Es ist an einem Mittwochmorgen um 8.45 Uhr: Ein Rauschen und dann ein Krachen. Valentin Popescu eilt ans Fenster und sieht ein Fahrzeug neben der Landesstraße L 204 zwischen Untersiggingen und Mennwangen im Graben liegen. Dem Fahrer ist nichts passiert und die Polizei ist bald vor Ort. „Fünf Zentimeter Schnee und Eis darunter und schon wieder der erste Unfall hier in der Kurve in Untersiggingen“, sagt Popescu. Der Anwohner ist der Ansicht, die Gemeinde ergreife in diesem Bereich insbesondere im Winter nicht die notwendigen Maßnahmen, um gefährliche Situationen oder Unfälle zu vermeiden. Er beobachte dort seit Jahren immer wieder Unfälle. In seinen Augen sei die Kurve tatsächlich ein Unfallschwerpunkt.
Bürgermeister Fabian Meschenmoser erklärt dazu: „Es handelt sich um eine Landesstraße und dafür ist die Gemeinde Deggenhausertal nicht zuständig, sondern die Straßenverkehrsbehörde oder das Regierungspräsidium.“ Die Gemeinde habe sich wiederholt dafür eingesetzt, zwischen Mennwangen und Fuchstobel auf der L 204 eine einheitliche, geringere Geschwindigkeit vorzugeben. Für das Polizeipräsidium Ravensburg sagt Pressesprecher Christian Sugg: „Am Mittwochvormittag gegen 8.45 Uhr ist ein 29 Jahre alter Skoda-Fahrer auf der L 204 zwischen Stefansfeld und Untersiggingen eigenen Angaben zufolge aufgrund eines Niesanfalls auf einem kurzen geraden Streckenstück zwischen den Höfen Bayen und Waldhuterhof nach rechts von der Fahrbahn abgekommen und mit einem Leitpfosten sowie einem Verkehrszeichen kollidiert. Verletzt wurde hierbei niemand.“ Und zum Thema Unfallschwerpunkt? In den vergangenen zwölf Jahren habe es auf der L 204 zwischen Stefansfeld und Untersiggingen keinen tödlichen Verkehrsunfall gegeben. Richtig sei, dass an der Stelle in der Vergangenheit eine Unfallhäufung wahrgenommen wurde, weshalb in dem betreffenden Bereich eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 km/h vorgenommen wurde. Seither sei eine Besserung festzustellen. Aktuell werde die Strecke nicht als sogenannte Unfallhäufungsstelle geführt.
Popescu meint, man dürfe nicht warten, bis es den ersten Toten gäbe. Gerade weil viele Landwirte mit langsamen Fahrzeugen unterwegs seien, die regelmäßig überholt würden, was immer wieder zu gefährlichen Situationen führe. Vor allem die beiden Bushaltestellen für Schulkinder seien ein Risiko. Er schlägt vor: Im Bereich der Kurven sollten Schilder für Tempo 60 und „Gefährliche Kurve“ aufgestellt werden sowie Vorsicht-Kurve-Schilder. Aus Richtung Mennwangen wird unmittelbar vor den gefährlichen Kurven das Überholverbot aufgehoben. Gerade hier sollte das Überholverbot aufrechterhalten werden, sagt Popescu. Weiterhin sollten regelmäßig mobile Blitzer die Geschwindigkeiten überprüfen.
Robert Schwarz, Pressesprecher beim Landratsamt, sagt: „Nach Auswertung der Daten aus dem Verkehrssicherheitsscreening, ein Programm vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg für die Verkehrssicherheitsarbeit mit allen relevanten Informationen über Unfalldaten, Verkehrsmengen, Fahrgeschwindigkeiten, Straßengeometrie, Straßenzustand, Deckenaufbau, Streckenfotos und Bildmaterial wird dieser Streckenabschnitt als unauffällig eingestuft.“ Um die Situation in dem gesamten Bereich zu entschärfen, sei bereits eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 80 km/h vorgenommen worden. 2019 wurde zusätzlich ein Überholverbot eingerichtet. Diese Maßnahmen hätten zu einer Besserung geführt, weshalb die Stelle nicht mehr als Unfallhäufungsstelle gilt.
Seit Anordnung der Maßnahmen wurden drei Unfälle mit Fahrzeugen, die von der Fahrbahn abgekommen sind, registriert, davon zwei Mal wegen Schneeglätte und ein Mal aus unbekannten Gründen. Werde die angeordnete Geschwindigkeit nicht eingehalten, so gelte es zunächst, die geltende Höchstgeschwindigkeit durchzusetzen, erklärt Schwarz. Der Verkehrszug des Bodenseekreises habe diese Stelle im Blick. Aus Fahrtrichtung Untersiggingen gibt es kein Überholverbot. In Richtung Untersiggingen wird das Überholverbot vor den Kurven in Höhe der Abfahrten zum Waldhuterhof beziehungsweise In den Auen aufgehoben.