Lorna Komm

Wenn Felix Birnbaum durch den Baustoffhandel läuft und Metallrohre abklopft, erntet er nicht selten irritierte Blicke. „Ich suche Töne“, erklärt der 23-Jährige und fügt an: „Donnerbleche oder Metallpipes kann man nicht von der Stange kaufen wie Tomtoms." Felix Birnbaum, gebürtiger Tettnanger und aufgewachsen in Daisendorf, ist leidenschaftlicher Schlagzeuger – und erfolgreich noch dazu. Jüngst gewann er ein Probespiel im Opernhaus Zürich und wird dort ab September für zwei Jahre Akademist.

Felix Birnbaum beim Konzert im Vineum mit seinem aus 26 Einzelteilen bestehenden Schlagzeug. Auch Metallrohre und Bleche aus dem ...
Felix Birnbaum beim Konzert im Vineum mit seinem aus 26 Einzelteilen bestehenden Schlagzeug. Auch Metallrohre und Bleche aus dem Baumarkt hat er dem Instrument hinzugefügt. | Bild: Lorna Komm

Junger Musiker setzt sich gegen viele Mitbewerber durch

Schon früh hat er mehrfach beim Wettbewerb Jugend musiziert Preise gewonnen, unter anderen einen Sonderpreis für die beste Leistung in der Kategorie Schlagzeug in Baden-Württemberg. An der Hochschule für Musik und Theater in München hat er sich gegen viele Mitbewerber durchgesetzt und einen Studienplatz erhalten. „In der Schlagzeugklasse sind insgesamt in allen Jahrgängen nur 25 Leute“, erzählt Felix Birnbaum. Da München zu den führenden Hochschulen gehört, bewerben sich Musiker aus aller Welt. Die Plätze seien beschränkt, da der Bedarf an Schlagzeugern nicht so groß sei, erklärt Felix Birnbaum: Während in einem Orchester mehrere Geigen oder Klarinetten spielen, sei das Schlagzeug eben immer solo.

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Sein Studienwunsch steht bereits als Jugendlicher fest

„Natürlich habe ich als Kleinkind auf Mutters Kochtöpfen rumgetrommelt“, erzählt der junge Mann und lacht. „Aber so mit 13 oder 14 Jahren habe ich schon sicher gewusst, dass ich Musik studieren will.“ Mit sechs Jahren hat Felix Birnbaum mit der musikalischen Früherziehung an der Musikschule Meersburg begonnen und sich früh für das Schlagzeug entschieden. Bereits mit 16 Jahren erhielt er parallel zur Schule an der Universität in München Unterricht bei Professor Peter Sadlo. Für das Musikstudium hat er später als Zweitinstrument das Klavierspielen gelernt, erzählt Felix Birnbaum und fügt an: „Musik ist wie Sprache. Damit kann ich Emotionen weitergeben und Gefühle rüberbringen.“ Sein Spiel beschreibt er als „energetisch“.

Ordentlich aufgereiht liegen die verschieden Schlägel, Trommeln und Tomtoms im ehemaligen Kinderzimmer von Felix Birnbaum.
Ordentlich aufgereiht liegen die verschieden Schlägel, Trommeln und Tomtoms im ehemaligen Kinderzimmer von Felix Birnbaum. | Bild: Lorna Komm

Ehemaliges Kinderzimmer erinnert an Musikgeschäft

Betritt man sein ehemaliges Kinderzimmer im Elternhaus, so wähnt man sich in einem Musikgeschäft: In Regalen ordentlich aufgereiht liegen unterschiedlichste Schlägel in allen Farben und Größen, darüber kleine Trommeln oder Tomtoms. Die großen Trommeln und Becken des aus bis zu 26 Einzelteilen bestehenden Aufbaus für das Stück „Arena“ von Tobias Broström nehmen den meisten Platz im Raum ein. Aber auch ein etwa 2,40 Meter langes Marimbafon steht im Zimmer. Auf dem Schreibtisch liegt ein Koffer voller Paukenschlägel. „Ein Paar handgefertigter Schlägel kostet schon mal über 100 Euro“, informiert Birnbaum.

Auch das etwa 2,40 Meter lange Marimbafon hat im ehemaligen Kinderzimmer seinen Platz.
Auch das etwa 2,40 Meter lange Marimbafon hat im ehemaligen Kinderzimmer seinen Platz. | Bild: Lorna Komm

Felix Birnbaum: „Ich bin ein Perfektionist“

Anfangs hätten seine Eltern ihn finanziell unterstützt, mittlerweile verdiene er selber recht gut: durch Aushilfsjobs bei den Münchner Philharmonikern, bei den Augsburger Philharmonikern, beim Münchner Rundfunkorchester und anderen Profiorchestern. „Ich gebe immer das Beste, das spricht sich dann auch herum“, meint Felix Birnbaum und sagt über sich selber: „Ich bin ein Perfektionist.“

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23-Jähriger übt mindestens sechs Stunden täglich

Im Orchester passe er sich an, aber ebenso gern gebe er Solokonzerte. „Da lade ich mich richtig auf“, sagt der 23-Jährige. Trotz seiner zahlreichen Auftritte habe er aber immer auch etwas Lampenfieber. „Ein Vorspiel für ein Orchester geht teilweise nur wenige Minuten, da muss man Vollgas geben“, erklärt er. Das Schlagzeugspielen erfordere viel Koordination. Mit Händen und Füßen spiele er im Set-up teilweise vier verschiede Rhythmen gleichzeitig. Sechs Stunden übt Felix Birnbaum täglich. Vor Konzerten können es aber auch einige Stunden mehr sein, erzählt er. Zum Ausgleich gehe er gerne Schwimmen.