Überwältigend war nicht nur die Leistung von Wolfgang Rößler in den vergangenen 30 Jahren, sondern auch die Zahl der Mitglieder, die den Vorsitzenden des Sportvereins Deggenhausertal bei der Übergabe seines Amts an seinen Nachfolger begleiteten: 110 Mitglieder huldigten ihm mit ihrer Anwesenheit bei der Jahresversammlung im "Gasthaus Sternen" und gaben Benedikt "Bene" Caspari mit ihrem einstimmigen Votum ihr Vertrauen als würdigen Nachfolger.
Wolfgang Rößler trat vor 46 Jahren in den Verein ein
Es wäre nicht Rößler, wenn er seinen Rückblick über das in drei Jahrzehnten Erreichte nicht genutzt hätte, um die Lorbeeren zu teilen und seinem engagierten Vorstandsteam, den Weggefährten und Mitgliedern zu danken. Erstmals nutzte er ein schriftliches Konzept. Vor 46 Jahren war Wolfgang Rößler in den Verein "Sportfreunde Deggenhausertal" als Jugendspieler eingetreten, wechselte mit 18 zu den Erwachsenen. Gefördert von Hermann Hatzing wurde er Spielführer, gelangte 1983 als Aktiv-Vertreter in den Vorstand, wurde stellvertretender Vorsitzender. Mit dem Vorsitzenden Erwin Stehle und den Vorstandskollegen errichtete er einen Sportplatz in Wittenhofen, der wegen des Wohnbaugebiets jedoch nach einem Jahr zurückbauen werden musste. Familie Steidle stellte eine neue Wiese zur Verfügung; hier entstanden dann der Sportplatz und die "Hütte", ein kleines Vereinsheim.
1989 übernahm Wolfgang Rößler das Amt des Vorsitzenden von Alois Hauke. Der Kassenstand betrug damals 7000 DM, der Mitgliederstand lag bei 150, auf zwei Sportplätzen trainierten zwei Aktiv- und zwei/drei Jugendmannschaften. Notwendig war die Erschließung zusätzlicher Einnahmequellen mit Bockbierfest, Bandenwerbung und Infoheft. Auf Druck der Jugendmannschaften ging man eine Spielergemeinschaft mit dem SV Hornberg-Limpach ein. Daraus erwuchs die zäh verhandelte Fusion der Sporfreunde Deggenhausertal und des Sportvereins Limpach, Grundlage fürs spätere Erfolgsrezept. Rößler dankte hier besonders Manfred Ströhle für dessen Einsatz.
Im Verein auch Dagobert Duck genannt
2006 begannen die Planungen und Verhandlungen fürs neue Sportgelände, wobei sich Hermann Müller sehr einsetzte. Mit der hartnäckigen Sparsamkeit Rößlers, im Verein neckisch Dagobert Duck genannt, brachten die Sportler weit über 100 000 Euro und das "Kässle" von Homberg-Limpach in die Verhandlungen mit der Gemeinde ein, mit der sie dann das Projekt bis 2009 realisierten. Gleichzeitig feierten sie den Aufstieg der Ersten in die Landesliga. Heute hat der Verein fast 700 Mitglieder. Die gesamte Anlage ist ein Millionenprojekt. "Zu meiner Freude sind wir dazu noch schuldenfrei und mit einem soliden Finanzpolster", so Rößler. Mit seiner Vision eines neuen Sportplatzes konfrontierte er schmunzelnd Bürgermeister Fabian Meschenmoser mit dem Wunsch eines Zuschusses. "Es ist positiv, wenn ich als Vorsitzender aufhöre, ich bin bei den Entscheidungen im Gemeinderat bezüglich des SVD nicht mehr befangen. Wir haben also eine Stimme mehr", scherzte Rößler, seines Zeichens auch Gemeinderat und Bürgermeister-Stellvertreter.

