Knapp eine Woche waren Vertreter aus Nuevo Colón, Kolumbien, in Frickingen zu Gast. Gegenseitiger Fachaustausch mit Blick auf die 17 Nachhaltigkeitsziele sind der Sinn des Projektes „Kommunale Nachhaltigkeitspartnerschaften“. Begleitet und finanziert wird der Austausch im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit durch die Servicestelle für Entwicklungszusammenarbeit, Engagement Global. Es war der zweite Besuch der Kolumbianer in Frickingen. Der Gegenbesuch einer Frickinger Abordnung mit Bürgermeister Jürgen Stukle, dem damaligen Gemeinderat Michael Baader sowie den Nachhaltigkeitsbeauftragten Cristina Aguirre und Anne Gehrmann erfolgte im April.

Die Parallelen der beiden Kleingemeinden Frickingen und Nuevo Colón konnten bei gegenseitigen Besuchen abgeklopft werden. In beiden Kommunen spielt der Obstanbau eine große Rolle. Die aus Kolumbien angereiste Bürgermeisterin Alba Merly Marantá Contreras nannte bei der Eröffnungsveranstaltung im Altheimer Benvenut-Stengele-Haus vier Bereiche, in denen die Projektpartnerschaft zum Tragen kommen soll. Neben der Bildung für nachhaltige Entwicklung an Schulen, Biodiversität und nachhaltigem Tourismus soll es um Alternativen für einen nachhaltigen Umgang und den Schutz natürlicher Ressourcen gehen. Auch die Thematik saubere Energien sei von Interesse.

Frickinger unterstützen bei Solarenergie
Angedacht ist es, das Schulhaus in Nuevo Colón mit Solarenergie auszustatten und die dortige Gemeindeverwaltung dabei zu unterstützen, wie Gottfried Grundler (FWV) bei dem Empfang für die insgesamt drei südamerikanischen Besucher erklärte. Die Projektvorschläge zeigten nicht nur die Stärke der Zusammenarbeit zwischen den Partnergemeinden. “Sie unterstreichen auch die Bedeutung der Kultur als roten Faden, der unsere Traditionen, Werte und unser Wissen vereint und einen bereichernden Wissensaustausch ermöglicht“, freute sich die Bürgermeisterin.
Gottfried Grundler sowie die ebenfalls anwesende Grundschulrektorin Tina Gutemann stellten die herausragenden Lehrmethoden von dem ebenfalls nach Frickingen gereisten Lehrer Alexander Mojica heraus. Gemeinsam mit seinen kolumbianischen Schülern habe er kompostiert und gepflanzt und praktisch umgesetzt, wie Strom und Wasser gespart werden könnten. Der Dozent habe sogar einen Radiosender gegründet, in dem Kinder über Nachhaltigkeit berichten könnten. Was die Frickinger Grundschulleiterin besonders faszinierte, ist ,“dass die Schüler in Nuevo Colón das alles freiwillig machen“, sagte sie bewundernd. “Was wir auf jeden Fall von den Kolumbianern lernen können ist, dass man mit viel Weniger zufrieden und glücklich sein kann“, resümierte Grundler.
Frickingens Bürgermeister stellte den internationalen Zusammenhang der Projektzusammenarbeit mit einer Kommune aus dem globalen Süden her. „Unser Handeln vor Ort hat auch Auswirkungen auf andere Teile der Welt“, unterstrich Stukle im Hinblick auf Klimawandel und andere weltpolitische Krisen. Das Miteinander müsse auf Augenhöhe passieren. Bei allen Bemühungen, egal ob auf wirtschaftlichem Sektor oder in den Bereichen Migration oder Fachkräftemangel, gehe es immer darum, Demokratie zu sichern. Nachhaltigkeit muss Stukle zufolge in alle Bereiche Eingang finden, von der fairen Beschaffung bis hin zum Solardach. Der bereits stattgefundene gegenseitige Austausch zeigte sich in Form von einer von Kulturamtsleiterin Birgit Bergmüller zusammengestellten Bilderschau. Die Fotos reichten von der Auftaktkonferenz in Hamm vor vier Jahren über den ersten Besuch aus Südamerika im September 2023, den Gegenbesuch im April bis zu dem aktuellen Aufenthalt der kolumbianischen Gäste.

Gegenseitige Stippvisiten in Obstbauanlagen, bei Naturschutzprojekten, in einer Landwirtschaftsschule in Nuevo Colón und zum Kompetenzzentrum Obstanbau in Bavedorf. Sogar einheimische Bäume konnten die deutschen Vertreter in Kolumbien anpflanzen. Eine besondere Herzlichkeit zeigte sich bei der gegenseitigen Begrüßung in Altheim. Und auch auf dem Herbstmarkt stand die Bürgermeisterin der kolumbianischen Partnerkommune zusammen mit Frickinger Vertretern der Nachhaltigkeits-AG an einem Stand, um die Produkte ihrer Gemeinde vorzustellen.