und Maske – die gleichzeitig vor den Staubschwaden schützt. Die marode Holzverkleidung ist abgerissen, unter dem Putz erschienen Bilder aus den Ursprüngen des Vereins, der Aktion Freizeit Bermatingen (AFB). Das ursprüngliche Mauerwerk soll sichtbar gemacht, die Wände sollen nur teilweise neu verputzt werden.

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Bauhof stellt Schuttcontainer zur Verfügung

Die Gestaltung habe sich das Design-Team mit Britta Herrmann, Britta Böschen und Elli Grömminger überlegt. Fliesen sollen den Linoleumboden ersetzen. Ob die von Bertram Schellinger und Thomas Maier gebaute tonnenschwere Eisentheke bleiben kann, ist vom Fliesenleger abhängig; eventuell muss der Boden noch begradigt werden. Der Bauhof hilft mit dem Aufstellen und Wegfahren der Bauschutt-Container; das Gebäude, das durch die Renovierung nun aufgewertet wird, gehört ja der Gemeinde.

Alle Arbeiten sollen bis Ende 2021 fertig sein. „Wir können zwar keine Veranstaltungen anbieten, aber die Baustelle wollen wir auch nicht unnötig hinausziehen“, sagt Reinhold Hug. Er hofft mit den anderen, im Jahr 2022 wieder Veranstaltungen realisieren zu können.