"Das war eine Ära wie beim Bürgermeister in Deggenhausertal", scherzte Bürgermeister Meschenmoser in Anspielung an die lange Amtszeit seines Vorgängers und verwies auf die Bedeutung des nicht nur auf dem Fußballplatz sehr aktiven Vereins mit seiner starken Jugendarbeit. "Du hast alles richtig gemacht", bescheinigte Ulrich Rölle dem ausgeschiedenen Rößler. Mit Charme und Charisma habe er das Amt bekleidet, seine eigenen Bedürfnisse nie in den Vordergrund gestellt, sondern geschaut, was der Gemeinschaft gutgetan habe. Der SVD habe unter Rößlers Führung stets herausragende Wertschätzung erfahren. Den Eklat bei einem Bezirksligaspiel habe der SVD seriös abgearbeitet, so Franz Jehle, der auch auf Rößlers Menschlichkeit abhob: "Du hast Dir die Zeit genommen, mich im Krankenhaus und in der Reha zu besuchen. Wo gibt es das noch?", freute er sich über dessen Wertschätzung.
Gute Mischung im Team
Jugendleiter Thomas Gäng freute sich über die hervorragende Jugendarbeit, die gute Mischung von 26 erfahrenen Trainern und "Jungfüchsen" und wünschte sich mehr Jugend-Schiedsrichter. Von den 160 bis 180 Jugendspielern sind 25 Mädchen, sechs wechselten zu den Aktiven. Rößlers Wunsch, alle Aktivmannschaften mögen vorne stehen, ist erfüllt. Die Damen wurden sogar Herbstmeister in der Landesliga. Besonders stolz ist Georg Schnitzler auf die Damen. Er stellte den Antrag, für die Spiele des Damenteams künftig Eintrittsgelder zu verlangen: "Nicht wegen neuer Einnahmen, sondern als Ausdruck der Wertschätzung."
"Nächstes Jahr wird erst einmal ein Lehrjahr sein"
Benedikt Caspari, 34, stammt aus Ellwangen/Jagst. Seit 1992 lebt er in Roggenbeuren, er ist Software-Entwickler bei der Firma Consyd in Deggenhausertal und verheiratet. Seine Hobbys sind Fußball, parallel war er 18 Jahre, bis 2018, aktiv in der Hauptorganisation der "Katholische Junge Gemeinde".
Herr Caspari, Glückwunsch zum Vorsitz. Hatten Sie sich das gut überlegt, den Posten zu übernehmen?
Wolfgang Rößler hat mich bereits vor vier Jahren gefragt, ob ich als Stellvertreter in den Vorstand eintreten möchte – mit Blick auf die spätere Übernahme des Vereins. Das ging nun schneller als erwartet, und so fand ich mich in einem Mix aus Überraschung, Überrumpelung, Vorfreude und dem Wunsch nach neuen Ideen.
Wissen Sie, was auf Sie zukommt?
Ja, Wolfgang Rößler hat ein geballtes Wissen, in das ich mich nun weiter reinfuchsen muss. Ich freue mich auf die Aufgabe. Natürlich stelle ich mir die Frage, ob ich dem gewachsen bin. Aber ich vertraue auf mein Team, das ich hinter mir weiß, Wissen hat und eingreift, falls man sich vergaloppieren sollte.
Haben Sie schon Ideen, sind Änderungen geplant?
Ein neuer Trainingsplatz wird in Angriff genommen werden müssen, die bisherigen sind sehr ausgelastet. Das stand schon fest. Wir haben viele Mannschaften, die alle trainieren wollen. Derzeit gibt es noch in Limpach einen Ausweichplatz, aber das ist keine Dauerlösung.
Auf welche Dinge wollen Sie Ihren Schwerpunkt setzen?
Nächstes Jahr wird erst einmal ein Lehrjahr sein. Es war Wolfgangs Wunsch, einen fließenden Übergang zu machen und nach und nach alles abzugeben. Ich habe zwar schon ein paar Ideen, aber die sind noch nicht druckreif. Ich denke daran, die Struktur des Vereins etwas zu ändern, Lasten und Wissen auf mehrere Schultern zu verteilen. Aber die Vorstandschaft muss das gemeinsam entscheiden. Im Großen und Ganzen sind wir super aufgestellt. Die Hauptaufgabe bleibt, den Bestand der Jugend zu sichern und Ersatz für künftige Veränderungen zu finden.