Schuhe gibt es nur noch im Erdgeschoss. Dennoch ist der Laden voll. An der Kasse in dem Geschäft an der Friedrichstraße hat sich eine Warteschlange gebildet. "Das EC-Lesegerät gehört zu den ältesten Dingen hier im Haus und braucht deshalb ein wenig länger", scherzt Sebastian Trapp gut gelaunt. Wehmut ist dem 76-jährigen Geschäftsführer trotz der geplanten Schließung des Schuhauses Trapp nicht anzumerken.

Mit dem Fahrrad durch Berlin

"Vieles hat sich verändert, seit ich mit 21 Jahren Unternehmer geworden bin", sagt Sebastian Trapp. "Das Kaufverhalten der Kunden hat sich verändert, Fachkräfte sind nur noch schwer zu finden." Der Grund, weshalb er das Schuhgeschäft in der Friedrichstraße aufgibt, ist dennoch ein anderer: "Ich bin mittlerweile zu alt dafür", erklärt Trapp lächelnd. Was allerdings nicht bedeutet, dass er nach der Schließung, für die es bislang kein fixes Datum gibt, die Füße hochlegen will. "Ich habe in meinem langen Geschäftsleben viel Erfahrung sammeln können und möchte damit älteren Menschen beistehen", sagt Trapp. Außerdem träume er von einer Fahrradtour durch Berlin. "Viele wissen gar nicht, dass man mit dem Drahtesel Großstädte erkunden kann. Ich finde das besser, als mit einem Touri-Bus", meint der 76-Jährige.

Sebastian Trapp schließt das Schuhhaus, "sobald alles verkauft wurde". Die Füße hochlegen will der 76-Jährige aber auch im Ruhestand nicht.
Sebastian Trapp schließt das Schuhhaus, "sobald alles verkauft wurde". Die Füße hochlegen will der 76-Jährige aber auch im Ruhestand nicht. | Bild: Sandro Kipar

Familie seit 1971 in Friedrichshafen

1971 zog Sebastian Trapp mit seiner Familie von Bayern nach Friedrichshafen. Er übernahm das Geschäft der Familie Eglmeier in der Schanzstraße 15. Ein zweites Schuhgeschäft wurde 1976 in der Friedrichstraße 36 eröffnet. Heute betreibt dort seine Tochter Sonja Trapp ein Sportgeschäft. 1998 kaufte Sohn Daniel Trapp weitere Räumlichkeiten in der Friedrichstraße. Dort befindet sich heute das Schuhgeschäft Trapp.

Platz für Wohnungen und Geschäfte?

Sebastian Trapp hat auch schon erste Vorstellungen, was mit dem Gebäude nach der Schließung des Schuhgeschäfts passieren könnte: "Hier soll ein Zentrum mit Wohnungen und Geschäften entstehen, das zum Bummeln einlädt und die Friedrichstraße aufwertet", sagt er. Dafür müsse das alte Gebäude abgerissen werden. "Die Bausubstanz ist zu alt, ein Umbau würde sich nicht lohnen", erklärt Trapp. Konkrete Pläne gebe es aber noch nicht. Sebastian Trapp weiß immerhin auch noch nicht, wann sein Geschäft schließen wird. "Wir machen zu, sobald alles verkauft wurde."

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Freude am Verkaufen

Besonders freut sich Sebastian Trapp über die Unterstützung seiner Mitarbeiter. "Die meisten sind mit mir jung geworden", erklärt er. Das wichtigste am Geschäftsleben sei die Freude am Verkaufen. "Nur wer positiv bleibt, kann hier Erfolg haben. Diese Freude war immer mein Antrieb." Diese optimistische Einstellung ist für den Geschäftsführer auch der Grund, weshalb er trotz seines Alters täglich noch zehn Stunden im Laden arbeiten kann. "Das ist eben auch ein wichtiger Faktor, den ich gar nicht genug schätzen kann: Die Gesundheit", sagt Sebastian Trapp lächelnd.