Die Brücke über die Deggenhauser Aach in Untersiggingen muss komplett erneuert werden. Das hat zur Folge, dass für die Zeit der Bauarbeiten die Ortsdurchfahrt (L 204) gesperrt werden muss und die Strecke zwischen Untersiggingen und Wittenhofen dicht ist – und zwar voraussichtlich sechs Monate lang.
"Nach intensiver Vorabstimmung und Berücksichtigung anderer verkehrlich relevanter Projekte im Bodenseeraum ist derzeit ein Bauanfang im Mai vorgesehen. Die Fertigstellung soll voraussichtlich bis Ende Oktober erfolgen", teilt Daniel Hahn, Pressesprecher des Regierungspräsidiums Tübingen (RP), mit. Sollte es aufgrund schlechten Wetters zu Verzögerungen kommen, ist laut Hahn ein Puffer bis Dezember vorgesehen.
Pläne für Rettungswege
Fußgänger und Radfahrer können die Strecke auch während der Baumaßnahme nutzen. Der überörtliche Verkehr soll hingegen ab Wittenhofen über die L 204 nach Hefigkofen, B 33, Markdorf, L 205, Bermatingen und Salem in beiden Richtungen umgeleitet werden. Hierzu läuft noch die Anhörung der Träger öffentlicher Belange. Außerdem soll der Fuß- und Radweg zwischen dem Bauhof und dem Ortsende von Untersiggingen in Richtung Salem ausgebaut werden, damit Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge diesen während der Brückensperrung nutze können – allerdings ist diese Notlösung für den Durchgangsverkehr gesperrt.
Vorschlag von Bürgern und Rat
Weil die L 204 für ein halbes Jahr gesperrt wird, kam von Bürgern und dem Gemeinderat die Anregung, zeitgleich die Ortsdurchfahrt in Untersiggingen zu sanieren. Dazu teilt das Regierungspräsidium mit: "Die aus der Zustandserfassung und -bewertung 2016 entwickelte landesweite Projektliste der dringlichsten Erhaltungsmaßnahmen bis 2020 beinhaltet keine Maßnahmen in der Ortsdurchfahrt Untersiggingen."

Nach Kenntnisstand des Regierungspräsidiums Tübingen nimmt die Gemeinde Planungen für umfangreiche Leitungsarbeiten in der Ortsdurchfahrt auf. Ungeachtet der erfolgten Einstufung in der landesweiten Projektliste kann eine Fahrbahndeckenerneuerung erst nach Fertigstellung dieser gemeindlichen Arbeiten erfolgen. Wann dies der Fall sein wird, ist dem Regierungspräsidium Tübingen nicht bekannt.

Bürgermeister Fabian Meschenmoser sagt dazu: "Wir haben in den Gesprächen mit dem RP signalisiert, dass wir uns vorstellen könnten, während der Zeit der Vollsperrung einige Meter alte Hauptleitungen, Wasser und Abwasser, in der Ortsdurchfahrt zu erneuern. Logischerweise müsste dann auch der Belag neu gemacht werden. Hier wäre das RP wieder mit im Boot." Jedoch seien die Planungen noch nicht weit vorangeschritten.
Das sagen die Anlieger zum Brückenneubau
Eine Sperrung der L 204 in Untersiggingen über den gesamten Sommer hat nicht nur Folgen für die Anlieger, sondern für den Durchgangsverkehr durch das Deggenhausertal zwischen Ravensburg und Salem/Überlingen. Dieser muss auf die Bundesstraße 33 durch Markdorf ausweichen.

"Was jedoch meiner Meinung nach für viele unverständlich sein wird, ist die Dauer der Sanierung von über sechs Monaten", erklärt Elli von Ow-Haag, die in Untersiggingen wohnt. Sie fürchtet, dass es zu erheblichen Einschränkungen kommen wird. Denn in Richtung Wittenhofen gehe mit dem Auto nichts mehr.
Egal, ob man zur Arbeit, zum Arzt, zur Apotheke oder zum Einkaufen möchte, die Fahrtzeit wird sich verlängern, je nachdem für welche Umleitungsstrecke man sich entscheidet. Fußgänger und Radfahrer können die "kleine Brücke" zwischen Gewerbegebiet und Waldorfkindergarten nutzen. Wer beispielsweise aus Richtung Wittenhofen kommend die Kinder in den Kindergarten in Untersiggingen bringt, wird voraussichtlich das Auto auf dem D-Tal-Markt-Parkplatz oder im Gewerbegebiet abstellen. Es könnte allerdings zu Parkplatzproblem kommen, wenn Pendler, die Richtung Ravensburg müssen, ihre Fahrzeuge im Gewerbegebiet abstellen, um auf der Umleitungsstrecke keine Zeit zu verlieren.

An einer Lösung für den Schulverkehr – wie kommen die Grundschüler aus Grünwangen, Mennwangen und Untersiggingen nach Wittenhofen – wird derzeit noch gearbeitet. Für die Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge ist ein Masterplan erforderlich, da es eine Möglichkeit geben muss, den Ort in Gefahrensituationen schnell zu erreichen. Hier zeigt sich der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Deggenhausertal, Karl-Heinz Bentele gegenüber dem SÜDKURIER noch bedeckt: "Bis jetzt hatten wir erst eine Besprechung zu diesem Thema und die war im vergangenen Jahr im August, von der weiteren Planung bin noch nicht Informiert worden."

Auch für Gewerbebetriebe kann es Folgen geben. Die Betreiberin der Bft-Tankstelle in Untersiggingen, Diana Kirschner, sagt: "Wir rechnen mit einer Einbuße von mindestens 50 Prozent durch die Sperrung. Eventuell hat es auch Auswirkungen auf unsere Arbeitsplätze, wenn wir unsere Öffnungszeiten anpassen müssen". Sechs Monate seien eine lange Zeit und die Dauer ist für sie nicht nachvollziehbar. "Wir hoffen immer noch, dass sich die Gemeinde eine andere Lösung einfallen lässt, um finanzielle Schäden für uns und unsere Mitarbeiter so gering wie möglich halten zu können", so Kirschner. Alois Hauke aus Untersiggingen sagt: "Wir sind abgeschnitten vom Tal und müssen eine große Umleitung fahren, wenn wir einkaufen wollen."
Weitere Bauarbeiten und Umleitungen
An der Kreisstraße 7744 zwischen Markdorf und Autenweiler sollen im April die Asphaltschichten erneuert werden. Dafür ist eine Vollsperrung der Strecke vorgesehen. "Um die Verkehrsbeeinträchtigung so gering wie möglich zu halten und mit Rücksicht auf den Schulbusverkehr, sollen die Asphaltarbeiten in den Osterferien stattfinden", sagt Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamts Bodenseekreis. Die Umleitung soll von Markdorf über die L 205 nach Bermatingen und von dort über die Autenweiler- und Heidbühlstraße nach Autenweiler erfolgen. Dieses Bauvorhaben ist von Bedeutung für die geplante Maßnahme in Untersiggingen. Denn sollten sich die Arbeiten zwischen Markdorf und Autenweiler verzögern, müsste auch der Baubeginn in Untersiggingen verschoben werden, was den Puffer für die Fertigstellung der Brücke in der Ortsdurchfahrt schmälern würde.