Am vergangenen Wochenende verwandelte sich Uhldingen-Mühlhofen in ein Paradies für Läuferinnen und Läufer. Über 1200 Teilnehmende starteten beim diesjährigen Uhldinger Pfahlbau-Marathon, der auf Naturwegen vom Hafen über das Schloss Salem, vorbei an der Basilika Birnau, bis zurück ans Wasser führte. Damit das sportliche Großereignis reibungslos ablaufen konnte, waren nicht nur Streckenmarkierungen und Getränkestationen vorbereitet – auch die Sicherheit war minutiös geplant.
Uhldingen läuft – und sichert ab
„Die Strecke führt größtenteils abseits des motorisierten Verkehrs“, berichtet Manuel Dillmann, Veranstaltungsorganisation Tourist-Information Seeferien, im Vorfeld der Veranstaltung. „Aber an den Straßenquerungen sind Absperrschranken installiert, die jeweils von Streckenposten gesichert werden“, erklärt er weiter. Für den Verkehrsfluss bedeutete das: Umleitungen in Unter- und Oberuhldingen, sowie Geschwindigkeitsbeschränkungen auf der Kreisstraße 7765. Die verkehrsrechtlichen Anordnungen erteilte das Landratsamt, die Umsetzung oblag dem Organisationsteam.
Neben rund zwei Dutzend Streckenposten sorgte vor allem das Deutsche Rote Kreuz mit über 20 Einsatzkräften und einer Notärztin im Start- und Zielbereich für medizinische Sicherheit. Neun Versorgungsstationen entlang der Strecke ergänzten das Konzept. Auch wenn die Veranstaltung überschaubar wirkt – organisatorisch ist sie ein hochkomplexes Projekt, so Dillmann.
Open-Air-Konzerte: Sicherheit im Takt
Bei Veranstaltungen ganz anderer Dimensionen – etwa Großkonzerten mit mehreren Tausend Besuchern – sind die Anforderungen an Sicherheitskonzepte nochmals deutlich höher. „Als Großveranstaltung definieren wir Events ab 5000 Personen“, erklärt ein Sprecher von Allgäu Concerts, die unter anderem das Salem Open Air veranstalten. In diesem Maßstab greife ein umfassendes Sicherheitskonzept, das gemeinsam mit Behörden, Polizei, Sanitätsdiensten und privaten Sicherheitsfirmen entwickelt werde.

Ein solches Konzept umfasst Zutritts- und Personenkontrollen, Videoüberwachung, Rettungsgassen und eine genaue Evakuierungsplanung. Auch Notfallkommunikation und technische Absperrungen gehören dazu. Der Aufwand ist hoch, ebenso wie die Kosten – doch daran wird nicht gespart: „Investitionen in Sicherheitsmaßnahmen sind für uns unerlässlich, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten“, erklärt der Sprecher.
Allgäu Concerts betont, dass durchdachte Sicherheitsstrukturen nicht nur Risiken minimieren, sondern auch das Sicherheitsgefühl des Publikums stärken. Herausforderungen seien vor allem die detaillierte Planungsarbeit und die finanziellen Aufwendungen.

Individuelle Herangehensweisen bei Städten
Wie unterschiedlich Städte mit dem Thema Sicherheit umgehen, zeigt sich im Vergleich. In Überlingen etwa zählen neben der erwarteten Besucherzahl auch Faktoren wie Regelmäßigkeit und verkehrliche Auswirkungen einer Veranstaltung. „Wir sehen Veranstaltungen, die bereits etabliert sind und auf den innerstädtischen Verkehr wirken, als Großveranstaltungen an“, erläutert Andrea Winkler, Pressesprecherin Stadt Überlingen. Darunter fallen unter anderem auch die verkaufsoffenen Sonntage in der Innenstadt.
Die Sicherheitsverantwortung liegt dabei grundsätzlich beim Veranstalter. Die Stadt ergänzt dies um ein sogenanntes Schutzkonzept, das vor allem Zufahrtsregelungen und physische Barrieren wie „CitySafe“-Sperren umfasst. Details zu Anzahl und Standorten gibt die Stadt aus Sicherheitsgründen nicht preis.
Der organisatorische Aufwand sei jedoch beträchtlich: Barrieren müssen mit schwerem Gerät aufgestellt, bei Bedarf geöffnet und wieder entfernt werden. Eine Herausforderung: Mit der aktuellen Lösung können die Barrieren immer nur als „Schikane“ platziert werden, um die Rettungswege sicherzustellen. Dadurch können diese keine hundertprozentige Sicherheit gewähren – deshalb sei eine neue Lösung in Planung, so Winkler.
Spielraum und Ermessensfragen
Auch in Markdorf ist die Einschätzung, wann ein Sicherheitskonzept notwendig wird, vom Einzelfall abhängig. Ab etwa 1000 zeitgleich anwesenden Personen wird es in der Regel verlangt. „Es handelt sich um eine Ermessensentscheidung, oft in Absprache mit der Polizei“, sagt Jürgen Hess vom Ordnungsamt Markdorf. Bisher habe es keine Veranstaltungen mit über 5000 Besuchern gegeben – ab dieser Schwelle schreibt die Versammlungsstättenverordnung ein Konzept zwingend vor.

Am Beispiel des Stadtfests zeigt sich, wie unterschiedlich der Aufwand ausfallen kann: Zwei bis vier Mitarbeitende eines privaten Sicherheitsdienstes, rund 2200 Euro Kosten für deren Einsatz, hinzu kommen jährlich etwa 2000 Euro für die Konzepterstellung. Der Nutzen liegt für Hess klar auf der Hand: mehr Sicherheit. Dem gegenüber stehen Aufwand und Kosten.
Noch klarer zieht die Stadt Friedrichshafen die Grenze: Ab 5000 Besuchern wird von den Veranstaltern ein Sicherheitskonzept verpflichtend eingefordert. Allerdings könne es auch bei kleineren Events notwendig werden – je nach Gefahrenlage, Publikum und Veranstaltungsart. Eine Sprecherin der Stadtverwaltung betont den Wert solcher Konzepte: „Ein gut ausgearbeitetes Sicherheitskonzept bietet allen Beteiligten einen verbindlichen Leitfaden für den Ernstfall.“ Es stelle sicher, dass Fluchtwege, Brandschutz und Zufahrtskontrollen eingehalten würden – eine Maßnahme, die bei wachsendem Veranstaltungsvolumen zunehmend an Bedeutung gewinnt.