Der Unmut über die Verkehrssituation im Zuge der Vollsperrung der Landesstraße 204 in der Ortsdurchfahrt von Untersiggingen ist bei vielen Anwohnern und Gewerbetreibenden groß. Unter anderem hatten sich Familie Kirschner, die Betreiber der Tankstelle, weitere Einwohner, Gemeinderäte und Bürgermeister Fabian Meschenmoser beim Regierungspräsidium (RP) Tübingen beschwert, weshalb es nun zu einem Treffen in Untersiggingen kam, bei dem sich Regierungspräsident Klaus Tappeser persönlich ein Bild machte.
Kritik an großräumiger Umleitung
Im Wesentlichen geht es um die großräumige Umleitung während der Bauarbeiten an der Aachbrücke und um die Frage, wer den kleinen Weg zwischen Bauhof und Deggenhauser Aach nutzen darf. Neben dem Regierungspräsidenten, der mit einigen Fachleuten des RP angereist war, nahmen auch Diana und Sven Kirschner, Bürgermeister Meschenmoser, Hauptamtsleiter Peter Nothelfer sowie mehrere Gemeinderäte an dem Gedankenaustausch teil.
Einig waren sich alle Teilnehmer in der Feststellung, dass die Brücke erneuert werden muss. Rainer Schips vom Baurechtsamt in Ravensburg schickte voraus: „Bei den Pendlern gibt es mit der großräumigen Umfahrung kein Problem, auch nicht bei Fußgängern und Radfahrern. Der innerörtliche Verkehr ist das Problem.“

Diskussion über Nutzung der Durchfahrt am Bauhof
Das Konzept sei Anfang Januar vorgelegt worden und es habe nur wenige Rückmeldungen gegeben, auch von der Gemeinde habe das RP wenig gehört. Meschenmoser dazu: „Eine Umleitungsstrecke am Bauhof war nicht möglich. Der innerörtliche Verkehr kann teilweise über kleinere Straßen erfolgen und wir wollten erst reagieren, wenn es zu Problemen kommt.“ Die Anbindung von Untersiggingen an die Gemeinde, insbesondere an Schule, Kindergärten, Einkaufsmärkte, Gewerbebetriebe und Landwirtschaft sei problematisch. Es gelte zu prüfen, ob über Linienbusverkehr, Rettungsdienste, Müllabfuhr und Post hinaus für verschiedene Interessengruppen Ausnahmegenehmigungen für die Durchfahrt am Bauhof erteilt werden könnten. Doch es stelle sich die Frage: Wo fängt man an, wo hört man auf?

Regierungspräsident Tappeser fragte nach: „Könnte es etwas bringen, für diese Strecke eine Tonnagebegrenzung auf 3,5 Tonnen und eine Breitenbegrenzung einzuführen?“ Auch wurde angeregt, die Strecke beim Bauhof zu verbreitern und den dortigen Kinderspielplatz vorübergehend stillzulegen. Hier warf Kristian Siebert vom RP ein: „Da müssten wir erst Baurecht schaffen und das würde so lange dauern, dass die Terminplanung nicht mehr einzuhalten wäre.“
Gemeinde soll Liste mit Personengruppen für Sonderdurchfahrtsrechte erstellen
Sven Kirschner machte den Vorschlag, die Ampel am Weg parallel zum Bauhof abzubauen und stattdessen an das vorhandene Durchfahrt-Gesperrt-Verkehrszeichen den Hinweis „Anlieger frei“ anzubringen und dort dann regelmäßig zu kontrollieren. Die verschiedenen Vorschläge der Gemeinde würden im RP mit den betroffenen Behörden diskutiert und man werde eine Lösung finden, sagte der Regierungspräsident zu. Weiterhin forderte er die Anwesenden auf, über die Gemeinde eine Liste möglicher Personengruppen für Sonderdurchfahrtsrechte erstellen zu lassen.
Bürgerversammlung am Freitag, 7. Juni
- Die Sperrung: Seit dem 14. Mai ist die Landesstraße 204 in der Ortsdurchfahrt Untersiggingen gesperrt. Die Aachbrücke muss durch einen Neubau ersetzt werden. Die Bauarbeiten sollen bis Ende Oktober andauern.
- Der Protest: Weil sich Bürger, Landwirte und Gewerbetreibende mit der Dauer der Baustelle sowie der großräumigen Umleitungsstrecke nicht abfinden wollen, ist für kommenden Freitag, 7. Juni, um 10 Uhr an der Brücke in Untersiggingen eine Protestveranstaltung geplant. Dazu Diana und Sven Kirschner, die die Tankstelle in Untersiggingen betreiben: „Nachdem wir am Freitag, 25. Mai unseren Unmut zum Brückenbau in Untersiggingen in einer Wahlveranstaltung dem Gemeinderat und Bürgermeister kundgetan haben und uns nahe gelegt wurde, selbst etwas zu unternehmen, planen wir diese Großveranstaltung an der Baustelle.“
- Wer am Freitag kommen soll: Zu dieser Veranstaltung haben die Initiatoren den FDP-Landtagsabgeordneten Klaus Hoher, den Pressesprecher des Regierungspräsidiums (RP) Tübingen, Dirk Abel, Rainer Schips vom Baurechtsamt in Ravensburg sowie die Mitglieder des Gemeinderats Deggenhausertal und alle Betroffenen und Interessierten aus der Gemeinde eingeladen.
- Worum es am Freitag geht: In einem Papier beschreiben die Organisatoren das Thema, das bei der Veranstaltung besprochen werden soll: eine sinnvolle Umleitungsregelung für die betroffenen Anwohner, Landwirte und Gewerbetreibenden.
- Der Hintergrund: Die betroffenen Personengruppen kritisieren, dass sie teils immense Umwege in Kauf nehmen müssen – vor allem Gewerbetreibende mit Lastwagen und Landwirte. Aber auch der Alltag von Anwohnern wird beeinträchtigt. Ein Beispiel: Eine Mutter mit zwei Kindern, die in Untersiggingen wohnt und im einen Kilometer entfernten Wittenhofen arbeitet, muss an einem Tag, an dem die Kinder ihre Freizeitangebote nutzen (Fußball, DLRG, Klavier) bis zu vier Mal den Umweg in Kauf nehmen und fährt damit rund 40 Kilometer mehr als bisher. Gewerbetreibende beklagen Einbußen durch die schlechte Erreichbarkeit. Landwirte, die ihre Äcker oder das Vieh jenseits der Brücke haben, äußern sich ähnlich.