Mehr Corona-Infektionen und damit mehr Menschen in Quarantäne oder Isolation – das ist eine der großen Sorgen, die mit der Ausbreitung der Omikron-Variante einhergeht. Vor allem die Frage, wie man bei einem solchen Szenario die kritische Infrastruktur aufrecht erhalten kann, treibt viele um. Die Bundesregierung hat die Quarantäne- und Isolationsbestimmungen für Infizierte und deren Kontaktpersonen verkürzt. Auch in der Region wappnen sich die Bereiche, die zur kritischen Infrastruktur gehören, für eine Omikron-Welle.

An den Kliniken des Medizin Campus Bodensee (MCB) in Friedrichshafen und Tettnang sind die Pläne aus der vierten Corona-Welle wieder aktiviert worden. Da, wo es möglich ist, wird das Personal getrennt. „Die jetzige Welle trifft auf ausgelaugtes Personal, das nach fast zwei Jahren Pandemie wirklich erschöpft ist“, sagt Susan Würzner, Leiterin des Bereichs Personal und Organisation beim MCB. Daher blicke man mit einer gewissen Sorge, „auf das, was da unkalkulierbar kommen wird mit Omikron“. Weiter sagt die Personalleiterin: „Wenn es so ist, dass Omikron vermehrt zu Impfdurchbrüchen führt und auch deutlich infektiöser ist, müssen wir davon ausgehen, dass sich auch mehr Klinikpersonal anstecken wird.“

Susan Würzner, Leiterin des Bereichs Personal und Organisation des MCB
Susan Würzner, Leiterin des Bereichs Personal und Organisation des MCB | Bild: Medizin Campus Bodensee

Zur Vorbereitung – falls ein erheblicher Teil des Personals erkrankt oder in Quarantäne muss – habe man ehemalige Mitarbeiter, Rentner und Altersteilzeitler, angeschrieben und um Unterstützung gebeten. Man sei stolz und froh über die vielen positiven Rückmeldungen. Weitere Konzepte sehen Verschiebungen von Operationen oder die Konzentration von Personal aus dem zweiten Standort des MCB – der Klinik Tettnang – in Friedrichshafen vor. „Wir hoffen, dass es nicht so weit kommen wird. Aber wir wollen vorbereitet sein“, sagt Susan Würzner über die Maßnahmen.

Beim Rettungsdienst verzeichnet man bisher einen der Jahreszeit entsprechenden, normalen Krankenstand. „Keine Mitarbeitenden sind behördlich in Quarantäne versetzt“, sagt Volker Geier, Geschäftsführer des DRK-Rettungsdienstes Bodensee-Oberschwaben. Mit einer Impfquote von über 93 Prozent gehe man davon aus, „dass uns Erkrankungen von Mitarbeitenden nicht handlungsunfähig machen werden“. Sollte es zu einer hohen Anzahl von Quarantänefällen kommen, könne es aber eng werden. In diesem Fall würde man Sekundär- und Krankentransporte zugunsten der Notfallrettung zurückstellen.

Volker Geier, Geschäftsführer beim DRK-Rettungsdienst Bodensee-Oberschwaben
Volker Geier, Geschäftsführer beim DRK-Rettungsdienst Bodensee-Oberschwaben | Bild: DRK-Rettungsdienst

„Zusätzliche personelle Ressourcen für den Einsatzdienst wären aus den Reihen der Rotkreuz-Bereitschaften der Kreis- und Ortsvereine und aus unserem Bereich Leitung und Verwaltung zu gewinnen“, fügt Volker Geier weiter an. Seit Beginn der Pandemie hat der Rettungsdienst eine Lenkungsgruppe eingerichtet. Darüber hinaus stimme man sich eng mit Behörden, Kliniken und dem DRK-Landesverband ab.

