Zwei Messeveranstaltungen in Friedrichshafen werden aufgrund des sich auch in Süddeutschland ausbreitenden Coronavirus abgesagt, wie Messe-Geschäftsführer Klaus Wellmann bei einer Pressekonferenz am Donnerstag bestätigte. Betroffen sind die Aqua-Fisch, die am Freitag beginnen sollte, und die Frühjahrsmesse IBO, die in dritten Märzwoche auf dem Programm stand. Beide Messen sollen zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden.
Aufbau für Aqua-Fisch war bereits in vollem Gang
Nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt und der Stadt Friedrichshafen hinsichtlich des Coronavirus Covid-19 reagiert die Messe Friedrichshafen und war daher zufolge „kurzfristig gezwungen, die für den Zeitraum 6. bis 8. März geplante Aqua-Fisch zu verschieben“, erläutert Messe-Geschäftsführer Klaus Wellmann.
„Schweren Herzens sehen wir uns aufgrund behördlicher Empfehlung gezwungen, die am Freitag beginnende Aqua-Fisch zu verschieben“, wird Messe-Geschäftsführer Klaus Wellmann in einer Mitteilung der Messe zitiert. Erst am Donnerstagmorgen wurde klar, dass die Messe den gestiegenen Anforderungen, die das Gesundheitsamt empfohlen hatte, nicht würde folgen können. „Wir wollten sogar alle Besucher der Aqua-Fisch namentlich registrieren“, erzählt Klaus Wellmann.
Das Landratsamt verweist auf die Empfehlung des Krisenstabes des Bundes: „Danach sollten internationale Großveranstaltungen derzeit nicht durchgeführt werden“, so Pressesprecher Robert Schwarz. Monika Blank, Pressesprecherin der Stadt Friedrichshafen, verweist auf die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI): „Darin heißt es unter anderem: ‚Massenveranstaltungen können dazu beitragen, das Virus schneller zu verbreiten. Daher kann je nach Einzelfall das Absagen, Verschieben oder die Umorganisation von Massenveranstaltungen gerechtfertigt sein, um der vorrangigen Gesundheitssicherheit der Bevölkerung Rechnung zu tragen.“ Monika Blank fügt hinzu: „Im Dialog mit der Messe sind wir gemeinsam zum Ergebnis gekommen, dass eine Verschiebung der IBO eine zwar schwere, aber notwendige und richtige Entscheidung ist.“
Die Absage sei umso schmerzhafter, da der Messeaufbau bereits im vollem Gang ist. Die Stimmung bei den Ausstellern sei „hoch emotional“ gewesen, nachdem die Nachricht bekannt wurde, erzählt Klaus Wellmann gegenüber dem SÜDKURIER. Im Vorfeld der Messe hatten zehn Aussteller wegen der Corona-Krise ihre Beteiligung abgesagt. Insgesamt hatten sich aber rund 160 Aussteller aus elf Nationen zur Messe angekündigt – sie alle können nun wieder ihre Messestände abbauen. „Die meisten sind natürlich sehr enttäuscht und traurig“, so Messechef Klaus Wellmann. Das Projektteam sei in den Hallen unterwegs, um Trost zu spenden.
„Wir bedauern diese Entscheidung und vor allem deren Kurzfristigkeit zutiefst. Die Fürsorge für unsere Gäste hat jedoch hohe Priorität.“Klaus Wellmann, Messe-Geschäftsführer
„Wir suchen mit den Ausstellern und Partnern den engen Austausch, um eine gute und zukunftsorientierte Lösung zu gestalten“, so Projektleiterin Petra Rathgeber. Der Zeitpunkt des neuen Termins soll noch bekanntgegeben werden.
Wirtschaftlicher Erfolg der IBO wäre „mehr als fraglich“
Auch die Frühjahrsmesse IBO wird verschoben. „Hier sind die Reaktionen und Verunsicherungen vieler Aussteller der Frühjahrsmesse sowie deren Parallelmessen ausschlaggebend“, so Wellmann. In den letzten Wochen habe sich die Nervosität bei der Ausstellerschaft zunehmend erhöht. „In den letzten Tagen haben immer mehr IBO-Aussteller die Befürchtung geäußert, dass die Besucher ausbleiben würden“, erläutert der Messechef. Damit wird es in diesem Jahr auch keine „IBO-Night“ geben, eines der wichtigsten gesellschaftlichen Termine in der Zeppelinstadt.
Auch die teilweise extremen Besucherrückgänge bei anderen aktuell abgelaufenen Konsumentenmessen verstärken ihm zufolge die Notwendigkeit dieser schwierigen Entscheidung. „Natürlich berücksichtigen wir auch die die Gesundheitsvorsorge unserer Gäste bei unserer Risikobetrachtung.“
„Wir leiden gerade mit unseren Ausstellern und Messepartnern gleichermaßen“, sagt IBO-Projektleiter Rolf Hofer. „Zusätzlich wäre der wirtschaftliche Erfolg mehr als fraglich gewesen. Gerade bei einer Konsumentenmesse ist der kausale Zusammenhang zwischen Besucherzahlen und den daraus resultierenden Direktverkäufen sowie der Verkaufsstimmung von immenser Bedeutung.
„Die Entscheidung war emotional äußerst schwierig, aber rational bedauerlicherweise notwendig.“Rolf Hofer, IBO-Projektleiter
Die Aussteller, Besucher und die beteiligten Partner der IBO sowie der Schwestermessen „Neues Bauen“, „Garten & Ambiente“ sowie „Urlaub Freizeit Reisen“ werden laut Messe aktuell über die Verschiebung auf einen noch zu fixierenden Zeitpunkt informiert.
Zwei externe Veranstalter haben ihre Messen bereits abgesagt
Es sind nicht die ersten Messe-Veranstaltungen, die angesichts der Ausbreitung des Coronavirus in Friedrichshafen abgesagt wurden. Bereits Ende vergangener Woche war die „all about automation“, eine zweitägige Fachmesse für Industrie-Automatisierung, verschoben worden. Sie soll nach Veranstalterangaben nun am 1. und 2. Juli stattfinden. Noch kein neues Datum gibt es für die „Bildung & Karriere Bodensee„. Die zweitägige Bildungsmesse sollte am Freitag und Samstag, 6. und 7. März erstmals stattfinden.
Pferd Bodensee: Neun Aussteller sagten wegen Cororavirus ab
Die Messe Pferd Bodensee fand am vergangenen Wochenende noch statt. Bei der alle zwei Jahre stattfindenden Messe wurden mit 30 700 Besuchern rund 3000 weniger als 2018 gezählt. Neun Aussteller hatten nach Messeangaben wegen des Coronavirus auf ihre Teilnahme verzichtet.
„Bei der Pferd Bodensee haben wir alles getan, um Hygiene und die Verhaltensetikette zu wahren, so haben wir etwa überall berührungslose Desinfektionsspender aufgestellt“, erklärt Klaus Wellmann. Doch all das hätte nicht mehr ausgereicht, um die Aqua-Fisch stattfinden zu lassen. Für die Messe Friedrichshafen ist diese Entscheidung mehr als hart, denn wirtschaftliche Einbußen, die laut Messechef Klaus Wellmann „nicht quantifizierbar“ sind, sind abzusehen.