Frickingen – 100 Kommunen beteiligen sich in Baden-Württemberg am European Energy Award, erst sieben von ihnen haben eine Goldmedaille erreicht. "Frickingen ist schon jetzt beim ersten Mal knapp davor", erklärte Walter Göppel von der Energieagentur Ravensburg begeistert. Zu einer Goldmedaille beim Award 2017 wird es vermutlich dennoch nicht gleich reichen, aber nach Einschätzung der Energieagentur bringt Frickingen es bereits auf 72 Punkte. Damit ist die Gemeinde nur drei Punkte von Gold entfernt, das es bei 75 Punkten gibt.
Bis dahin sei es meist jedoch noch ein Stück Weg zu gehen, lächelte Göppel. Der Fachmann war beeindruckt vom bisher erreichten Klimaschutz in der Gemeinde. Einstimmig beschloss der Gemeinderat Frickingen am Dienstag die Klimaschutzstrategie, also das Energieleitbild für Frickingen und die Zertifizierung zum European Energy Award. Dieser Prozess läuft etwa gegen Ende dieses Jahres.
Bürgermeister Jürgen Stukle sprach vor der Gemeinderatssitzung im Kreise der Mitglieder des Energieteams und der Energieagentur von der dringenden Notwendigkeit, über den Klimawandel nicht nur zu reden, sondern auch zu handeln. "Zwei wichtige zukunftsorientierte Entscheidungen hat der Gemeinderat in den vergangenen beiden Jahren bereits getroffen: das Klimaschutzkonzept zusammen mit den Mitbürgern zu erstellen und jetzt die Zertifizierung vornehmen zu lassen", resümierte Stukle.
Bestandsaufnahmen der Energiegemeinde Frickingen zeigten, dass man einiges vorzuweisen habe. Dazu zählten das Nahwärmenetz, die Fotovoltaikanlagen, die den kommunalen Gebäuden zu 100 Prozent Strom liefern, die solare Straßenbeleuchtung der Neubaugebiete, die Projekte zur Mobilität und die viel beachtete Baukultur "Bauen mit Holz", resümierte der Bürgermeister.
Walter Göppel, Geschäftsführer der Energieagentur Ravensburg, begleitet zusammen mit seiner Kollegin Christina Günther aus Friedrichshafen den Prozess in Frickingen. Göppel freute sich: "Ihr seid ein Sonnendorf und ihr habt ein Energieteam, das lebt, und zwar nicht nur aus den Personen der Verwaltung, sondern auch aus der Bevölkerung heraus." Respekt zollte er, dass die Gemeinde die LED-Solarstraßenbeleuchtung vorangebracht habe. Das hätten nur ganz wenige der insgesamt 60 Gemeinden, die von der Energieagentur betreut würden. Göppel erwähnte ein weiteres Beispiel: "Wer hat schon ein Baader-E-Café, das haben oft nicht einmal die Städte." Gemeint ist die Möglichkeit, die Akkus von E-Bikes während des Kaffeetrinkens aufladen zu können. Der European Energy Award habe Charme, weil eine Bewertung im Vergleich mit anderen Gemeinden stattfinde, betonte Göppel. Zutaten des lebendigen Prozesses in Frickingen seien Kommunikation, die Einbindung der Bürger – das merke man an den vielen Fotovoltaikanlagen auf den Dächern – sowie die Einbindung des Tourismus, wie die Watt-Wanderungen.
Christina Günther ist in der kommenden Woche mit einer Kollegin zur Energieberatung vor Ort und spricht mit den Bürgern an der Haustür. Auch daran sehe man die Lebendigkeit des Prozesses, erklärte Günther in der anschließenden Gemeinderatssitzung. "In der Größe Ihrer Gemeinde sind Sie die ersten unter 5000 Einwohnern, die überhaupt eine Goldmedaille gewinnen würden", spornte Göppel die Frickinger Bemühungen um Klimaeffizienz weiter an.
Vorteile des Awards
- Für Bürger: Weniger Energieverbrauch und Kosten, mehr Wohnqualität, höherer Wert der Immobilie
- Für die Kommune: Infrastrukturplaner und nachhaltige Gemeindeentwicklung, Informationen zu Gebäuden,rRegionale und kommunale Wertschöpfung sowie Imagegewinn
- Für alle: weniger CO2-Emissionen, mehr Klimaschutz