Bisher keine Engpässe bei der Polizei

Auch beim Polizeipräsidium Ravensburg sind die aktuellen Infektionszahlen bislang nicht höher als in den vergangenen Wochen vor Omikron. Daher seien bis dato keine Engpässe entstanden, sagt Polizeisprecher Oliver Weißflog. Darüber hinaus verweist dass Polizeipräsidium ans baden-württembergische Innenministerium. Von dort heißt es: Das bestehende Stufenkonzept werde auch im Hinblick auf die Omikron-Variante fortlaufend auf dessen Aktualität geprüft und gegebenenfalls angepasst. Stufe eins sehe beispielsweise Anpassung von Dienstplänen vor, in den folgenden Eskalationsstufen könnte etwa das Aufgabenportfolio auf die Kernaufgaben reduziert werden.

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Die Feuerwache in Friedrichshafen ist seit Ende Dezember im sogenannten Notbetrieb. Das heißt, für Externe ist der Zutritt nicht mehr möglich. Innerhalb der Truppe wurden zwei Kohorten gebildet, teilt die Stadtverwaltung mit. Außerdem testen sich alle hauptamtlichen Kräfte vor Dienstantritt. Für Ehrenamtliche gilt beim Einsatz 2G, im Anschluss erfolgt zusätzlich noch ein Schnelltest.

Unterstützung durch Überlandhilfe möglich

Aktuell gibt es nach Angaben der Stadt keine Krankheitsfälle bei den hauptamtlichen Einsatzkräften. Unter den Ehrenamtlichen befindet sich eine Person derzeit in Quarantäne, eine in Isolation. Sollte sich die Lage tatsächlich so zuspitzen, dass die Feuerwehr Friedrichshafen nicht mehr ausrückfähig wäre, „dann würden wir im Rahmen der Überlandhilfe von anderen Gemeinden Unterstützung anfordern. Gleiches gilt natürlich auch umgekehrt“, so Stadtsprecherin Monika Blank.

Das Stadtwerk am See konnte eigenen Angaben zufolge den Betrieb während der gesamten Pandemie aufgrund der bisherigen Maßnahmen gut meistern. „Wir sind zuversichtlich, dass dies auch für die Zukunft so bleibt“, sagt Pressesprecher Sebastian Dix. Seit Mitte Dezember seien die Maßnahmen noch einmal deutlich verschärft worden. Absolute Priorität habe das „zuverlässige Aufrechterhalten der Strom-, Gas- und Wasserversorgung“. Dem würden im Notfall aktuelle Projekte oder Instandhaltungen untergeordnet.

Zugangsbeschränkungen in der Netzleitstelle

„In der Netzleitstelle gelten strengste Zugangsbeschränkungen, dort haben nur noch diensthabende Netzführungstechniker und Bereitschaftsmitglieder im Einsatz Zutritt“, nennt Dix ein Beispiel. Schichten wurden so angepasst, dass möglichst wenig Begegnungen stattfinden. Für den Fall eines kompletten Personalausfalls in der Netzführung wurde ein vollwertiges Notfall-Team bestehend aus ehemaligen Netzführungstechnikern für die Sicherstellung des Leitstellenbetriebes gebildet.

Sebastian Dix, Stadtwerk am See
Sebastian Dix, Stadtwerk am See | Bild: Lisa Berger

Das Landratsamt als Katastrophenschutzbehörde ist bei Ausfallszenarien und Notfallplänen der kritischen Infrastruktur eingebunden und schaltet sich nötigenfalls ein. Im eigenen Dienstbetrieb entzerre man die Anwesenheiten, betont Pressesprecher Robert Schwarz und ergänzt: „In besonders sensiblen Bereichen wie dem Straßenbetriebsdienst und den Entsorgungszentren wird in Schichten gearbeitet.“ Sollte es zu Personalausfällen in größerem Umfang kommen, haben lebenswichtige Aufgaben Vorrang. Bei Bedarf helfen sich die Ämter dann gegenseitig mit Personal aus.