Über den Dr.-Ilse-Essers-Preis der Zeppelin-Stiftung freut sich in diesem Jahr Clara Häberle, beste Absolventin der technischen Studiengänge am Campus Friedrichshafen der DHBW Ravensburg. Im Rahmen des Girls' Day nahm sie den Preis von Bürgermeister Andreas Köster entgegen.
"Ihre Abschlussnote von 1,2 verdient höchsten Respekt. Für eine solche Leistung ist viel Ehrgeiz, Fleiß und Ausdauer notwendig", gratulierte Bürgermeister Köster der 22-jährigen Preisträgerin aus Ofterschwang im Allgäu. Während ihres dualen Bachelor-Studiums der Elektrotechnik, Fahrzeugelektronik und mechatronische Systeme absolvierte sie die Praxisphasen im Werk Immenstadt der Robert Bosch GmbH. Hier will sie auch nach dem Studium arbeiten und Elektrohardware konstruieren. "Den Master will ich erst als Spezialisierung in Angriff nehmen, wenn ich im Detail weiß, wohin mich mein Berufsweg führt", sagte Clara Häberle.

Zugang zu Technik
Als Kind wollte Häberle Tierärztin werden, später liebäugelte sie mit Humanmedizin. "Aber Blut sehen ist doch nicht so meins", erzählte sie. In der Schule war Mathe ihr Lieblingsfach und durch ihren Vater hatte sie früh einen guten Zugang zu Technik. An ihrem Beruf mag sie ganz besonders den Moment, in dem sie sieht, dass ihre Konstruktion tatsächlich funktioniert. "Das ist immer ein Gefühl der Erleichterung und macht natürlich großen Spaß." Der Dr.-Ilse-Essers-Preis sei für sie eine echte Überraschung gewesen.
An einer Wand des Friedrichshafener DHBW-Campus hängen die Porträts aller Preisträgerinnen seit 2004. "Ich habe sie immer wieder gesehen und dachte mir schon, dass es cool wäre, dabei zu sein", freut sich Häberle, die auch schon ihr Abitur mit 1,2 gemacht hat. In ihrem Fachbereich an der DHBW waren drei weitere Frauen unter den insgesamt 21 Studierenden. "Mir haben besonders die kleinen Kurse und das persönliche Verhältnis zu den Dozenten und Professoren gefallen." Positiv am DHBW-Studium sei auch das im Praxisbetrieb verdiente Geld, mit dem es selbst finanziert werden könne.

Einblick in Berufsfelder
Rund 30 Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren verfolgten die Preisverleihung im Rahmen des Girls' Day. An diesem Tag erhalten Schülerinnen Einblick in Berufsfelder, die sie während der Berufsorientierung nur selten für sich in Betracht ziehen. In Studiengängen wie Ingenieurswissenschaften oder Informatik sind Frauen immer noch deutlich unterrepräsentiert. "Wir hoffen sehr, dass der Anteil der Frauen bei den technischen Berufen und Studiengängen weiter steigen wird", unterstrich Köster mit Blick auf den Fachkräftemangel. Alle hätten längst begriffen, welches Potenzial in Mädchen und jungen Frauen schlummere.
Beste Berufsaussichten für Ingenieure
Prodekan Wilhelm Ruckdeschel berichtete, dass der Frauenanteil in den technischen DHBW-Studiengängen aktuell im Schnitt bei 17 Prozent liegt, im Wirtschaftsingenieurwesen bei 32 Prozent. "Jährlich liegt der Bedarf an Ingenieuren bei etwa 50 000. Das sind viel mehr, als an den Hochschulen studieren." Auf die Absolventen warten also beste Berufsaussichten.
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Der PreisMit dem Dr.-Ilse-Essers-Preis will die Stadt Friedrichshafen seit dem Jahr 2004 den Fokus auf Frauen in technischen Berufen lenken. Mit ihm verbunden ist für die Preisträgerin ein einwöchiger Aufenthalt an einem Standort der Betriebe der Zeppelin-Stiftung – ZF Friedrichshafen AG oder Zeppelin Systems GmbH. Benannt ist der Preis nach der 1898 geborenen Ilse Essers, Tochter des bekannten Zeppelin-Ingenieurs Theodor Kober. Für die damalige Zeit höchst ungewöhnlich studierte Ilse Essers Technische Physik in München und arbeitete später als Flugzeugkonstrukteurin. (rac)