Die Ursache für den Luftnotfall des Easyjet-Airbus am Flughafen Friedrichshafen am 22. Januar wird wohl nicht mehr ans Tageslicht kommen: Die britische Billig-Airline lehnt auf Anfrage jegliche Auskünfte über das Ergebnis der Untersuchungen an dem havarierten Flieger ab. Der Airbus wurde nach der Landung am Rande des Rollfeldes rund eine Woche lang von Technikern untersucht. Inzwischen ist er wieder abgeflogen.

Bei Easyjet gibt man sich zugeknöpft
Nach mehrfacher Anfrage bleibt Easyjet bei einem abwiegelnden und nichtssagenden Statement: „Easyjet kann bestätigen, dass Ingenieure in Übereinstimmung mit den Prozessen eine Untersuchung des Flugzeugs vorgenommen haben und dieses nun wieder betriebsbereit ist. Easyjet betreibt seine Flugzeugflotte in strikter Übereinstimmung mit allen Richtlinien und Vorschriften der Hersteller und Sicherheitsbehörden“, lautet die dürre Stellungnahme aus der Presseabteilung des Unternehmens. Im Zuge der Untersuchungen habe man auch mit den zuständigen Behörden in Deutschland und England kommuniziert, heißt es.
In Deutschland ist für Luftnotfälle und Flugunfälle die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU, Braunschweig) zuständig, in England ist es die Air Accidents Investigation Branch (AAIB). Airlines sind verpflichtet, in solchen Fällen die jeweils zuständigen Untersuchungsbehörden zu informieren.
Flugunfall-Behörde sieht keinen Anlass für Untersuchungen
Bei der AAIB in Farnborough verweist man auf die Zuständigkeit der BFU, da sich der Luftnotfall in Deutschland ereignet habe. In Braunschweig wiederum sieht man sich auch nicht zuständig für Auskünfte. Denn die BFU, so teilt Sprecher Germout Freitag mit, werde keine eigene Untersuchung des Falls vornehmen. Für ein eigenes Tätigwerden gebe es klare Vorgaben, sagt Freitag auf Anfrage des SÜDKURIER. Ein Luftnotfall müsse entweder als Unfall oder als schwere Störung eingestuft werden, damit eine weitergehende Untersuchung eingeleitet werden könne.
Beides sei bei dem Easyjet-Flug 8297, der am Abend des 22. Januar in Friedrichshafen gelandet ist, nicht der Fall gewesen: Die Crew habe die Maschine sicher landen können, abgesehen von dem Brandgeruch oder der Rauchentwicklung im Cockpit seien aber keine gravierenderen Störungen aufgetreten, die die Landung erschwert hätten, so Freitag. Mit anderen Worten: Auch in Braunschweig ist der Fall EZY8297 nun zu den Akten gelegt.
Großlage hatte 300 Einsatzkräfte in Marsch gesetzt
Rund 300 Einsatzkräfte von Feuerwehren, DRK und Polizei waren an jenem Samstagabend kurz vor 17 Uhr von der Flughafen-Feuerwehr zu einer Großlage alarmiert worden, nachdem die Easyjet-Crew den Luftnotfall ausgerufen hatte. Ein Meer von blinkenden Blaulichtern erwartete den Flieger auf dem Rollfeld und um den Flughafen.


Aus dem gesamten Bodenseekreis und teils auch aus Nachbarlandkreisen waren die Retter herbeigeeilt. Für die Sanitäter des Roten Kreuzes und der Johanniter war der Einsatz erst gegen 22 Uhr beendet, nachdem gewiss war, dass alle 146 Passagiere und die sechs Besatzungsmitglieder unverletzt geblieben waren.
Rettungsdienste sehen Airline-Haltung gelassen
Bei den Rettungsdiensten sieht man die Easyjet-Stellungnahme eher gelassen. Natürlich wäre die Information über die Ursache der technischen Probleme auch für die Einsatzkräfte interessant gewesen, sagt Markus Winterhalter, Leiter der Flughafen-Feuerwehr. Doch es sei keine notwendige relevante Information. Der Einsatz sei nun auch im Nachgang abgearbeitet und mit dessen Ende sei für die Retter der Fall erledigt.

Ähnlich äußert sich auf Anfrage Kreisbrandmeister Peter Schörkhuber: „Unser Auftrag endet mit dem Abschluss des Einsatzes“, sagt er: „Auch bei Verkehrsunfällen bekommen wir häufig die Ursache nicht mit, das liegt auch nicht in unserem Einfluss.“ Die Einsatzkräfte würden ihre Aufgaben abarbeiten, die Hintergründe seien dabei zweitrangig.